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FC Bayern als Freiwild? Der Ärger der FCB-Bosse hat andere Gründe

Der FC Bayern München führt die Bundesliga an, ist aber doch verärgert: Werden die Spieler von Niko Kovac wirklich so oft und hart gefoult wie es Präsident Uli Hoeneß und Sportdirektor Hassan Salihamidzic anprangern?

Rafinha vom FC Bayern München wurde Opfer eines Tacklings von Karim Bellarabi. (Bild: Getty Images)
Rafinha vom FC Bayern München wurde Opfer eines Tacklings von Karim Bellarabi. (Bild: Getty Images)

Kingsley Coman, Corentin Tolisso und Rafinha: Der FC Bayern München hat nach drei Spieltagen der Bundesliga bereits ernste Verletzungssorgen. Coman wurde im Spiel gegen Hoffenheim Opfer eines Fouls, Rafinha im Spiel gegen Leverkusen. Tolisso verletzte sich ohne Fremdeinwirkung.

Besonders das Foul von Karim Bellarabi an Rafinha sorgte für einen hochroten Kopf bei Uli Hoeneß. “Das Foul von Bellarabi war natürlich geisteskrank. Das ist vorsätzliche Körperverletzung. So etwas gehört drei Monate gesperrt – und zwar für Dummheit”, fluchte er.

Zugleich aber schränkte Hoeneß seine eigene Tirade ein: “Heute kann man Leverkusen nicht vorwerfen, dass sie überhart gespielt hätten. Deswegen finde ich, im Gegensatz zum Hoffenheim-Spiel am 1. Spieltag, als der Gegner teilweise körperverletzend gespielt hat, dass man solch ein Verhalten heute nicht gesehen hat.”

“Es muss härter durchgegriffen werden”

Körperverletzung – ein harter Vorwurf gegen Hoffenheim. Aber darf das allgemein auf die Liga gemünzt werden, so wie es Sportdirektor Hassan Salihamidzic tat? “Das sind manchmal Sachen, die zu hart sind, ohne Rücksicht auf die Gesundheit unserer Spieler. Es muss härter durchgegriffen werden”, sagte er nach dem 3:0-Sieg über den VfB Stuttgart.

Die Bayern als Opfer von heranfliegenden Stollen? Bei näherer Betrachtung gehen den Münchnern tatsächlich schnell die Argumente aus. Hoffenheim beginn 21 Fouls, der VfB drei und Leverkusen zwölf in 90 Minuten Spielzeit.

Das zeigt bereits, dass von einem Trend nicht die Rede sein kann. Insbesondere Stuttgart erwies sich gegen den FCB als regelrecht lammfromm. Leverkusen lag mit seinen zwölf Regelverstößen absolut im Durchschnitt einer normalen Bundesliga-Partie.

Hoffenheim begeht die meisten Fouls der Bundesliga

Und Hoffenheim? Die Mannschaft von Julian Nagelsmann trat tatsächlich ordentlich zu. Das gilt aber allgemein für die TSG, die in drei Spielen bislang im Schnitt die meisten Fouls aller Teams beging: Pro Partie werden die Profis 18,3 Mal zurückgepfiffen.

Dessen nicht genug, muss die Foul-Statistik doch für eine echte Argumentation noch weiter eingeordnet werden. Gegen Hoffenheim waren die Bayern 60 Minuten lang in Ballbesitz, Hoffenheim entsprechend für 30 Minuten.

Rechnet man dann die fünf Fouls der Bayern anteilig der Zeit ohne Ballbesitz – in der man faktisch kaum ein Foul begehen kann – haben die Bayern alle sechs Minuten gefoult, während Hoffenheim circa alle drei Minuten zupackte.


Bayern foulte gegen Leverkusen alle 30 Sekunden

Ganz anders dagegen die Spiele gegen Leverkusen und Stuttgart. Gegen die Werkself foulte Bayern alle 30 Sekunden ohne Ballbesitz, die Werkself nur alle sechs Minuten. Der VfB foulte alle zehn Minuten gegen die Bayern, welche selbst alle vier Minuten zurückgepfiffen wurden.

Rein statistisch gesehen brauchen die Bayern also weniger Zeit für ein Foul als der VfB und Leverkusen. Das macht aus taktischer Sicht Sinn: Der FCB spielt hoch und versucht nach einem Ballverlust, diesen direkt wieder zu erobern. Ein Konter des Gegners ist gefährlich und wird deshalb im Notfall mit einem Foul verhindert.

Leverkusen und der VfB verteidigten aber tief – und dort will man gegen exzellente Freistoßschützen wie Arjen Robben oder James Rodriguez lieber keine Standards zulassen. Hoffenheim hingegen agierte etwas höher, ging damit Risiko und musste öfter zum Foul greifen.

Der Bayern-Ärger hat andere Gründe

Statistisch nicht festzuhalten ist allerdings die Härte der Fouls. Hier können nur Vermutungen angestellt werden, warum es den FC Bayern bislang so hart getroffen hat. Die Spieler des FCB sind schnell, oft zu schnell für ihre Gegenspieler – das kann ein Faktor sein. Über Bellarabis Einsteigen gegen Rafinha darf nicht diskutiert werden, hier wurde die Grenze deutlich überschritten.

Beim Foul des Hoffenheimers Nico Schulz an Coman sieht die Sache anders aus. Schulz versucht die Flanke des Bayern-Spielers mit einer Grätsche zu verhindern und trifft Coman dabei unglücklich.

Hinsichtlich des Bayern-Ärgers ist sicherlich nicht zu vernachlässigen, dass die Münchner mit einem dünnen Kader in die Saison gestartet sein und mit Juan Bernat und Sebastian Rudy noch zwei Spieler kurz vor Transferschluss angegeben haben. Umso ärgerlicher sind die Ausfälle von Coman, Tolisso und Rafinha im Hinblick auf die kommende Dreifachbelastung.

Das dürfte sicherlich auch seinen Teil beigetragen haben zum erzürnten Hoeneß. Eine Tendenz, wie sie Niko Kovac feststellte, der die Bayern als “Freiwilid” sieht, muss aber am 3. Spieltag deutlich abgestritten werden.