Der Fall von Wuhledar: Russland nimmt Stadt in der Region Donezk ein

Der Fall von Wuhledar: Russland nimmt Stadt in der Region Donezk ein

Die ukrainischen Streitkräfte haben sich aus der Stadt Wuhledar in der Region Donezk zurückgezogen. Das bestätigte das ukrainische Militärkommando am Mittwoch.

Nach Angaben der Website DeepState drangen russische Soldaten am Dienstag von Westen und Süden her in die Bergbaustadt im Donbass ein.

Der in den USA ansässige Think-Tank Institute for the Study of War (ISW) hatte zuvor berichtet, dass Moskaus Streitkräfte ebenfalls nordöstlich der Stadt vorgerückt sind.

Geografische Aufnahmen, die am Montag und Dienstag veröffentlicht wurden, zeigen russische Soldaten, die in verschiedenen Teilen von Wuhledar frei agieren und russische Flaggen hissen. Russische Militärblogger sagten am Dienstag, dass russische Truppen die Stadt eingenommen hätten.

Der Gouverneur der Region Donezk Wadym Filaschkin beschrieb die Lage am Dienstag als "sehr schwierig". "Der Feind ist fast im Stadtzentrum", sagte er im ukrainischen Fernsehen. Am Mittwoch bestätigte die Armeeeinheit "Chortyzja" offiziell den Rückzug der ukrainischen Streitkräfte.

"Das Oberkommando hat ein Rückzugsmanöver genehmigt, um Personal und Ausrüstung zu schützen und eine günstigere Position für künftige Operationen einzunehmen", erklärte die Einheit.

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Die 72. mechanisierte Brigade der Ukraine hatte die Stadt fast zwei Jahre lang verteidigt.

Das genaue Ausmaß der ukrainischen Verluste ist noch unklar, doch der geordnete Rückzug dürfte größere Verluste verhindert haben.

Wie geht es mit den russischen Streitkräften weiter?

Seit Beginn der großangelegten Invasion Anfang 2022 versuchen russische Truppen, Wuhledar zu erobern. In den vergangenen Wochen und Monaten haben sie zahlreiche Angriffe gestartet, um die Stadt einzukesseln.

Laut dem ISW ist es unklar, ob die russischen Truppen in naher Zukunft schnell über Wuhledar hinaus vorstoßen werden. Zunächst müssten sie die Stadt vollständig sichern, "um sie zu einer brauchbaren Basis für zukünftige Angriffe zu machen", so das Institut. Die ukrainischen Verteidigungsstellungen befinden sich weiterhin nordöstlich von Wuhledar.

Das ISW hatte bereits zuvor eingeschätzt, dass die Eroberung von Wuhledar durch Russland keinen entscheidenden Einfluss auf die weiteren Offensivoperationen in den westlichen Teilen der Region Donezk haben werde. Dies liege vor allem daran, dass Wuhledar kein bedeutender logistischer Knotenpunkt sei und russische Streitkräfte bereits vor Dienstag die meisten wichtigen Straßen in die Stadt kontrolliert hätten.

Somit hatten die russischen Truppen bereits zuvor die ukrainische Versorgungswege in diesem Frontabschnitt behindert.

Warum ist Wuhledar strategisch wichtig?

Die strategische Bedeutung von Wuhledar liegt in seiner geografischen Lage. Die Stadt befindet sich auf einer Anhöhe zwischen den Fronten im Osten und Süden.

Im Süden war Wuhledar die letzte befestigte Stadt vor dem Dorf Welyka Nowosilka und dem gesamten südlichen Teil der Region Donezk, der von der Ukraine kontrolliert wird.

Wuhledar liegt etwa 40 Kilometer östlich der Verwaltungsgrenze zur Region Saporischschja. Eine Kontrolle über die Stadt würde den russischen Streitkräften zudem dabei helfen, ihre Eisenbahnlogistik zu verbessern, was einen weiteren Vorstoß erleichtern könnte.

Das Hauptziel Russlands bleibt jedoch die Stadt Pokrowsk, etwa 50 Kilometer nördlich von Wuhledar. Obwohl russische Truppen die Südflanke von Pokrowsk bedrohen, müssten sie offenes Gelände überqueren, um ihre Offensiven südöstlich von Pokrowsk effektiv zu unterstützen.

Ein Vorstoß über dieses offene Gelände während der bevorstehenden Schlammsaison wäre für die russischen Streitkräfte jedoch schwierig. Es ist möglich, dass die ukrainische Militärführung auch das Wetter bei der Entscheidung zum Rückzug aus Wuhledar berücksichtigt hat.

Während es den russischen Truppen derzeit vermutlich gelingen wird, die Stadt vollständig unter ihre Kontrolle zu bringen, dürften die schlammigen Straßen und Felder Angriffe auf weitere Gebiete erheblich erschweren. Wahrscheinlich werden sie abwarten, bis der Boden gefroren ist, was im Süden der Region Donezk in etwa einem Monat der Fall sein könnte, bevor sie ihre nächsten Schritte planen.