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Festzelt in Österreich eingestürzt - zwei Tote

Die Unglücksstelle ist ein Ort der Verwüstung. Foto: Manfred Fesl
Die Unglücksstelle ist ein Ort der Verwüstung. Foto: Manfred Fesl

Ein Volksfest endet in Österreich im Desaster: Sturmböen reißen das Festzelt mit Hunderten Gästen aus der Verankerung, die ganze Konstruktion stürzt auf die Biertische. Für zwei Menschen kommt jede Hilfe zu spät.

St. Johann am Walde (dpa) - Orkanartige Sturmböen haben bei einem Volksfest der Freiwilligen Feuerwehr in Österreich ein riesiges Festzelt mit 650 Gästen umgerissen und eine Tragödie ausgelöst.

Zwei Menschen kamen in der Nacht zum Samstag ums Leben, wie die oberösterreichische Polizei mitteilte. Etwa 20 Menschen wurden schwer, weitere 100 leicht verletzt. «Es ist nicht davon auszugehen, dass deutsche Gäste unter den Verletzten sind», sagte ein Sprecher der Polizei. Es sei ein lokales Fest der Freiwilligen Feuerwehr in St. Johann am Walde rund 70 Kilometer südlich von Passau gewesen.

Die Sturmböen packten das Zelt vor Mitternacht und rissen das ganze Gerüst aus der Verankerung. Die Konstruktion krachte auf die Feiernden an den Biertischen nieder. Menschen seien in Panik hinausgestürzt und hätten zwischen parkenden Autos Zuflucht gesucht, berichtete die lokale «Bezirksrundschau». «Blutüberströmte Personen liefen an mir vorbei», berichtete ein Gast der Zeitung. Das Frauscherecker Zeltfest findet seit 1979 statt und lockt jedes Jahr mit Musik und «Bierzeltgaudi» Hunderte Besucher an.

Am Morgen danach ist das Festzeltgelände in einem abgelegenen Waldstück verwüstet. Biertische und Bänke liegen umgestürzt am Boden. Abgebrochene und geknickte Pfosten und Rohre der Zeltkonstruktion ragen in den Himmel. Zerrissene Zeltplanen liegen darüber. Blaue Gasflaschen liegen wie Mensch-Ärger-Dich-Nicht-Figuren durcheinander gewürfelt, aus umgestürzten gelben Abfalltonnen quillt Müll. Ein Schild mit der Aufschrift «Küche» liegt nass im Gras, ein Akkordeon steht verlassen am Boden. Auf einem Tisch stehen zwei halb volle Maß Bier, die von dem Sturm augenscheinlich unberührt blieben.

Bei den Toten handelte es sich nach Angaben der Polizei um einen 28-jährigen Einheimischen und eine 19-jährige Rumänin, die in der Region lebte. Die Verletzten seien «durch die herumfliegenden Gegenstände, unter anderem durch Gerüstbauteile des Zeltes» getroffen worden, so die Polizei. Da das Festgelände abgelegen sei, habe die Feuerwehr Schwierigkeiten gehabt hinzukommen, berichtete die «Bezirksrundschau».

Der schwere Sturm war in der Nacht über die Region bis in die Schweiz gezogen. Er zerriss in Bad Ischl ein Zirkuszelt. Ziegen und Ponys rannten in den Ort und mussten von der Feuerwehr eingefangen werden. Umgestürzte Bäume und Blitzeinschläge führten in Oberösterreich zu Blackouts. 150 000 Haushalte waren zeitweise ohne Strom. Auch in Salzburg waren Retter im Dauereinsatz, weil Bäume umgestürzt und Stromleitungen beschädigt worden waren. Mehrere Zugstrecken wurden beschädigt und zeitweise gesperrt.

Bei den Seefestspielen in Bregenz am Bodensee musste eine Aufführung von «Carmen» von der Seebühne ins Festspielhaus verlegt werden. Auch in der Schweiz lösten heftige Gewitter und schwere Stürme am Freitag Angst und Schrecken aus. In Zürich mussten mehrere Veranstaltungen des Theaterspektakels abgesagt werden. Bei starken Regenfällen wurden in der Region zahlreiche Keller überflutet. In Riehen bei Basel mussten Passagiere dreieinhalb Stunden in einer S-Bahn ausharren, weil ein Ast im Sturm die Fahrleitung beschädigt hatte.