Feministische Botschaft beim ESC - Morddrohungen gegen Kandidatin

Für Russland tritt beim diesjährigen Eurovision Song Contest die 29-jährige Manizha auf. Doch ihr feministischer Rap gefällt nicht jedem. Vor allem aus dem eigenen Land kommt Kritik – und sogar Morddrohungen.

ROTTERDAM, NETHERLANDS  MAY 17, 2021: Singer Manizha representing Russia performs during the dress rehearsal for the first semi-final of the 2021 Eurovision Song Contest, at the Rotterdam Ahoy Arena. Vyacheslav Prokofyev/TASS (Photo by Vyacheslav Prokofyev\TASS via Getty Images)
Russlands Teilnehmerin Manizha bei ihrem Auftritt (Bild: Getty)

Am gestrigen Abend fand in Rotterdam das erste Halbfinale des Eurovision Song Contests statt. 16 Länder hofften auf einen der 10 Plätze im Finale der Show, unter ihnen auch Manizha, die für Russland auftrat.

Ihr Auftritt mit dem Song "Russian Woman", ein feministischer Rap, der russische Frauen feiert und bestärkt, kam beim internationalen Publikum gut an. Nicht nur auf Twitter zeigten viele ihre Begeisterung, Manizha schaffte es auch, sich einen der begehrten Final-Plätze zu sichern.

Russische Teilnehmerin: Öffentlich angefeindet und bedroht

Doch der Weg dahin war für die 29-Jährige bisher keineswegs leicht: Besonders in ihrem Heimatland wurde sie wegen dem Song massiv angefeindet, öffentlich hart kritisiert und sogar bedroht, wie sie in einem Interview mit der BBC berichtet.

Eine Frau habe ihr beispielsweise geschrieben, sie bete zu Gott, dass das Flugzeug der Sängerin auf dem Weg nach Rotterdam abstürzt. Andere seien sogar noch weiter gegangen und hätten direkt gedroht: "Wenn du so über Russland singst, wirst du nicht mehr leben!"

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Zwei konservative Organisationen sollen sogar gerichtlich Beschwerde gegen den Song eingereicht haben, wie die Moskow Times schreibt. Auch hohe Politiker haben sich zu dem Beitrag geäußert. Unter anderem Dmitry Peskov, Sprecher des russischen Präsidenten Vladimir Putin, machte sich öffentlich über Manizha und ihren Song lustig.

Doch nicht nur der ESC-Song und seine Botschaft sind der Grund für den Hass, der der jungen Frau aus den eigenen Reihen entgegenkommt. Einige der Beleidigungen haben auch einen rassistischen Hintergrund, denn Manizha wurde in Tadschikistan geboren und kam als Flüchtling nach Russland.

Auswahl von Manizha ist "Kriegserklärung" an Russlands Traditionalisten

Auch, dass sie sich in der Vergangenheit bereits häufiger öffentlich für die Rechte von Frauen und die Gleichberechtigung der LGBTQI+-Community eingesetzt hat, soll im konservativen Russland keinesfalls gut angekommen sein. Kurz, nachdem sie als Teilnehmerin für Russland ausgewählt wurde, schrieb die liberale Zeitung Novaya Gazeta die Auswahl sei "eine Kriegserklärung" an Russlands einflussreiche Traditionalisten.

Wie die Reaktionen auf ihren gestrigen Auftritt zeigen, scheint Manizha - anders als beim heimischen - beim internationalen Publikum aber durchaus gut anzukommen. Wie gut, wird sich beim großen Finale an diesem Samstag zeigen.

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