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Faktencheck: Trauert diese Hündin wirklich um ihr Herrchen?

Das virale Foto zeigt eigentlich eine Straßenhündin aus Serbien (Bild: Facebook/Tierschutzverein.Tierjammer)
Das virale Foto zeigt eigentlich eine Straßenhündin aus Serbien (Bild: Facebook/Tierschutzverein.Tierjammer)

Ein Hund kauert in einer Höhle vor einem Grabstein. Ein Foto davon wandert durch die sozialen Netzwerke. Die vermeintliche Story: Das treue Tier trauert um sein Herrchen auf dem Friedhof - so lange, bis es selbst stirbt.

Bewertung: Die Geschichte ist erfunden. Die Hündin ist in Wahrheit eine Streunerin und versorgt ihren Wurf in der Höhle. Davon gibt es ein Video und weitere Fotos.

Fakten: Seit 2015 wird auf diversen Seiten im Netz das Foto der Hündin vor dem Grabstein verbreitet. In den dazugehörigen Geschichten geht es häufig um ein treu ergebenes Tier, das ganz in der Nähe seines verstorbenen Herrchens selbst dem Tod entgegenblickt. Doch das ist falsch.

Das Foto zeigt eine Streunerin in Serbien. Am 21. April 2015 postete der Verein “Tierjammer” auf Facebook neben diesem noch weitere Aufnahmen einer Hundefamilie.

Die Tierschützer schreiben dazu: “Diese Bilder haben so viel Symbolcharakter und stehen für das Leid und Elend der Straßentiere in Serbien.” Die Hündin habe eine Erdkuhle unter einem Grabstein gegraben und dort ihre Nachkommen geboren. Auf den weiteren Fotos - und auch auf einem Video - ist der Wurf zu sehen.

Auf der Tafel über der Ruhestätte steht auf Serbisch: “Der Grabstein wurde vom Schwiegersohn, der Tochter und ihren Kindern errichtet.” Der gleiche Schriftzug ist auf mehreren Aufnahmen wiederzuerkennen.

Die Deutsche Presse-Agentur kontaktierte im Januar 2020 die Vorsitzende des Vereins “Tierjammer”, Petra Pahl-Gerber. Sie bestätigte, dass die Fotos der Hündin nahe der serbischen Großstadt Nis entstanden. Alle möglichen Leute hätten die Bilder später für sich genutzt - teilweise um Spenden zu sammeln oder Klicks zu generieren. Die “wildesten Geschichten” habe es gegeben, so Pahl-Gerber.

Kurz nach dem 21. April 2015 hatte der Tierschutzverein weitere Aufnahmen der Hündin mit ihrem vierköpfigen Nachwuchs veröffentlicht. Die Vierbeiner waren mittlerweile untergebracht und geimpft worden. Zudem gibt es ein Fotoalbum, das den Lebensweg der Hunde nach dem Auffinden noch länger begleitet.

Schon Ende Juni 2015 nahm der Verein “Tierjammer” auf Facebook Stellung zu den falschen Geschichten rund um die Hündin auf dem Friedhof. Die Realität sei schlimm genug, heißt es in dem Post, und man müsse keine Dinge erfinden, “um damit auf Likefang zu gehen”. Zum Nachteil der Tiere selbst: Gerade aufgrund der zahlreichen Falschmeldungen habe es für die echte Hundefamilie kaum Spenden gegeben, beklagten die Tierschützer.