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Faktencheck: Warum auch 2020 Krankenhäuser geschlossen wurden

An der Entscheidung, ein Krankenhaus zu schließen, ist die Regierung in der Regel nicht beteiligt (Symbolbild: Getty Images)
An der Entscheidung, ein Krankenhaus zu schließen, ist die Regierung in der Regel nicht beteiligt (Symbolbild: Getty Images)

Krankenhäuser stehen in der Corona-Krise im besonderen Fokus der Öffentlichkeit. In einem Facebook-Beitrag (archiviert hier) heißt es, die Bundesregierung hätte im Jahr 2020 insgesamt 20 Kliniken geschlossen und könne daher nicht mehr behaupten, das Gesundheitssystem stehe in der Pandemie vor einer Überlastung.

Bewertung: Für die medizinische Versorgung in Deutschland sind die Bundesländer zuständig. Träger staatlicher Kliniken sind in der Regel Städte oder Kreise, inzwischen gehören viele Häuser jedoch zu Privatunternehmen oder werden von kirchlichen Einrichtungen betrieben. Von den Krankenhäusern auf die im Beitrag Bezug genommen wird, traf dies auf die überwiegende Mehrheit zu, nur vier waren vor der Schließung zumindest anteilig in kommunaler Hand. Überlastung droht durch die Corona-Pandemie vor allem den Intensivstationen.

Fakten: Das im Facebook-Eintrag verwendete Sharepic zitiert eine über den Kurznachrichtendienst Twitter verbreiteten Nachricht. In den Kommentaren zum Tweet findet sich eine in sozialen Medien vielfach geteilte Aufzählung mit der Überschrift “Geschlossene Krankenhäuser 2020”, die als Quelle für die Behauptung im Tweet gedient zu haben scheint.

Überprüft man die dort gemachten Angaben, so wurden 19 Krankenhäuser im Jahr 2020 geschlossen. Das St. Franziskus-Hospital in Winterberg ist zwar laut Aussage der Verwaltung insolvent, jedoch weiter in Betrieb, hieß es gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Träger der Kliniken war hingegen nicht die Bundesregierung, sondern vielfach Privatunternehmen oder kirchliche Einrichtungen. Nur drei Kliniken waren vor ihrer Schließung durch Städte oder Kreise getragen, am Krankenhaus in Wedeler hielt der Kreis Pinneberg nur eine Minderheit der Anteile.

Grund für die Schließung in der überwiegenden Zahl der Fälle: Der Betrieb war nicht mehr wirtschaftlich. So verhielt es sich beispielsweise am Standort Bochum-Linden. Wie der Klinik-Konzern Helios im März 2020 mitteilte, hatte sich der Betreiber aufgrund der hohen Konkurrenz durch 20 umliegende Krankenhäuser zu einer Schließung entschieden. Die Mitarbeiter seien demnach in anderen umliegenden Helios-Standorten weiterbeschäftigt worden. Das Krankenhaus sei mit 159 stationären Planbetten zu klein gewesen, um im Wettbewerb zu bestehen. Die Versorgung der Region sei insgesamt “sehr gut”, hieß es zum damaligen Zeitpunkt weiter.

Zahl verlorener Betten noch unklar

Ob, wie im Twitter-Zitat angegeben, 3000 Betten tatsächlich durch die Schließung der Krankenhäuser verloren gegangen sind, lässt sich nicht eindeutig nachprüfen. Doch selbst wenn diese Zahl zutrifft, läge sie deutlich unter dem Rückgang von 2019, als es deutschlandweit knapp 4000 Betten weniger gab als 2018.

Eine Aussage darüber, wie viele Betten insgesamt im Jahr 2020 abgebaut wurden, kann Anfang 2021 jedoch noch nicht getroffen werden. Die Kliniken melden ihre absolut verfügbaren Betten in allen Kategorien - also etwa auf Intensiv- oder normalen Stationen - für 2020 nach Aussage der zuständigen Abteilung erst bis März an das Statistische Bundesamt.

Laut den Experten des Statistischen Bundesamts ist die Zahl der Intensiv-Betten während der Corona-Pandemie ohnehin viel entscheidender für die Qualität der Versorgung. Hier hat sich die Lage in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verbessert.

Die Daten des Statistischen Bundesamts für 1991 bis 2018 sowie die vorläufigen Zahlen für 2019 zeigen, dass die in Deutschland verfügbaren Betten insgesamt deutlich langsamer zurückgehen als die Zahl der Kliniken. Oft folgt auf eine Schließung von Standorten nämlich eine Ausweitung der Bettenzahl an anderer Stelle.

Die Zahl der Intensivbetten ist im Gegensatz zu normalen Betten sogar angewachsen: 1991 waren es etwa 20 000, zuletzt (05.01.2021) weit mehr als 26 000.

Aufstellung der 20 genannten Krankenhaus-Schließungen:

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