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Fans stehen Schlange für Selfies mit ihr: Wie die umstrittene Anwältin Camille Vasquez zur großen Gewinnerin des Depp-Prozesses werden könnte

Schauspielerin Amber Heard streitet sich seit Wochen vor Gericht mit ihrem Ex-Mann Johnny Depp – und die ganze Welt schaut zu. Depp verklagte Heard wegen Verleumdung auf 50 Millionen US-Dollar, weil diese 2018 – zwei Jahre nach Ende ihrer Beziehung – in einem Artikel in der „Washington Post“ von häuslicher Gewalt gegen sich geschrieben hatte. Dabei nannte sie allerdings nicht Depps Namen.

Er verlor später einige Filmaufträge und fühlte sich durch den Gastartikel in der Zeitung von Heard zu Unrecht in ein schlechtes Licht gerückt. Sie blieb bei ihren Vorwürfen, Depp sei gewalttätig gewesen, und reichte eine Gegenklage in Höhe von 100 Millionen Dollar ein.

Im Fokus der Öffentlichkeit stehen jedoch nicht nur die beiden Hollywood-Stars, sondern auch ihre Anwälte – insbesondere Depps Verteidigerin Camille Vasquez, deren hartes Kreuzverhör zuletzt als kurze Videoclips auf Plattformen wie TikTok viral gingen.

Die in Orange County ansässige Juristin ist Teil von Depps achtköpfigem Anwaltsteam und arbeitet für die internationale Anwaltskanzlei Brown Rudnick, eine der größten Kanzleien der Welt gemessen am Bruttoumsatz. Ihr Spezialgebiet: Verleumdungsklagen. Nach ihrem Abschluss an der University of Southern California im Jahr 2006 und an der Southwestern Law School im Jahr 2010 wurde sie im vergangenen Jahr von der US-Fachzeitschrift „Best Lawyers“ unter die "Ones to Watch" aufgenommen.

Der Heard-Depp-Prozess ist ihr größter bisher, doch auch ihre vorherigen Fälle hatten einige bemerkenswerte Momente.

  • Im Jahr 2016 vertrat Vasquez Kevin Simmons, einen Mann, der im kalifornischen Staatsgefängnis in Los Angeles County inhaftiert war und behauptete, ein Gefängniswärter habe ihm mehrmals ins Bein geschossen, nachdem er von einem Häftling angegriffen worden war.

  • 2017 vertrat sie Timothy Ashcrowft, einen Mann, der seinen Arbeitgeber wegen Vertragsbruchs verklagte, nachdem er nur vier Monate nach seinem Umzug nach Taiwan entlassen worden war – obwohl ihm gesagt worden war, er könne seinen Job behalten.

  • Im Jahr 2017 vertrat sie den Kommunikationskonzern AT&T erfolgreich gegen die Klage eines ehemaligen Mitarbeiters wegen Vertragsbruchs.

  • Im Jahr 2015 gehörte sie zu einem Team, das mehrere Mandanten in Kalifornien erfolgreich verteidigte, die von ihrem Nachbarn der rassistischen Diskriminierung beschuldigt worden waren.

  • Im Jahr 2014 gehörte sie zu einem Team, das ein Personalmanagement-Unternehmen verteidigte, das der Diskriminierung am Arbeitsplatz beschuldigt worden war.

Vasquez' Kreuzverhöre werden auf TikTok groß

Durch ihr hartes Kreuzverhör im aktuellen Prozess für ihren Mandanten Johnny Depp gegen dessen Ex-Frau Amber Heard sollte die 37-jährige Anwältin nun schlagartig auch einem breiten Publikum auf den sozialen Netzwerken berühmt machen. An einem Punkt des Verhörs etwa fragte Vasquez Heard nach der Sieben-Millionen-Dollar-Scheidungsvereinbarung, die sie im Oktober 2018 nach der Trennung von Depp erhalten hatte. Heard versprach zuvor, das Geld an die „American Civil Liberties Union“ und das „Children's Hospital Los Angeles“ zu spenden.

"Stand jetzt haben Sie die sieben Millionen Dollar Scheidungsvereinbarung nicht für wohltätige Zwecke gespendet – gespendet, nicht versprochen, gespendet", so Vasquez während des Prozesses.

"Ich verwende die Begriffe Versprechen und Spende synonym", antwortete Heard, worauf Vasquez harsch antwortete: "Aber ich nicht. Frau Heard, bei allem Respekt, das ist nicht meine Frage."

Nach einer weiteren Befragung durch Vasquez gab Heard zu, dass sie die versprochenen Spenden nicht getätigt habe, weil Depp sie verklagt habe. Dabei ging es ihm darum, Schadenersatz zu erstreiten.

Die Videos von Vasquez' intensiver Befragung und ihren ständigen Einwänden gingen in den sozialen Medien viral und erreichten unter dem Hashtag #CamilleVasquez mehr als 835 Millionen Aufrufe auf TikTok. Viele Nutzer loben die Anwältin, sagten, sie sei während des Kreuzverhörs "Feuer und Flamme" gewesen und nannten sie eine "Königin".

Und es sind nicht nur juristische Laien, die sich für Vasquez begeistern. Die bekannte US-Anwältin Kathleen Zellner nannte die Juristin auf Twitter sogar den „unangefochtenen Star des Depp-Prozesses“. Vor dem Gerichtsgebäude von Fairfax County überfallen Depp-Anhänger Vasquez regelmäßig für Umarmungen und Selfies. Das berichtet etwa der „Guardian“.

Doch es gibt auch kritische Stimmen. „Guardian“-Autorin Martha Gill nannte den Prozess einen „Rückschlag gegen die #MeToo-Debatte“. Depp habe schließlich zugegeben, Heard eine Kopfnuss gegeben zu haben. Zudem habe Depp in einer Nachricht geschrieben, er wolle sie „töten“ und „ihre verbrannte Leiche vergewaltigen“. Die Idee, Heard sei eine Manipulatorin, eine Fantastin und selbst eine Missbrauchstäterin, habe in allen sozialen Medien „Feuer gefangen“ und werde vor allem von jungen Frauen verbreitet, die sicher nicht alle „anti-feministisch“ seien. „Sie glauben Frauen – nur dieser nicht.“

Anna Merlan von „Vice“ kritisiert, wie "große Medienunternehmen, True-Crime-TikToker und jetzt auch wenig bekannte YouTuber" sich auf den Prozess gestürzt hätten, "um ihr Publikum auf jede erdenkliche Weise zu vergrößern". Alia E. Dastagir schrieb für „USA Today“, der Prozess zeige strukturelle Probleme auf, "in der Medienberichterstattung, in der Macht von Social-Media-Plattformen, in der Art und Weise, wie die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern angesprochen wird, in der Art und Weise, wie das Justizsystem zu einer Waffe werden kann, in der Art und Weise, wie wir alle mitschuldig an der Retraumatisierung von Menschen werden, die tiefes Leid erfahren haben".

Zu Vasquez' weiterer Bekanntheit trugen zuletzt unbegründete Spekulationen über die Art der Beziehung zwischen ihr und Depp bei, nachdem Videos und Fotos einer Umarmung der beiden vor dem Gerichtsgebäude Gerüchte über eine mögliche Affäre anheizten.

Auf die Frage eines Reporters, ob sie eine Beziehung mit Depp habe, lachte Vasquez nur, antwortete aber nicht. Eine Person, die Depp nahe steht, sagte Business Insider, dass ihre Beziehung rein beruflicher Natur sei.

Dieser Text ist zu großen Teilen aus dem Englischen übersetzt – aus diesem Original.