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Für Sympathie-Punkte ausgenutzt? Intensivpfleger Ricardo Lange kritisiert Politiker

Ricardo Lange (40) berichtete im "Riverboat" von seinen Erfahrungen in den vergangenen zwei Jahren.
Ricardo Lange (40) berichtete im "Riverboat" von seinen Erfahrungen in den vergangenen zwei Jahren.

Berlin - Zu Beginn der Pandemie kritisierte Intensivpfleger Ricardo Lange (40) den Pflegenotstand und schenkte dem Thema somit mediale Aufmerksamkeit. Doch wie schätzt er die Lage jetzt, rund zwei Jahre später, ein?

Im "Riverboat" unterhielt sich Moderator Sebastian Fitzek (50) mit Ricardo Lange über die Vor- und Nachteile seines Jobs, sowie seine viel diskutierte Pressekonferenz mit Jens Spahn (41, CDU).

Lange erinnere sich noch genau an die erste Phase der Pandemie, in der Menschen sogar nicht davor zurückgeschreckt hatten, Masken und Desinfektionsmittel aus Kliniken zu stehlen: "Ich bin ja manchmal ein bisschen naiv und hätte nie gedacht dass die Gesellschaft so tickt".

"Da biste gefrustet, kommst nach Hause, willst einkaufen gehen... alles weg, die Leute haben alles leer gekauft, du hast nix mehr bekommen", ließ er die frustrierenden Momente von vor rund zwei Jahren in der Talkshow Revue passieren.

"Und dann standen die Leute abends auf dem Balkon und haben geklatscht. Da hab ich mir gedacht 'Das kann doch wohl nicht wahr sein, steckt euch euer Klatschen sonst wo hin'".

Seinem Schock über diese Missstände hatte er damals in einem Facebook-Post Luft gemacht, der sofort viral gegangen und mehr als 120.000 Mal geteilt worden war. Langes Einladung an Jens Spahn, doch mal einen Probetag auf der Intensivstation zu verbringen, war zwar nicht angenommen worden, dafür hatte der Pfleger dann aber auf der Pressekonferenz sprechen dürfen.

Den Anruf des Politikers hatte Lange übrigens "splitterfasernackt" direkt nach dem Duschen angenommen, wie er im "Riverboat" verriet: "War echt 'ne komische Situation".

Vielen Politikern geht es laut Lange nur um die "Außendarstellung"

Doch was haben die ganzen Auftritte und Hilferufe aus der Pflegebranche denn nun im Endeffekt gebracht?

Leider absolut gar nichts, stellte Lange auf Nachfrage von Moderator Fitzek nüchtern klar: "Hätte die Politik wirklich was ändern wollen, hätte sie es gemacht und nicht nur drumrum geredet". Vor allem bestanden die Probleme ja schon seit Jahren - und nicht erst seit der Corona-Pandemie.

Für Lange persönlich habe sich seine "Berühmtheit" und die vergangenen zwei Jahren durchaus gelohnt: Er habe seine Naivität verloren.

"Ich weiß jetzt, dass man als Mensch - gerade wenn man systemrelevant ist - von Politikern oftmals nur eingeladen wird, um für sie Sympathiepunkte zu sammeln", lautete seine harte Kritik. Viele Politiker seien nicht an der Person des "Normalbürgers" interessiert, sondern lediglich an der eigenen Außendarstellung.

"Sieht natürlich schön aus, und man kann so ein Thema für sich ausschlachten", erklärte Lange weiter. "Ich für mich weiß jetzt einfach, dass man aufpassen muss".

Für den Berufsstand der Pflegerinnen und Pfleger habe sich allerdings trotz aller Versprechungen und Hoffnungen nichts geändert.