„Farbe bekennen“ in der ARD - Wie die Sondersendung in der K-Frage zu Merz‘ Märchenstunde wird
Friedrich Merz ist klar, selbstbewusst und pocht auf seine guten Gene. Beim ARD-Interview „Farbe bekennen“ tut der CDU-Boss so, als wäre er in allerbester Gemeinschaft mit Markus Söder. Dabei hat er ihn brutal gestutzt – und damit ist nicht nur sein Bart gemeint.
Der Bart ist jetzt also ab: Markus „Henriquatre“ Söder ist gestutzt. Friedrich Merz wird der Kanzlerkandidat der Union. Komischerweise wurde am Dienstagmorgen noch Grummeln von der CSU vernommen, überrascht und irritiert sei man über die Bekanntgabe. Interessant auch: Am Sonntag hat sich Hendrik Wüst ein wenig verplappert bei „Caren Miosga“. Ob er – der inzwischen auch raus ist aus dem Kandidaten-Rennen – dem CSU-Mann Söder den Bart stutzen wolle? Das könne Merz schon selber, sagte er, um dann schnell nachzuschieben: „Die beiden sprechen auf Augenhöhe.“
Stolz oder Genugtuung? „Nur Erleichterung“, sagt Merz
Jetzt also Merz. Der darf am Dienstagabend „Farbe bekennen“ in der ARD-Sondersendung gleich nach der „Tagesschau“ bei Markus Preiß. Ob er Stolz oder Genugtuung empfinde, will der ARD-Journalist wissen. Darauf lässt sich Merz aber nicht ein: „Erleichterung, dass wir diese Personalentscheidung gelöst haben“, mehr sagt er nicht. Und dazu kommt, natürlich, auch „Verantwortung“.
Merz und Söder: Das war Eisfach-Feeling
Ein Lebenstraum wird wahr? „Ich konnte mir nicht vorstellen, in die Politik zurückzugehen“, auch hier zeigt er sich noch ausweichend. Seine Passage zur Rivalität mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder wird dann zur Märchenstunde mit Merz. Man habe „intensiv in den letzten Monaten miteinander gesprochen und vor zwei Wochen final besprochen“. Preiß fragt richtig: „Wurde da ein Theaterstück aufgeführt?“ Nein, nein, Söder habe nur auf seine hohen Beliebtheitswerte verwiesen. Bekommt Söder jetzt ein Zuckerl, weil er zurückgezogen hat? „Ich habe Markus Söder nichts anzubieten“, kontert Merz kühl. So kühl und abständlich war heute auch die Pressekonferenz zwischen beiden. Eisfach-Feeling.
Die Grünen sind schlimmer als AfD und BSW zusammen?
Eine spektakuläre Aussage gilt noch der entschiedenen Kampfansage der CSU an die Grünen: „Keine andere demokratisch gewählte Partei löst solche Aversion aus wie die Grünen“, bestätigt der CDU-Mann. Also sind die Grünen schlimmer als AfD und BSW zusammen? Da zeigt sich Merz deutlich zurückhaltender als Söder. Für ihn gilt die Absage an die Grünen aktuell. Wenn die sich ändern, kann das auch wieder ganz anders sein. Das „verunglückte“ Bürgergeld soll reformiert werden, der Verbrenner muss zurück, die Atomkraft am liebsten auch. Und bei der Migration will Merz Europa dazu bewegen, die Außengrenzen gegebenenfalls zu schließen. „Sonst werden wir an deutschen Grenzen zurückweisen.“
Fit für Scholz, wenn dieser überhaupt noch im Rennen sein wird
Jedenfalls freut sich Merz auf Scholz als Gegner im Wahlkampf. Wenn dieser überhaupt noch im Rennen sein wird, was bezweifelt werden darf. „Wenn er Kandidat der SPD wird, freue ich mich. Ich kann mir keinen besseren Gegner wünschen.“ Auch weil er sich für fitter hält. Seine Mutter ist 96 Jahre alt, sein Vater 100. Friedrich Merz hat sich durchchecken lassen: „Ich bin fit genug für dieses Amt!“ Fit war er jedenfalls auch, indem er Markus Söder verbannt hat.