Werbung

Film: Tanz der Gabelstapler: "In den Gängen" von Thomas Stuber

Mitten im routinierten Alltag eines Großmarktes entwickelt Thomas Stuber eine Liebesgeschichte. Das ist ganz groß und voller Poesie.

Wer seinen Film mit den Klängen des "Donauwalzers" beginnen lässt, beweist zugleich Mut und Selbstironie. Mut, weil sich dieser schöne Film fortan an Stanley Kubricks Science-Fiction-Klassiker "2001 - Odyssee im Weltraum" (1968) messen lassen muss, der die gleiche musikalische Eröffnung hat. Und Selbstironie, weil der hehre Anspruch sofort von den Bildern unterlaufen wird: Wir sehen nicht langsam im All kreisende Raumschiffe, sondern einen Gabelstapler in den Gängen eines Großmarktes, der in großen Einstellungen majestätisch seine Arbeit verrichtet, in geometrisch genau abgezirkelten Bahnen Getränkepaletten nach oben wuchtet, als wäre er Moses und die Bierkisten die Zehn Gebote.

Christian (Franz Rogowski) ist neu im Arbeitskosmos dieses Großmarktes, der irgendwo in der Leipziger Peripherie liegt. Er ist still und zurückhaltend, und man merkt schnell, dass er eine Vergangenheit hat. Unter den Ärmeln seines Blaumanns blitzen immer wieder Tätowierungen hervor, die von einer wilden Zeit erzählen, mit der Christian abgeschlossen hat – oder abgeschlossen haben will. Und um Struktur ins Leben zu bekommen, dafür ist ein Großmarkt wohl bei aller Tristesse der richtige Ort: Die Gänge rastern ihn wie ein Schachbrett, auf denen die Angestellten wie Figuren ihren Aufgaben nachgehen.

Genauer Blick auf die kleinen Dinge

Christian wird zunächst der Getränkeabteilung zugeordnet, wo er den erst einmal bärbeißigen, dann aber doch herzlichen Bruno (Peter Kurth) kennenlernt, der ihn in die Kunst de...

Lesen Sie hier weiter!