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Fälschlicherweise des Diebstahls beschuldigt: Walmart muss 2,1 Millionen Dollar zahlen

Walmart muss einer Kundin 2,1 Millionen Dollar Schadenersatz zahlen. Die Frau hatte nicht, wie der Einzelhandelskonzern behauptet, in einer Filiale Ware gestohlen. Wurde das Unternehmen Opfer seines eigenen perfiden Systems?

Einzelhandelsgigant Walmart
Beschuldigt Walmart gezielt Unschuldige um damit Geld zu machen? (Symbolbild: Getty)

Der US-amerikanische Einzelhandelsgigant Walmart hatte eine Frau des Diebstahls beschuldigt und eine Strafzahlung gefordert. Die Kundin zog vor Gericht und wehrte sich erfolgreich. Nun muss der Konzern ihr einen Schadenersatz in Millionenhöhe zahlen. Bei dem Verfahren stand auch der Vorwurf im Raum, dass hinter dem Vorgehen Walmarts ein System stecke.

Laut Lesleigh Nurse sei sie im November 2016 von Mitarbeitern beim Verlassen einer Walmart-Filiale im US-Bundesstaat Alabama angehalten worden. Sie hätten ihr vorgeworfen, die Ware nicht bezahlt zu haben. Nurse wies die Anschuldigung zurück. Doch man glaubte ihr nicht und so wurde sie wegen Ladendiebstahls festgenommen, wie das Nachrichtenmagazin "Alabama Local News" unter Berufung auf die Klageschrift eines Gerichts in Mobile County berichtet.

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Das Verfahren gegen Nurse wurde eingestellt. Doch dann erhielt die Ehefrau und Mutter Briefe von einer Anwaltsfirma, die im Auftrag Walmarts gehandelt hatte, heißt es weiter. Darin wurde sie mit einer Anklage wegen Diebstahls bedroht, falls sie nicht einem Vergleich zustimmen und eine Strafe in Höhe von 200 Dollar zahlen würde. Nurse ließ sich nicht einschüchtern und zog vor Gericht, das Ende November, so "Alabama Local News".

Mit dem Urteil hofft Nurse, etwas bewirkt zu haben. "Ich möchte nicht, dass andere Menschen das Gleiche durchmachen", sagt sie in einem Interview mit dem Lokalsender "WKRG-TV".

Steckt ein System dahinter?

Schon diese Aussage verweist auf das Methodische im Vorgehen Walmarts. Die Anschuldigung kam jedenfalls bei der Verhandlung auf. "Die Angeklagten haben unschuldige Bürger von Alabama des Ladendiebstahls beschuldigt und anschließend versucht, von den Beschuldigten Geld einzutreiben", heißt es in den Gerichtsunterlagen, in denen weitere "Muster" und "Praktiken" des Konzerns genannt werden. Demnach würden die beschuldigten Kund*innen mit der Androhung eines "langwierigen Rechtsstreits" eingeschüchtert, damit sie vor einer Klage gegen Walmart absehen.

Die Praxis ist in Alabama und manch anderen Bundesstaaten der USA übrigens erlaubt. Das nutzte Walmart offenbar rücksichtslos aus. In den vergangenen zwei Jahren hätte der Konzern insgesamt 1,4 Millionen Personen wegen vermeintlichen Ladendiebstahls angeklagt und mehr als 300 Millionen Dollar eingenommen, behauptet Ryan Sullivan. Der Juraprofessor an der University of Nebraska hatte laut "Alabama Local News" ebenfalls im Verfahren ausgesagt.

Walmart akzeptiert die Entscheidung des Gerichts nicht und will dagegen in Berufung gehen, teilte ein Sprecher mit. Das Unternehmen glaube nicht, dass das Urteil durch die Beweislage gestützt werde, außerdem übersteige der Schadenersatz das "gesetzlich zulässige Maß".

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