Fahrt nach New York: Kölner Kantorei darf in der Carnegie Hall auftreten

Für die Sänger aus Ehrenfeld gelten allerdings strenge Vorschriften.

Maria Callas, Enrico Caruso und Luciano Pavarotti haben dort gesungen, ebenso Harry Belafonte, Edith Piaf und Liza Minnelli. „Das ist wie ein heiliger Ort“, sagt Joachim Diessner über die Carnegie Hall in Manhattan, die als eines der besten Konzerthäuser der Welt gilt. Als der Musiker, der seit 2000 in der Evangelischen Kirchengemeinde Ehrenfeld wirkt, zum Jahreswechsel 2017/18 in New York war, hatte die Carnegie Hall Spielpause, deshalb kam er nur ins Foyer mit den Ticketschaltern. Damals hätte er sich nicht träumen lassen, dass er selber dort einmal singen würde, zusammen mit Dutzenden Mitgliedern des Chors, den er seit 2010 leitet: der Ehrenfelder Kantorei. Am 21. Januar ist es so weit. „Es ist ein Privileg“, sagt der 51-Jährige, „eine große Ehre“. Wie es dazu kam? Im Februar des vergangenen Jahres erreichte ihn eine Anfrage der Agentur „Distinguished Concerts International New York“ , kurz DCINY, die besondere Musikereignisse organisiert: Ob die Kantorei Interesse daran habe, an einem Festabend zum 75. Geburtstag des Komponisten Sir Karl Jenkins teilzunehmen und zusammen mit anderen Chören aus aller Welt dessen „Stabat Mater“ zu singen? Bei Recherchen im Internet hatte DCINY entdeckt, dass die Kölner das Stück 2015 aufgeführt hatten, am Karfreitag. Das „Stabat Mater“ ist ein mittelalterliches Gedicht, das den Schmerz der Muttergottes um den gekreuzigten Jesus zum Thema hat und sehr häufig vertont worden ist. Diessner schickte einen Demo-Mitschnitt ein, auf dem zwei der zwölf Sätze des Stücks zu hören sind – und drei Tage später kam die offizielle Einladung aus New York. Die Kantorei überraschte der Chorleiter, indem er beim nächsten Treffen erst einmal allgemein sagte, ein Gastspiel in großem Rahmen stehe bevor; den Ort nannte er noch nicht. Auf den Tipp „Kölner Philharmonie“ erwiderte er: „Denkt ein bisschen größer!“ Darauf, dass sie in der berühmten Carnegie Hall singen würden, wäre niemand gekommen. Gut 60 Sänger und Sängerinnen zählt die Ehrenfelder Kantorei; 40 davon fliegen mit, außerdem fünf Gäste. Für die Reise muss jeder in die eigene Tasche greifen: Nicht nur für Hin- und Rückflug und die Unterbringung in einem Hotel in der Nähe des Centrals Parks ist zu zahlen, auch eine Teilnahmegebühr muss entrichtet werden; das gilt ebenfalls für das Gala-Dinner nach dem Konzert. Der jüngste Sänger, der mitfährt, ist 18 Jahre alt, die beiden ältesten 77. Kein Parfum, strikte Kleiderordnung Am Freitag brechen die Kölner auf. An den beiden folgenden Tagen finden jeweils vier Stunden lang Proben im Hotelballsaal statt. 20 Chöre aus Europa reisen an, um in Anwesenheit von Jenkins das Programm im Isaac Stern Auditorium, dem mit 2800 Plätzen größten Saal der Carnegie Hall, zu bestreiten. Das Konzert besteht aus zwei Teilen: dem „Symphonic Adiemus“ und dem „Stabat Mater“. Die Leitung hat der amerikanische Dirigent Jonathan Griffith. Joachim Diessner muss also nicht dirigieren. Stattdessen reiht sich der Musiker, der Theologie und Gesang studiert hat und sonst als Countertenor singt, als Bass in die internationale Chorgemeinschaft ein. Die Vorbereitungen in Deutschland sind so gut wie abgeschlossen. In New York haben sich die Teilnehmer einem strikten Reglement zu unterwerfen. So bestimmt die Agentur, dass bei den Proben oder im Konzert niemand parfümiert sein darf mit Rücksicht auf mögliche Allergien der anderen; dagegen „ermutigt“ sie die Sänger ausdrücklich dazu, ein Deo zu benutzen. In der Kleiderordnung ist beispielsweise festgelegt, dass der Ausschnitt der boden- oder zumindest knöchellangen Kleider der Frauen „moderat“ zu sein hat und nur solcher Schmuck zu tragen ist, der nicht klimpert und das Bühnenlicht nicht zu stark reflektiert. Nach dem großen Auftritt bleibt den Kölnern Zeit, sich in der Stadt umzusehen; alle haben ihren Aufenthalt bis zum 24. Januar verlängert. Zurzeit konzentrieren sich aber alle Teilnehmer auf den bevorstehenden Auftritt. Diessner: „Die Leute sind wahnsinnig aufgeregt.“...Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta