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Als Favre Löw mit einem Flipchart alt aussehen ließ

Was haben Jogi Löw und Lucien Favre gemeinsam?

Klar, sie sind beide ausgezeichnete Könner ihres Fachs. Aber dass sie einst um den gleichen Arbeitsplatz konkurrierten, dürfte bisher nur Insidern bekannt gewesen sein.

Im Jahr 2003 waren sowohl der heutige BVB-Coach Favre als auch Bundestrainer Joachim Löw beim schweizer Erstligisten FC Zürich als neue Trainer im Gespräch.

Wie in einem klassischen Bewerbungsverfahren wurden beide Trainer sogar am selben Tag vorstellig.

Favre sticht Löw aus

Dr. Urs Scherrer, damaliger Vize-Präsident beim FC Zürich, erinnert sich:

"Um 9 Uhr war Jogi Löw an der Reihe, um 10.30 Uhr Lucien Favre. Löw hielt einen sehr interessanten Vortrag über den modernen Fussball im Allgemeinen, wurde auch sehr philosophisch."

Als im Anschluss jedoch Favre den Raum betrat, seien Scherrer und dem damaligen Präsidenten Sven Hotz gar nicht mehr aus dem Staunen herausgekommen.

Er habe ein Flipchart verlangt, kannte die Stärken und Schwächen von 50 Spielern der ersten und zweiten Mannschaft, sowie aus dem Nachwuchsbereich.

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Danach gab er Empfehlungen ab, welches Talent es als nächstes in den Profi-Kader schaffen würde. "Sein Statement war toll", resümiert Scherrer im Nachhinein.

Obwohl Löw zu Beginn aufgrund Favres schwächeren Deutschkenntnissen als Favorit auf die Stelle galt, erhielt der Schweizer den Zuschlag.

Favre: Geld zweitrangig

Auch, weil Favre in puncto Gehalt ein überraschend entspannter Verhandlungspartner war. "Ich nehme das, was Sie mir geben", habe er den FCZ-Offiziellen mitgegeben.

Joachim Löw landete schlussendlich bei Austria Wien, er habe noch weitere Gespräche führen wollen, Favre wurde mit seinem neuen Verein zwei mal Schweizer Meister.

Es ist eine der vielen Anekdoten über den eigenwilligen Fußballlehrer Favre, von denen nun einige in einem neuen Buch (Lucien Favre - der Bessermacher von Michael Jahn) veröffentlicht wurden.

Eberl beeindruckt von menschlicher Seite

Max Eberl, Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach beeindruckte vor allem die Ehrlichkeit und Uneigennützigkeit seines einstigen Trainers.

"Ich hatte Lucien Favre gesagt, dass ich ihn mir gut als Borussia-Trainer vorstellen könnte, aber auch, dass ich mit Michael Frontzeck in die Rückrunde gehen will, er noch eine Chance bekommen soll."

Favre pflichtete ihm damals bei: "Es ist richtig, Max, dass du beim ersten Gegenwind nicht gleich umfällst."

Kurze Zeit später, als die Borussia auf den letzten Tabellenplatz abgerutscht war, musste Eberl dann doch handeln, Favre bewahrte den Verein vor dem Abstieg und führte ihn in die Champions League.

Vier Jahre später, anno 2015, war es Favres Entscheidung den Klub zu verlassen. "Ich kriege das nicht mehr hin", habe er Eberl mitgeteilt. Dieser habe die Entscheidung schweren Herzens hinnehmen müssen.

Favre vs. Hoeneß

Dass der BVB-Trainer jedoch auch zuweilen ein schwieriger Charakter sein soll, bestätigt Dieter Hoeneß, der mit ihm zusammen bei Hertha BSC gearbeitet hat.

"Favre ist der einzige Mensch, den ich kenne, der Gefahr läuft, im Supermarkt zu verhungern, weil er sich nicht zwischen Wurst und Käse entscheiden kann."

Der Konter des Schweizers ließ nicht lange auf sich warten: "Und Hoeness würde immer nur Schokolade kaufen. Hauptsache schön verpackt und teuer."

Im Nachhinein bereue Hoeneß seine Aussage jedoch, stattdessen lobt er den 61-Jährigen für seinen ausgezeichneten Fußball-Sachverstand.

Ähnliche Töne schlägt der heutige FCZ-Präsident Ancillo Canepa an: "Kaderplanung war Nervensache. Heute wollte er einen, morgen nicht, übermorgen vielleicht..."

Happy End beim BVB?

Die Verantwortlichen seines derzeitigen Arbeitgebers Borussia Dortmund sind bisher vollkommen überzeugt von ihrem Cheftrainer.

"Er achtet auf Details, die ich trotz meiner inzwischen über 40 Jahre im Fussball-Geschäft so kaum für möglich gehalten hätte.

Das beginnt bei kleinsten Details wie der Arm- oder Fusshaltung. Anfänglich mögen solche Korrekturen auf erfahrene Profis befremdlich wirken, doch sobald sie es einmal ausprobiert und den Effekt für sich gespürt haben, sind sie begeistert.

Und folgen den Ideen des Trainers umso bereitwilliger", zeigt sich Sportchef Michael Zorc begeistert über die Detail-Verliebtheit seines Trainers.

Die bisherigen Ergebnisse und die Kaderplanung für die Spielzeit 2019/20 lassen zumindest darauf schließen, dass sich die erfolgreiche Zusammenarbeit fortsetzt.

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