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"Kann den Fehler nicht finden": Günther Jauch bricht eine Lanze für die Wende-Politik

TV-Moderator und Journalist Günther Jauch wuchs unweit der Mauer in West-Berlin auf. In einem Podcast nahm er anlässlich von 30 Jahren Wiedervereinigung nun die Politiker von damals und heute in Schutz.

Die Wiedervereinigung jährt sich am Samstag zum 30. Mal. Im Jahr 1990 herrschte weitestgehend Freudentaumel, doch gerade in den neuen Bundesländern gilt die Wende auch als eine Zeit der verpassten Chancen. Demografische Unterschiede sind bis heute erkennbar: Während sich Ost und West in vielen Bereichen anglichen, hinken die neuen Bundesländer in anderen Bereichen nach wie vor hinterher. Nichtsdestotrotz verteidigt TV-Moderator und Journalist Günther Jauch die damals und heute handelnde Politik.

"Ich kann den klassischen klischeehaften Fehler, den 'die Politiker' gemacht haben sollen, nicht finden", brach Jauch im Podcast "Bosbach & Rach - die Wochentester" des "Kölner Stadt-Anzeigers" eine Lanze für die politisch Verantwortlichen. Insgesamt beurteilt der in West-Berlin aufgewachsene Moderator die Situation in der ehemaligen DDR ausgesprochen positiv: "Der Osten ist zu einem guten Teil von der so oft belächelten blühenden Landschaft, die Helmut Kohl versprochen hat, nicht so weit weg."

Jauch betonte im Podcast aber auch, dass er die Wut auf bestehende Umstände teilweise nachvollziehen kann. "Ich kann bis zu einer gewissen Grenze verstehen, dass man frustriert ist und 'denen da oben' einen Denkzettel verpassen will", so der 64-Jährige, der aber relativierte, dass dies keine Pauschalurteile über Politiker rechtfertige. Er befürchte zudem, dass diese Wut die politischen Ränder stärken könnte: "Ich mache mir Sorgen, wenn in den Neuen Ländern Linksaußen und Rechtsaußen stärker werden."

"Seit der Einheit laufe ich als personifizierter Glückskeks durch die Welt"

Günther Jauch erläuterte im Gespräch mit Ex-Bundestagsmitglied Wolfgang Bosbach und TV-Koch Christian Rach, Bundestagsmitarbeiter seien ein "wunderbares Abbild unserer Bevölkerung". Denn auch "dort gibt es 'Minderleister', wie wir sie im normalen Leben auch kennen, dort gibt es Choleriker genauso wie fleißige Menschen." Jauch räumte aber ein: "Es gibt natürlich auch absolute Flops, bei denen man sagen würde, '10.000 Euro an Diäten sind bei denen mehr als verschwendet.'" Jauch weiter: "Ich kenne aber auch viele, die für das, was sie leisten, hoffnungslos unterbezahlt sind."

Für ihn persönlich sei die Wende ohnehin ein voller Erfolg, so Jauch: "Ich gebe zu, dass ich seit der Einheit als personifizierter Glückskeks durch die Welt laufe, weil sie für mich etwas Sensationelles war." Für den "Wer wird Millionär?"-Moderator wurde damals Realität, was er nie zu träumen gewagt hatte. "Das liegt daran, dass ich im alten eingekesselten West-Berlin aufgewachsen bin, nur wenige hundert Meter von der Grenze, wo ich die bellenden Hunde und die Leuchtkugeln am Himmel hautnah miterlebt habe und mir nie vorstellen konnte, dass die Mauer je fallen könnte."

Am Samstag, dem Tag des Jubiläums, wird Günther Jauch in seiner Wahlheimat Potsdam beim offiziellen Festakt dabei sein. Dort soll er drei Generationen aus Ost und West interviewen.