Fast jedes Handy hat es: EU-Kommission geht gegen Gorilla-Glass-Hersteller vor

So gut wie alle Markenhandys sind durch bruchfestes Glas geschützt und den meisten Fällen kommt dieses von US-Hersteller Corning. Aber diese Dominanz des bekannten "Gorilla Glas" ist der EU offenbar ein Dorn im Auge. Sie hat eine kartellrechtliche Untersuchung gestartet.

Im Smartphone- und Tablet-Bereich ist das Gorilla Glas allgegenwärtig. Apple hat sogar kräftig in dessen Hersteller investiert und verwendet in seinen Produkten seit einigen Jahren das exklusive Ceramic Shield. Dahinter steckt immer der US-Konzern Corning. Diesem wirft die EU-Kommission wettbewerbswidrige Vereinbarungen mit Handy-Herstellern und Glas-Veredlern vor – und untersucht, ob es sich um ein Kartell handelt, wie in der Pressmitteilung erklärt wird.

Gorilla Glas schützt Touch-Displays auf mobilen Geräten. Bereits im ersten iPhone aus dem Jahr 2007 kam eine Variante zum Einsatz. Seither wird es stetig weiterentwickelt. Es handelt sich um sogenanntes Alumosilikatglas oder Alkali-Aluminosilikatglas, dessen Bruchfestigkeit durch einen Ionenaustauschprozess an der Glasoberfläche erzeugt wird. Diese Technik existiert bereits seit den 1960er Jahren, hatte aber erst in Smartphones und Tablets ihren Siegeszug.

Das Gorilla Glas von Corning hat seither eine massive Marktdominanz aufgebaut und kommt in den meisten prominenten Smartphone-Marken zum Einsatz. Nach Ansicht der EU-Kommission liegt das offenbar an mehreren brisanten Absprachen: Die Handy-Hersteller sollen vereinbart haben, ausschließlich die Glas-Produkte von Corning zu verwenden und bekommen dafür Rabatte. Ähnliche Vereinbarungen soll Corning mit Rohglas-Veredlern getroffen haben.

Alternative Glashersteller sollen konkurrieren können

Eine Person hält das Smartphone Apple iPhone 16 Pro Max in der Hand und zeigt das Display.
Eine Person hält das Smartphone Apple iPhone 16 Pro Max in der Hand und zeigt das Display.

Die EU-Kommission befürchtet laut Mitteilung, dass diese Absprachen "konkurrierende Glashersteller von großen Segmenten des Markts ausgeschlossen haben und damit eine Verringerung der Auswahl der Kunden, Preissteigerungen und die Behinderung von Innovationen zum Nachteil der Verbraucher weltweit bewirkt haben könnte." Die Untersuchung soll nun eine mögliche missbräuchliche Ausnutzung einer marktbeherrschenden Stellung prüfen.

Fast alle großen Smartphone-Hersteller wie Samsung, Apple, Google oder Xiaomi verwenden Glas-Produkte von Corning. Es gibt aber Alternativen: So nutzt das Honor Magic 6 Pro (zum Test) das hauseigene "Honor NanoCrystal Shield". Ein großer Corning-Konkurrent im Bereich bruchfestes Glas ist zudem das japanische Unternehmen AGC (Asahi Glass). Dessen Glas namens "Dragontrail" kam zeitweise in einigen Smartphones wie dem Sony Xperia Z5 (aus dem Jahr 2015) zum Einsatz, inzwischen aber kaum noch.

Die EU geht schon länger gegen kartellrechtliche Verstöße im Mobilfunkbereich vor. Zuletzt wurde Apple dazu gezwungen, sein Betriebssystem für Wettbewerber zu öffnen. Nutzerinnen und Nutzer in der EU können in Zukunft alternative App Stores und alternative Standard-Apps wie den Webbrowser auf ihren Apple-Produkten installieren.

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