Film: Blut, Schweiß, Tränen & Fettpolster: "Die dunkelste Stunde"

Gary Oldman brilliert in „Die dunkelste Stunde“ als Premier Winston Churchill. Der soll in Zeiten von Brexit zum Idol werden.

Winston Churchill, das macht der Film "Die dunkelste Stunde" schon in seinen ersten Sekunden klar, war für das politische Establishment Großbritannien auch eine ästhetische Herausforderung. Wir sehen ihn als riesiges, wohlgenährtes Baby im rosa Nachtgewand auf seinem Bett, die Zigarre bereits im Mundwinkel, kehlig nach der Morgenration Alkohol verlangend. Gleich wird er eine neue Sekretärin beim Diktat so rüde zurechtweisen, dass diese kurz danach in Tränen ausbricht.

Welch ein Unterschied zu so soignierten, steifen Herrschaften wie König George VI. (Ben Mendelsohn), Neville Chamberlain (Ronald Pickup) oder Lord Halifax (Stephen Dilane)! Es wird sich in den kommenden Minuten, in all den Unterhausdebatten, Hinterzimmer- und Krisenraumgesprächen schnell so anfühlen, als habe sich hier eine Bulldogge ins Pinguingehege verirrt.

Bild Nr. 1:
Hinter der Maske kaum zu erkennen: Gary Oldman als Winston Churchill Jack English / dpa

Doch das entspricht den historischen Tatsachen: Der zupackende Habitus dieses Mannes, der im Mai 1940 Premierminister wurde, war nichts für Zartbesaitete. Gary Oldman – der unter den dicken Latexschichten seiner Maske fast verschwindet und oft nur anhand seiner Augen erkennbar bleibt – stürzt sich mit Lust in die Aufgabe, die fast unerklärliche, immer sehr präsente Energie des damals 65-Jährigen herauszuarbeiten, den dann doch wieder fast pinguinhaft watschelnden Gang Churchills hat er besonders gut getroffen.

Er liefert damit die Antithese zu Brian Cox, der erst im vergangenen Jahr im Historiendrama "Churchill" einen ausgebrannten, ständig zaudernden Staatsm...

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