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Nach dem Festnahmen: So lästert das Netz über die FIFA

FIFA-Mediendirektor Walter de Gregorio bei seinem schweren Job am Mittwochvormittag

Gerne zitiert werden stets jene Listen, in denen die Bundesbürger verschiedenen Berufsgruppen Vertrauen oder Misstrauen aussprechen. Politiker, Journalisten und Versicherungsvertreter kommen da nicht immer gut weg. Auf der anderen Seite sind auch diese Gruppen für eine beliebige Gruppe von Befragten wohl ein Ausbund an Vertrauenswürdigkeit im Vergleich mit den Funktionären des Fußball-Weltverbandes FIFA. Denn denen wird, wie Umfragen im Bekanntenkreis ergeben, nur uneingeschränkt vertraut, wenn es darum geht, kleine und ganz große Mauscheleien ungeschoren über die Bühne zu bringen.

Umso größer war die Enttäuschung am Mittwochmorgen, als die unvorstellbare Meldung Deutschland erreichte: In Zürich in der Schweiz nahm die Polizei mehrere FIFA-Funktionäre fest. Unmittelbar vor jenem Kongress, bei dem Dauerboss Sepp Blatter (79) wiedergewählt werden soll. Und dann auch noch wegen Korruptionsverdachtes. Ehrensache, dass Twitter binnen Minuten in einer Flut sarkastischer Kommentare unterging. Viele der Posts waren sogar ausnehmend witzig.

"Korruption? Unvorstellbar!"

Sportmoderator Frank Buschmann war einer der ersten, die das Thema morgens in einen Tweet verarbeiteten. Und seine Reaktion setzte auch schon die Richtung für das Grundgefühl der Twitter-User an diesem Tag - es entsprach in etwa dem "isses wahr?", dass TV-Kult-Kommissar Kojak seinen Gesprächspartnern gerne entgegenwarf: "Top Funktionäre der #FIFA in der Schweiz festgenommen! Vorwurf: Korruption! Unvorstellbar...", scherzte Buschmann trocken. Und auch der beigestellte Hashtag las sich wie eine hochgezogene Augenbraue. Schlicht "#Fussball" stand da.

Noch etwas mehr Sarkasmus gönnte sich User Tim, der Lokführer. "Korruption bei der #FIFA. Wow.", schrieb er. "Welch Erkenntnis kommt als nächstes? Das Zitronenfalter wirklich keine Zitronen falten?"

Seitenhiebe für's Fußball-Entwicklungsland USA

Auch die Häme für die verhafteten Korruptionsverdächtigen ließ nicht auf sich warten. "Da war die Polizei wohl Fifalinge sammeln", meinte Userin Kerstin Brune - und das lange vor der Pilzsaison. "Verhaftungen und #FIFA in einem Satz, das muss ein guter Morgen sein", freute sich Twitter-Kollege Fabian Scheler.

International gesehen - vor allem aber auf den britischen Inseln - gab es einiges Stirnrunzeln für einen spannenden Seitenaspekt: Dafür nämlich, dass nun ausgerechnet Ermittler aus dem Fußball-Entwicklungsland USA den Weltfußball auf den rechten Pfad zurückführen wollen. "Die Amerikaner ignorieren 'Soccer' 200 Jahre völlig, lernen dann endlich, dass das Spiel 'Fußball' heißt und übernehmen dann gleich die ganze FIFA. Klassiker.", wunderte sich der Blog "Bootiful Game" auf Twitter.

Einschmeichelnder versuchte es das Portal Sunday League Football über seinen Account. "Liebes Amerika, bring Sepp Blatter hinter Gitter und wir werden offiziell aufhören, dich zu veralbern, weil du Fußball 'Soccer' nennst", hieß es dort. Ein gewagtes Versprechen.

"Keine Hinweise auf legale Vorgänge"

Ausgestanden ist die FIFA-Affäre so oder so noch lange nicht. Und auch die Aussicht auf Wochen, Monate oder gar Jahre voller Enthüllungen und Nicht-Enthüllungen aus der Verbandszentrale in Zürich kurbelt die Fantasie der Twitternutzer an. Erik Marquart etwa hatte eine klare Vorstellung vom Fortgang der Ermittlungen: "Die Polizei sucht in der #FIFA-Zentrale seit dem Morgen Beweise für legale Vorgänge. Bislang erfolglos."

User Veitstanz suchte sich stattdessen das schönste Zitat aus dem Blätterwald - und fasste mit der ulkigen Überschrift des Bremer Satireprojekts "Eine Zeitung" den schlimmsten anzunehmenden Fall zusammen: "#FBI stellt Verfahren gegen #FIFA-Funktionäre nach Vorlage von 'Millionen guter Argumente' wieder ein".