Fehlt es dem BVB an echten Führungsspielern?

Borussia Dortmund landet nach einem guten Auftaktspiel auf dem Boden der Tatsachen. Die Pleite in Augsburg wirft die Frage auf, ob es dem Team an Leadern mangelt.

Kapitän Mats Hummels war nach dem Abpfiff in Augsburg der erste Spieler von Borussia Dortmund, der sich nach der großen Enttäuschung den Fragen der Journalisten stellte.

"Ich habe das Gefühl, dass wir in vielen Bereichen ein sehr gutes Spiel gemacht haben. Wir hatten auf keinen Fall weniger Chancen als der FCA", sagte Hummels bei Sky. Ob das die BVB-Fans nach der 0:2-Pleite beim FCA hören wollten? Fraglich.

Denn viele Anhänger der Schwarz-Gelben ließen nach der Partie ihrem Unmut in den sozialen Medien freien Lauf. Die Haupt-Kritikpunkte: die Einstellung, die Hierarchie in der Mannschaft und die Rolle der Führungsspieler. Das wirft die Frage auf, ob es dem BVB tatsächlich an "echten" Führungsspielern fehlt.

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Hummels, Can und Witsel in der Pflicht

Als Kapitän ist vor allem Hummels gefordert, wenn es in der hochtalentierten - aber eben auch noch unerfahrenen - Mannschaft mal nicht läuft. Der 31-Jährige ging in Augsburg durchaus voran. Er kam auf starke 124 Ballkontakte und gewann 76 Prozent seiner Zweikämpfe. In der Schlussphase hatte der Innenverteidiger auch zwei Torchancen, verpasste allerdings den Anschlusstreffer.

Emre Can und Axel Witsel sollen die Leader im Mittelfeld sein. Zumindest Can war das anzumerken. Mit 146 Ballkontakten stelle er den Topwert aller Spieler auf dem Augsburger Rasen und auch 65 Prozent gewonnene Zweikämpfe können sich sehen lassen.

Witsel fiel hingegen deutlich ab. Der Belgier schmiss sich zwar in jeden Zweikampf, konnte aber nur 45 Prozent der Duelle für sich entscheiden. 86 Ballkontakten ist mit Abstand der geringste Wert der drei.

Fakt ist, dass alle drei ihr Team nicht gänzlich mitreißen konnten. Sie sind daher in den nächsten Spielen besonders gefordert, die junge Truppe zu führen.

Der BVB wirkte in Augsburg nämlich trotz der klaren Überlegenheit über die komplette Spielzeit ideenlos. "Wir sind sehr enttäuscht. Es ist schwer, diese Niederlage zu akzeptieren. Wir haben das Spiel fast komplett dominiert, wir hatten fast 80 Prozent Ballbesitz, aber manchmal bringt das nicht viel", sagte Trainer Lucien Favre nach Abpfiff.

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Böse Erinnerungen werden wach

Shootingstar Erling Haaland war abgemeldet und auch Jadon Sancho und Co. wirbelten nicht im Ansatz so, wie beim 3:0-Auftaktsieg gegen Borussia Mönchengladbach. Innerhalb weniger Tage hat sich die Euphorie nach dem Start in Dortmund daher in eine Katerstimmung verwandelt.

Die Fans dürften sich an das Auf und Ab der letzten Saison erinnert fühlen. Ihre große Angst ist nun, dass sich alles wiederholen könnte - und zwar in Sachen Kontinuität und Konstanz. Auch in der vergangenen Spielzeit begeisterten die Dortmunder teilweise, um dann wieder ein schwächeres Spiel zu machen. Zu wenig, um ein echter Anwärter auf die Meisterschaft zu sein.

Noch hat der BVB Zeit, diesen Eindruck wegzuwischen. Durch die krachende 1:4-Pleite des FC Bayern bei der TSG Hoffenheim hat die Borussia noch nicht einmal Punkte auf den großen Konkurrenten eingebüßt.

Die Einstellung der Mannschaft muss sich allerdings in manchen Teilen ändern. Auch wenn es mal nicht läuft wie gewünscht, muss das Team in der Lage sein, ein Spiel zu gewinnen. Die Bayern machen das seit Jahrzehnten.

Das gelang dem deutschen Rekordmeister vor allem durch Führungsspieler, die in den entscheidenden Situationen vorangingen. Das müssen nun auch Hummels, Can und Witsel machen - und auch Marco Reus, der gegen Augsburg nur als Joker zum Einsatz kam, sich bald aber gänzlich von seiner Verletzung erholt haben sollte.

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