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Für glückliche Schüler gehen Lehrer in die Lehre

Ernst Fritz-Schubert: «Schüler brauchen mehr Orientierung und weniger Sachwissen.» Foto: Uwe Anspach
Ernst Fritz-Schubert: «Schüler brauchen mehr Orientierung und weniger Sachwissen.» Foto: Uwe Anspach

Glück kann man lernen, dieser Überzeugung ist der Pädagoge Ernst Fritz-Schubert. Und das von Kindesbeinen an. Dafür müssen aber erstmal die glücklichen Lehrer her.

Heidelberg (dpa) - Ob in der Antike oder heutzutage - die Menschen waren schon immer auf der Suche nach dem Glück. Es sollte daher einen festen Platz im Fächerkanon aller Schulen bekommen, meint Ernst Fritz-Schubert anlässlich des Internationalen Tags des Glücks.

Er gilt als Wegbereiter des Faches Glück in Deutschland. «Schüler brauchen mehr Orientierung und weniger Sachwissen. Gute Kenntnisse in Mathe und Deutsch sind keine Garantie für ein gelingendes Leben», findet der ehemalige Rektor einer beruflichen Schule in Heidelberg. Dort führte er erstmals in Deutschland 2007 Glück als Fach ein.

Seit 2009 bildet er Multiplikatoren für seine Idee eines Unterrichts fort, in dem die jungen Menschen ihre Stärken entdecken, Ziele formulieren und Wege dorthin erkennen sollen. Sein Wunsch: «Die Schüler sollen Gestalter ihres Lebens, nicht Erdulder ihres Schicksals werden.» Dem Glück könne jeder selbst auf die Sprünge helfen. Der beste Vermittler dazu sei ein gestandener Lehrer, sagt der 70-Jährige. «Es mag altmodisch klingen, doch die antiken Tugenden gelten immer noch: Mäßigung, Gerechtigkeit, Mut, Weisheit und Bereitschaft, sich weiterzuentwickeln.» Wenn der Lehrer diese Werte verkörpere, sei schon viel gewonnen.

Im Glücksunterricht geht es um Vertrauen und Wertschätzung abseits des «üblichen Hauens und Stechens» zwischen den Schülern, wie Fritz-Schubert erläutert. Dazu tragen etwa Gespräche über die eigenen Wünsche anhand von Fotos bei. Im Schulfach stelle sich heraus, dass die jungen Menschen vor allem von einer intakten Familie träumten. Eine Untersuchung der Universität Mannheim mit Schülern mit und ohne Glücksunterricht ergab, dass das Schulfach Glück einen positiven Effekt auf das subjektive Wohlbefinden der Schüler hatte.

500 bis 600 Lehrer seien am 2009 gegründeten Fritz-Schubert-Institut zur Persönlichkeitsentwicklung bislang ausgebildet worden. An mehr als 100 Schulen in Deutschland, 40 in Österreich und vereinzelten in der Schweiz und Italien weisen sie ihren Schülern den Weg zum Glück.

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) sieht das Fach eher skeptisch. Lehrer aller Fächer sollten Gelegenheiten schaffen, die Schülern Hochgefühle ermöglichten, etwa im Sport oder durch Gemeinschaftserlebnisse, meint Gerhard Brand vom VBE-Bundesvorstand.

Fritz-Schubert lehrt nicht nur Glück, er lebt es auch. Der promovierte Philosoph, der in einer Villa am Heidelberger Philosophenweg wohnt, betrachtet sich selbst als glücklichen Menschen. Sport sei seine Leidenschaft, doch jüngst musste er einen Rückschlag verdauen. Im vergangenen Jahr hat der Triathlet erstmals den Ironman abgebrochen. Doch das war für ihn völlig in Ordnung: «Auch das Scheitern hat seinen Sinn, es hilft meine Grenzen zu erkennen, meine Emotionen zu regulieren und neue Herausforderungen zu suchen - es ist der Schlüssel für die Hintertür zum Glück.»