"Jetzt fehlst du": Trauer um Regisseur Manfred Stelzer

1980 bekam er für seinen ersten Kinofilm "Der Monarch" den Bundesfilmpreis. Später drehte Manfred Stelzer auch fürs Fernsehen, bekannt wurde er vor allem für seine "Tatort"-Folgen. Immer sah man seinen Filmen an, dass ihr Erzeuger Menschen mag. Nun ist der Regisseur im Alter von 76 Jahren gestorben.

"Jede Minute Arbeit war ein großer Spaß mit dir": So verabschiedete "Tatort"-Star Jan Josef Liefers am Mittwoch einen seiner engsten und langjährigsten Kollegen in einem Facebook- und Instagram-Post. Die deutsche Film- und Fernsehwelt trauert um den Regisseur und Produzenten Manfred Stelzer, der im Alter von 76 Jahren gestorben ist.

Stelzer machte viele kleine, glitzernde Filme - vor allem Komödien, kleine Grotesken, die nicht unbedingt die Welt erklären, sie aber doch intelligent belachen. Das alles fing 1979 mit einem Dokumentarfilm an. Er hieß "Der Monarch" und hatte einen Protagonisten, der quer durch die Republik reiste, um "einarmige Banditen", also Spielautomaten, auszuräumen. Am Fallgeräusch eines Geldstücks erkannte der "Monarch", der sich nach seinen Opfern, den Automaten, selbst den Namen gab, wann er die Stopptaste drücken musste, um zu gewinnen.

"Monarch" entstand zusammen mit der Produzentin Regina Ziegler, die sich gut an damals und den Autoren und Regisseur Stelzer erinnert: "Zuerst war ich skeptisch, die Geschichte von jemandem zu verfilmen, der Glückspielautomaten mit einem Griff leeren konnte, doch seine Begeisterung und leuchtenden Augen überzeugten mich schnell. Der Film wurde mit Enthusiasmus von Kritik und Publikum aufgenommen und erhielt neben dem Bundesfilmpreis viele internationale Preise. Daraus entstand unsere intensive Zusammenarbeit mit diversen Krimis und Komödien." Ziegler Film zeigt am Freitag, 15. Mai, Stelzers Film "Monarch" als kostenlosen Stream auf www.ziegler-film.de.

Ein Film wie ein Spielfilm, mit einem Protagonisten, der sich selber spielte und der gleich den Bundesfilmpreis bekam. So etwas kann tödlich sein für einen jungen Filmemacher, wie es damals der am 22. September 1944 in Augsburg geborene Regisseur Manfred Stelzer war. Nicht für ihn. Es folgten - erst im Kino, dann immer häufiger im Fernsehen - noch viele Filme von Stelzer. Filme über Außenseiter, die wie der Monarch die Welt verlachten.

Es gebe wenig zu wissen über Manfred Stelzer, so beklagen sich die Filmjournalisten. Noch nicht einmal das Geburtsdatum ist belegt, in seiner Biografie taucht einfach nur das Jahr "1944" auf. Doch sicher ist: Manfred Stelzer zählte zu Deutschlands profiliertesten Fernsehregisseuren und Drehbuchautoren. Bekannt wurde er vor allem für seine Fernsehkrimis und -filme, für die er häufig auch das Drehbuch verfasste.

Der Humorist Stelzer wird es ausgehalten haben, dass just die ehemalige NDR-Redakteurin Doris Heinze unter deren Ägide beim NDR er viele Filme drehte (für die Produktionsfirmen Polyphon und Ziegler Film), anlässlich einer kleinen Werkschau beim Hamburger Filmfest ihn als einen lobte, der "wie kein Zweiter in seinen Filmen eine sehr humorvolle Art" habe, "mit Menschen umzugehen". Damals, 2001, drehte Stelzer schon mehr als zehn Jahre Fernsehfilme für den NDR, immer mit Niveau, nie unter die Gürtellinie gehend. "Die Welt des Manfred Stelzer spielt im Kleinen, Einfachen, Alltäglichen", lobte der NDR. "Es agieren Menschen wie du und ich, keine Fantasiegebilde intellektueller Köpfe, sondern realitätstreue, liebenswerte Individuen."

Der Verblödung entkommen

So war das: In "Superstau", einem seiner letzten Kinofilme, einer Staukomödie vom gesamtdeutschen Kriegsschauplatz Autobahn, nahm er nach der Wende die Welteroberungsmentalität der neuen Deutschen vorweg. In "Die Chinesen kommen" (1986) ahnte er auf geradezu seherische Weise die komische Überrundung des Deutschen Wirtschaftswunders durch die Chinesen voraus: Ein paar Überbleibsel einer Belegschaft helfen da mit, das eigene Werk im Bayerischen abzuwracken, um es samt dem notwendigen Know-how nach China zu überbringen.

Auch wenn in Stelzers Filmen meist die große Klimax und die prustende Pointe fehlte, so waren sie doch äußerst vergnüglich und sehr bereichernd - man musste sich an ihren leicht plätschernden Rhythmus nur gewöhnen. Es war der Rhythmus einer nun schon guten alten Zeit, der des Neuen Deutschen Films der 70er- und 80er-Jahre, der inzwischen sanft verblichen ist, von Gremien gemeuchelt und vom Zuschauer verlassen, der lieber in US-amerikanische Blockbuster geht als in die Hohlspiegelkomödien aus deutschen Provinzen.

So wurde aus Manfred Stelzer ein Fernsehfilmregisseur, der "Tatorten" ("Schimanski") und "Polizeirufen" wie dem grotesken Busen-Edelstück "Silikon Walli" (BR) seinen Gütestempel aufdrückte, der immer wieder Menschen liebende Komödien machte, sich aber auch in ernstere Gefilde begab - siehe die Romeo-und-Julia-Geschichte "Brennendes Herz" (2006), von einem unfreiwilligen Neonazi und einer jungen Türkin handelnd. Mit den grandiosen Sozialkomödien "Ein Schnitzel für drei" (2009) und "Ein Schnitzel für alle" (2013) mit Armin Rohde und Ludger Pistor, verstand es Stelzer, beides zu verknüpfen. Fürs Fernsehen drehte Stelzer zuletzt 2014 die Komödie "Wir tun es für Geld".

Wo viel von der "Verblödung mit System" und vom Sündenfall des deutschen Fernsehfilms die Rede war, durfte man Stelzer getrost als Beispiel dafür nehmen, dass man dieser Verblödung noch immer ganz ersprießlich entkommen konnte. "Jetzt fehlst du und mit dir deine Art und Weise, dein Humor und deine Handschrift. Mach's gut!", schrieb Jan Josef Liefers, mit dem Stelzer fünf Münsteraner "Tatorte" inszenierte, in seinem letzten Gruß auf Instagram. Er nannte ihn im letzten öffentlichen Gruß liebevoll "Mampfred".