Fairphone mit datenschutzfreundlichem Betriebssystem

Die Selfie-Kamera des Fairphone 3 löst mit acht Megapixeln auf.
Die Selfie-Kamera des Fairphone 3 löst mit acht Megapixeln auf.

Fairphones zeichnen sich etwa durch konfliktfrei gehandelte Metalle oder recycelten Kunststoff aus. Und nun gibt es auch eines mit extra datenschutzfreundlichem Betriebssystem. Was steckt dahinter?

Berlin (dpa/tmn) - Der Verzicht auf Apps und Dienste von Google wurde bei den neusten Spitzen-Smartphones des chinesischen Huawei-Konzerns von den USA erzwungen.

Andere Hersteller wie Fairphone verzichten zumindest bei bestimmten Modellen ganz freiwillig auf die Google-Dienste im Android-Betriebssystem. Schließlich gibt es etliche Verbraucher, die mit ihren Smartphones nicht Teil des weltumspannenden Google-Universums sein wollen.

Bislang setzte der niederländische Hersteller Fairphone, der sich an besonders umweltbewusste Kundschaft richtet, in seinen Mobiltelefonen ausschließlich das gewöhnliche Android-Betriebssystem inklusive aller Google-Dienste ein. Manche Fairphone-Kunden, die besonders viel Wert auf Datenschutz legen, fühlten sich aber bei dem Gedanken nicht wohl, dass ihr Gerät viele Daten an Google schickt, darunter Nutzungsstatistiken und Standortdaten.

Zwar kann man den Großteil dieser Übertragungen in den Tiefen der Google-Einstellungen einschränken, eine vollkommene Google-Abstinenz erreicht man dabei aber nicht.

Android-Alternative für Google-Skeptiker

Für die Google-Skeptiker hat die Firma nun ein Modell ohne Google-Dienste im Programm, das Fairphone 3 mit dem Betriebssystem «/e/». Auf diesen sperrigen Namen für ihre Android-Variante ist die gemeinnützige Stiftung «e Foundation» ausgewichen, weil der ursprüngliche Projektname «eelo» als Marke rechtlich geschützt war und nicht mehr verwendet werden durfte.

«/e/» wurde aus dem Android-Ableger LinageOS heraus entwickelt. LinageOS wird auch für etliche Smartphones von Samsung, HTC und anderen Herstellers als Ersatz für das Android mit allen Google-Diensten angeboten. Bei Fairphone bekommt man das Paket einsatzbereit geliefert, ohne sich selbst um eine technisch etwas kniffelige Installation des Betriebssystems kümmern zu müssen.

Fairphone preist «/e/» als Open-Source-Betriebssystem an, das eine Umgebung biete, um von vornherein die Privatsphäre der Nutzer zu schützen. Und tatsächlich bleiben hier die Nutzerdaten auf dem Smartphone sowie in der Cloud standardmäßig privat. Es finden keine unerwünschten Datenflüsse statt. Nebenbei sparen die Anwender auch Batteriestrom und Bandbreite, weil das Smartphone nicht ständig Kontakt mit Servern diverser Werbedienstleister aufnimmt.

Praxistauglich mit kleineren Abstrichen

Doch wie kommt man ohne die Google-Dienste zurecht? Im Praxistest klappt das erstaunlich gut. Bei manchen Funktionen wie Bildverwaltung, Tastatur und Datei-Browser hat man es mit den Standard-Android-Komponenten zu tun, mit denen man ohnehin vertraut ist. Statt Google Maps wurde die Anwendung MagicEarth von General Magic vorinstalliert, die auf dem OpenStreetMap-Projekt aufsetzt.

Bei anderen wichtigen Apps gelang es der «e Foundation» ebenfalls, brauchbare Alternativen zum Google-Android zu finden. Der Browser basiert auf dem bewährten Chromium-Projekt und verzichtet nur auf die Sync-Funktionen der Chrome-App aus dem herkömmlichen Android. Außerdem sorgt ein integrierter Adblocker dafür, dass Anzeigen nicht angezeigt und Werbetracker abgewiesen werden.

Kleinere Abstriche muss man bei der Kamera-App machen. Zwar kann man auch HDR-Aufnahmen und Panorama-Bilder machen. Die Software bietet aber keine KI-Unterstützung für spektakuläre Nachtaufnahmen oder Porträtfotos mit künstlich unscharf gestelltem Hintergrund, mit denen die Spitzen-Smartphones von Herstellern wie Samsung, Huawei und Apple ihre Anwender immer wieder beeindrucken.

Apps werden beim «/e/»-Fairphone-Modell auch nicht wie bei herkömmlichen Android-Geräten aus dem Google Play Store installiert, sondern aus einem eigenen Store der «e Foundation», dem «e Store». Wem das Angebot des «e Stores» nicht ausreicht, kann auch zusätzliche Stores wie F-Droid installieren, in dem Open-Source-Apps angeboten werden. Unterm Strich kommt man mit «/e/» erstaunlich gut zurecht. Fairphone verlangt für das Modell 3 mit «/e/» 479 Euro.