Familientrennung an US-Grenze: Was mit den Kindern wirklich passiert

An der Grenze zwischen Mexiko und den USA werden ganze Familien auseinandergerissen. (Bild: Getty Images)
An der Grenze zwischen Mexiko und den USA werden ganze Familien auseinandergerissen. (Bild: Getty Images)

Um die illegale Einwanderung aus Mexiko zu reduzieren, ergreifen US-Behörden seit einigen Wochen härtere Maßnahmen. Unter anderem werden Kinder von ihren Eltern getrennt. Die Kleinen müssen teilweise mehrere Tage ohne Betreuung in engen Räumen zubringen.

Es sind beklemmende Erfahrungen, die Michael Bochenek unlängst an der texanischen Grenze zu Mexiko machen musste. Bochenek ist Menschenrechtsaktivist im Dienste der Human Rights Watch. Auf der Webseite der Nichtregierungsorganisation schilderte er nun, wie Kinder von der Zoll- und Grenzschutzbehörde U.S. Customs and Border Protection (CBP) untergebracht werden.

„Es gibt keine spezifischen Angebote für Kinder in den Unterbringungslagern der Grenzschutzbehörde“, schreibt Bochenek. Für die Kleinen gebe es keine Erholungsflächen, es mangle an Platz, um herumzurennen oder zu spielen. Bücher oder Spielzeug seien auch nicht vorhanden. „Wir sind nicht als Kinderbetreuungsstätte eingerichtet“, soll ein CBP-Mitarbeiter gesagt haben.

„Wie es in einer Grenzschutzunterkunft aussieht, wo Familien auseinandergerissen werden“

Laut Gesetz dürfen Kinder in den Einrichtungen an der Grenze maximal 72 Stunden untergebracht werden. Danach müssen sie an das Gesundheitsministerium übergeben werden. „Aber drei Tage sind eine lange Zeit für ein Kind“, schreibt Bochenek. Er berichtet von einem fünfjährigen Jungen, der einen ganzen Tag lang mit älteren Kindern in einen Raum gezwängt wurde. „Niemand sagte ihm, wo sich seine Mutter befand oder was mit ihm geschehen würde.“

Die Kinder, so Bochenek, hätten keinen Kontakt zu Erziehern, Pädagogen oder Sozialarbeitern. In Gruppen von 20 oder 30 Kindern seien sie in Räumlichkeiten untergebracht, wo sie von ein oder zwei uniformierten Beamten bewacht würden. Manche dieser Kinder seien so jung, dass sie noch Windeln tragen müssen.

In den letzten fünf Wochen haben US-Grenzschützer laut übereinstimmenden Medienberichten mehr als 2.300 Kinder von ihren Eltern getrennt. Die „Washington Post“ berichtete am Freitag vergangener Woche, dass sich derzeit 11.432 Migrantenkinder in Gewahrsam befinden. Am Montag kritisierte der UN-Menschenrechtskommissar Seid Ra’ad al-Hussein diese Praxis als „behördlich genehmigten Kindesmissbrauch“. Das Simon-Wiesenthal-Zentrum in Los Angeles spricht von „unhaltbaren Zuständen“. Einige Abgeordnete der Demokratischen Partei bezeichneten die umzäunten Auffanglager an der Grenze als „Käfige“.

Die US-Regierung weist solche Anschuldigungen von sich. Am Montag sagte Heimatschutzministerin Kirstjen Nielsen, die Kinder würden „gut behandelt“ werden.