Britischer Agent löste FBI-Untersuchung zu Trumps Russland-Verbindungen aus

FBI-Direktor James Comey (vorne) und NSA-Chef Michael Rogers sagen vor dem Kongress aus (Bild: AP Photo/J. Scott Applewhite)
FBI-Direktor James Comey (vorne) und NSA-Chef Michael Rogers sagen vor dem Kongress aus (Bild: AP Photo/J. Scott Applewhite)

FBI-Chef James Comey bestätigte in einer Anhörung am Montag vor dem Repräsentantenhaus, dass seine Behörde mögliche Absprachen zwischen Trumps Wahlkampfteam und der russischen Regierung bereits seit Ende Juli untersuche. Wie Yahoo News erfuhr, begannen die Ermittlungen nur wenige Wochen, nachdem ein britischer Spion das FBI über Beweise informierte, die er zu einer solchen Verbindung gesammelt hatte.

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Christopher Steele, ein ehemaliger MI-6-Agent und Experte für Russland-Operationen, wurde als Ermittlungsbeauftragter von einem Rechercheinstitut angeheuert, das zunächst für Trumps republikanische Gegner im Vorwahlkampf und später für Unterstützer von Hillary Clinton gearbeitet hatte, angeheuert. Einer Quelle zufolge war es Steele, der am 5. Juli als erster die FBI-Agenten alarmierte, nachdem er hatte Beweise gesammelt hatte, dass Berater aus Trumps Wahlkampfteam und Vertreter des Kreml in Bezug auf die Präsidentenwahl 2016 in Kontakt standen.

Britischer Agent war bewährter FBI-Partner

Wie Yahoo News als erstes Medium berichtete, wurden Steeles Informationen sehr ernst genommen, da er bereits in der Vergangenheit Kontakt zum FBI hatte: Er war als Berater der eurasischen Abteilung für organisiertes Verbrechen des FBI tätig und half dabei, Informationen zu Verbindungen zwischen verdächtigen russischen Verbrechern und der FIFA zu sammeln.

Der frühe Kontakt zwischen Steele und der Behörde hat, wie es jetzt scheint, eine Reihe von Ereignissen in Gang gesetzt, die zu Comeys außergewöhnlicher Aussage am Montag führten. Demnach habe das FBI seit „Ende Juli“ aktiv mögliche Verbindungen zwischen Trumps Wahlkampfteam und dem Kreml untersucht – mehr als drei Monate vor dem Wahltag.

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„Das Justizministerium hat erlaubt, dass ich bestätigen kann, dass das FBI als Teil unserer Spionageabwehrtätigkeit den Versuch der russischen Regierung untersucht, den Präsidentschaftswahlkampf 2016 zu manipulieren“, erklärte Comey den Mitgliedern des Geheimdienstausschusses des Repräsentantenhauses in seinem vorbereiteten Eröffnungsstatement. „Dazu gehörte auch die Untersuchung jeglicher Verbindungen zwischen Personen, die zu Trumps Wahlkampfteam gehörten und der russischen Regierung, insbesondere dahingehend, ob es irgendeine Koordination zwischen dem Wahlkampfteam und Russlands Bemühungen gab.“

Überraschende Aussagen in Comeys Anhörung

Comeys Aussage schien die Republikaner im Ausschuss zu überraschen. Einer davon, der Republikaner Mike Turner aus Ohio, sagte, dass die Existenz der Untersuchung bedeute, dass „da nun eine Wolke über unserem System schwebt“.

Und diese Gewitterwolke wird sich wohl so schnell nicht verziehen. Comey sagte, dass es keinen Zeitplan für die Untersuchung gäbe, dass er nicht voraussagen könne, wie lange sie andauern würde und dass er dem Repräsentantenhaus keine „Updates“ zum Status der Ermittlungen liefern könne. Als er von der Demokratin Teri Sewell aus Alabama direkt gefragt wurde: „War Donald Trump während des Wahlkampfs Gegenstand einer Untersuchung?“, antwortete Comey: „Ich werde das nicht beantworten.“ Er fügte rasch hinzu, dass die Mitglieder aus seiner Antwort keine „Schlussfolgerungen“ ziehen sollten.

Der FBI-Chef James Comey sagte am 20. März 2017 bei einer Anhörung vor dem Geheimdienstausschuss des Repräsentantenhauses im Kapitol zu Vorwürfen aus, Russland habe den Präsidentschaftswahlkampf 2016 in den USA beeinflusst. (Foto: Manuel Balce Ceneta/AP Photo)
Der FBI-Chef James Comey sagte am 20. März 2017 bei einer Anhörung vor dem Geheimdienstausschuss des Repräsentantenhauses im Kapitol zu Vorwürfen aus, Russland habe den Präsidentschaftswahlkampf 2016 in den USA beeinflusst. (Foto: Manuel Balce Ceneta/AP Photo)

Die öffentliche Bestätigung einer Untersuchung zu geheimen Absprachen zwischen Trumps Wahlkampfteam und einer ausländischen Regierung war nur einer der vielen überraschenden Momente während Comeys Aussage. Comey gestand, dass er „wegen ihrer Sensibilität“ führende Vertreter des Kongresses „bis vor Kurzem“ nicht über die Untersuchung informiert hatte. Neben NSA-Direktor Mike Rogers, der ebenfalls aussagte, stritt auch der FBI-Chef Präsident Trumps Behauptung in seinen Tweets vom 4. März ab, dass ihn sein Vorgänger Barack Obama abhören ließ. Beide sagten, dass sie „keine Informationen“ hätten, die dies bestätigten.

Obama-Überbleibsel gab FBI-Chef das Ok

In einer weiteren Entwicklung, die das Weiße Haus verärgern dürfte, bestätigte ein hochrangiger Beamter des Justizministeriums Yahoo News, dass Comey die Erlaubnis, die Untersuchung öffentlich zu bestätigen, vom stellvertretenden Justizminister Dana Boente erhalten hatte, der seinen Posten seit der Zeit der Obama-Regierung innehat.

Comey bestätigte, dass die Entscheidung, die Untersuchung publik zu machen, vom Justizministerium getroffen wurde, denn vergangenen Herbst hatte er viel Kritik einstecken müssen. In den letzten Tagen des Präsidentschaftswahlkampfes teilte er dem Repräsentantenhaus mit, dass das FBI neue Beweise bei der Untersuchung von Hillary Clintons E-Mails gefunden habe. Diese Offenlegung, von der manche Clinton-Mitarbeiter glauben, dass sie ihr die Wahl gekostet habe, wurde gegen die Empfehlung des Justizministeriums gemacht und löste eine Untersuchung des Generalinspektors des Ministeriums aus.

Präsident Trumps Justizminister Jeff Sessions hat eine Beteiligung an den Untersuchungen von Trumps Wahlkampf wegen Befangenheit abgelehnt, da er in der Kampagne selbst eine zentrale Rolle spielte. An der Entscheidung über Comeys Aussage war er nicht beteiligt.

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Deshalb kam Boente ins Spiel – der als Obamas US-Attorney in Louisiana und später im östlichen Bezirk von Virginia tätig war. Nach der Grundlage für Boentes Entscheidung gefragt, und ob er andere im Ministerium dazu konsultiert habe, lehnte ein hochrangiger Justizbeamter jeglichen Kommentar zu „internen“ Beratungen ab.

Ermittlungen begannen an heiklem Zeitpunkt

Comey wollte nicht erklären, wodurch die Untersuchung veranlasst wurde, noch wollte er die Personen nennen, die verdächtigt werden, mögliche Kontakte nach Moskau zu unterhalten. Aber seine Bestätigung, dass die Untersuchungen bereits Ende Juli begannen, bedeutet, dass sie in einem ereignisreichen Monat ihren Ausgang nahmen. Einer von Trumps Auslandspolitikberatern, Carter Page, flog nach Moskau und traf sich laut Steeles Bericht für das FBI angeblich mit hochrangigen Kreml-Vertretern, die Präsident Wladimir Putin nahestehen. Kurz zuvor gab es außerdem Medienberichte, nach denen Mitglieder aus Trumps Wahlkampfteam während des Nominierungsparteitags der Republikaner, der am 20. Juli endete, die Partei davon überzeugen konnten, einen Plan fallen zu lassen, der die US-Regierung dazu auffordern sollte, den ukrainischen Streitkräften mehr Waffen für den Kampf gegen die prorussischen Truppen zu liefern.

Page hat die Behauptungen von Steels Dossier wiederholt als „Fake News“ verspottet und sogar Briefe an Comey und das Justizministerium geschrieben, um sie anzufechten. Yahoo News berichtete im September darüber, dass das FBI die Anschuldigungen von Page untersuche. Diese Story war die erste, die die Existenz einer Untersuchung des Büros zu einer Verbindung zwischen dem Wahlkampfteam und der russischen Regierung ans Licht brachte.

Michael Isikoff
Investigativ-Korrespondent
Yahoo News

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