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"Das fand ich bizarr": Was machte der Froschmann auf der DSDS-Bühne?

Bei "DSDS" (RTL) geht's dem Ende entgegen. Nicht nur, weil gestern die drittletzte Show des Jahres 2019 lief. Sondern auch, weil die Jury nur noch so entscheidend ist "wie ein Brotmesser bei einer Schießerei", wie Moderator Oli Geissen frotzelte. Zu meckern und zu mosern hatte sie dennoch - vor allem ein Auftritt irritierte.

Es begann vielversprechend, als "Doc Xavier und Dieter McFly" im silbernen DeLorean DMC-12 aus "Zurück in die Zukunft" durch dichten Trockeneisnebel auf die Bühne geschoben wurden. Entsprechend der Zeitreisen in der Filmtrilogie ging es in der zweiten Motto-Show musikalisch um "Das Beste aus allen Zeiten". Die acht Kandidaten mühten sich redlich, ihr Bestes zu geben. Das tat auch die Jury - im Rahmen ihrer beschränkten Möglichkeiten. Denn sie sprechen zwar weiterhin viel, haben aber nichts mehr zu sagen - allein die Anzahl der Zuschaueranrufe und SMS entscheidet über Wohl (Weiterkommen) und Wehe (Ausscheiden) der Kandidaten. Da muss man sich als cleverer Unterhaltungsprofi andere Wege der Profilierung suchen.

Schon bei Kandidat zwei (Rockröhre Clarissa Schöppe, 19) setzte Pietro Lombardi zum Rundumschlag an. "Endlich mal die wilden 70-er", stichelte er ironisch nach Clarissas Version des Country-Hits "Jolene" (Dolly Parton). Der Song stammt von 1973, da war Dieter Bohlen zarte 19, Xavier Naidoo putzige zwei Jahre alt und weder Oana Nechiti noch Pietro überhaupt geplant. Dieter als Senior wurde durch die Stichelei latent fuchsig. Was sich steigerte, als Pietro bei Clarissa Defizite erkannte. "Da waren ein paar Wackler drin, aber was soll ich sagen, ich hab hier damals auch schräg gesungen." Als Pietro dann mit Blick in die Jury auch kündete, dass "jeder Profi mal schräg" sänge, wurde der Pop-Titan laut: "Willst du mir was erzählen? Du?". Und selbst Xavier ließ ein grolliges "Was?" hören. "Okay, alle Profis außer Xavier!"

Dass die Diskussion nicht aus dem Ruder lief, lag wohl an einem "grünen Frosch", der Dieter sichtlich irritierte. Das war ein Tänzer in einem grünen Kostüm, auf das schließlich hologrammartiger Glitzer projiziert wurde - was es aber nur im TV zu sehen gab. Auf der Bühne sah man eben nur ein grünes Männchen. Hätte man dem Pop-Titan vielleicht vorher erklären sollen, denn der motzte: "Ich hatte mir Jolene immer anders vorgestellt, als so einen grünen Frosch hier vorne. Das fand ich bizarr."

"Stell dir vor, du bist alleine im Schlafzimmer! Gib Gas!"

<p>Casting und Recall leben bei DSDS von den Sprüchen der Juroren. Der Tatsache, dass da vorbereitet, aufgezeichnet und geschnitten werden kann, ist geschuldet, dass es coole Zoten am Fließband gibt - vorzugsweise präsentiert von Bohlen, dem Meister der mal mehr, meist weniger subtilen Talent-Beleidigung. Bei einer Live-Show werden deutlich weniger Sprüche geklopft. Und die auch noch teilweise unfreiwillig. Dieter empfahl Kandidat Jonas Weisser (18) nach dessen Auftritt (mit ein wenig angezogener Handbremse): &quot;Stell dir vor, du bist alleine in deinem Schlafzimmer und keiner sieht dich - und dann gib Gas!&quot; Ansonsten hatte der Pop-Titan nur noch ein schönes Bild auf Lager: &quot;Momo, es stehen nur noch zwei absolut geschlossen hinter der: der Berliner Flughafen und dein Kumpel Pietro.&quot;</p> <p>Vielleicht liegt's aber auch an den Kandidaten. Die sind alle entweder furchtbar lieb oder ziemlich gut. Oder sehen gut aus, so wie Momo, der die strahlendsten Augen der letzten zehn DSDS-Jahre hat. Der sang zwar &quot;krumm und schief&quot;, wie Dieter klarstellte, aber er tat's lieb, Kritik, wie mit dem Samthandschuh gestreichelt: &quot;Das ist Fakt, aber ich mag dich echt!&quot; Vielleicht ist Dieter (65) auch einfach nur altersmilde geworden.</p> <p>Auch sonst geriet das Blut der Juroren kaum in Wallung. Nur Alcia Beissert (21) griff mit knappstem Silberfummel und Tänzern mit nackten Sixpacks tief in die Outfit-Trickkiste. Clarissa trug indes gleich das kleine Schwarze wie bei einer Beerdigung.</p>

"Herzzerreißend vorgetragen!"

<p>Stimmlich boten aber sieben von acht Kandidaten starke bis überragende Auftritte: Davin Herbrüggen (20) machte für sich mit &quot;Summer of 69&quot; von Bryan Adams (1984) die darin enthaltene Textzeile &quot;The best Days of my Life&quot; wahr - ihn wählten die Fans direkt eine Runde weiter. Xavier lobte die lockere, wilde, flippige Performance. &quot;Du bist der Wahnsinn, du bist eine echte Frontsau geworden!&quot; Oana lobte: &quot;Du bist DSDS! Mehr geht nicht.&quot; Dieter meinte: &quot;Du hast sicher schon Fehler gemacht in deinem Leben. Aber zu DSDS zu gehen, war goldrichtig!&quot;</p> <p>Clarissa, die mit dem Trauerkostüm bei &quot;Jolene&quot;, wurde als Zweite in die dritte Live-Show gewählt. Das Publikum schloss sich wohl Xaviers Meinung an: &quot;Das war herzzerreißend vorgetragen. Super gut. Ganz toll gemacht.&quot;</p> <p>Nick Ferretti, mit 29 der Kandidaten-Senior, verwandelte mit seiner akustischen Version von &quot;Dancing in the Dark&quot; (Bruce Springsteen, 1984), den Saal mit 1.500 Zuschauern in eine Kopfsteinpflaster-Straße. Pure Straßenmusik statt pompöse Inszenierung. So was kann auch schief gehen. Tat es aber nicht. Denn, so Oana: &quot;In dir fließt kein Blut, da fließt Musik. Du bist ein wahrer Künstler!&quot;</p> <p>Taylor Jacobs (23), Dieter Bohlens Gold-CD-Junge, darf auch weiter schmachten. Letztens sang er Grönemeyeer, diesmal Westernhagen (&quot;Freiheit&quot;, 1987). Ganz alleine am weißen Flügel. Pietro ist Fan: &quot;Du hast alles. Gefühl, Power, geilen Sound. Ich genieße es, dir zuzuhören.&quot; Die Zuschauer wohl auch.</p> <p>Joana musste, da noch minderjährige, bei der Entscheidung um 23 Uhr, im Publikum Platz nehmen. &quot;Aber du kannst zum Feiern runter - du bist weiter!&quot;, verkündete Oli Geissen. Oana hatte Joanas &quot;Wannabe&quot; (Spice Girls, 1996) als die &quot;beste Performance des Abends&quot; gelobt - und nicht mal Dieter widersprach: &quot;Der Llambi würde sagen: 10 Punkte!&quot;</p>

Pietro gesteht: "Ich liebe dich. Punkt."

<p>Am Ende standen drei Wackelkandidaten bibbernd und Arm in Arm vor der Jury. Der eine berechtigt (Momo), die anderen (Jonas und Alicia) überraschenderweise. Momo hatte bei &quot;Fresh&quot; (Kool &amp; The Gang, 1984) mehr Töne verfehlt als getroffen, immerhin (so Xavier) aber wenigstens &quot;einmal, ganz am Schluss&quot; den Refrain getroffen. Momo konnte auch Pietros Liebesgeständnis nicht retten. &quot;In dir sehe ich mich von damals. Ich liebe dich. Punkt.&quot;</p> <p>Jonas hat demnächst viel Zeit, im eigenen Schlafzimmer Gas zu geben. Dieter war zwar von seiner Leistung bei &quot;Relight my Fire&quot; (Take That, 1993) angetan (&quot;Mit dem Lied sind hier bei DSDS schon viele gnadenlos untergegangen. Du nicht!&quot;), letztlich sahen aber nicht genügend Anrufer in Jonas die &quot;coole Sau&quot;, die Oli Geissen ausmachte.</p> <p>Am Ende durfte nur Beauty Queen Alicia nach ihrem &quot;It's raining Men&quot; (Weather Girls, 1982) Freudentränen regnen lassen. Auch ihre Leistung hatte erst Regen und dann Sonnenschein gebracht: &quot;Die Tiefen waren Banane, aber je höher es ging, desto besser wurde es.&quot; Auch im übertragenen Sinne: Am Ende sang Alicia auf den Armen ihrer muskelbepackten Tänzer in der Horizontale. Eindeutig der Hingucker des Abends. Und der Türöffner zur nächsten Runde.</p>