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Filmemacher Klaus Lemke ist tot

Mit Filmen wie "Rocker", "Sylvie" und "Amore" erreichte er Kultstatus, um Kritik an der deutschen Filmbranche war er nie verlegen: Regisseur Klaus Lemke ist tot.

Seit Ende der 60er-Jahre drehte Klaus Lemke Dutzende Low-Budget-Filme, die meisten davon in Hamburg und München: Jetzt ist der Regisseur im Alter von 81 Jahren gestorben. (Bild: Andreas Rentz/Getty Images for Filmfest München)
Seit Ende der 60er-Jahre drehte Klaus Lemke Dutzende Low-Budget-Filme, die meisten davon in Hamburg und München: Jetzt ist der Regisseur im Alter von 81 Jahren gestorben. (Bild: Andreas Rentz/Getty Images for Filmfest München)

Erst Ende Juni hatte sein Dokumentation "Champagner für die Augen - Gift für den Rest" seine Premiere auf dem Münchner Filmfest gefeiert. Wie der Bayerische Rundfunk berichtet, der seinen letzten Film erst einen Tag zuvor ausgestrahlt hatte, starb Klaus Lemke am Donnerstag im Alter von 81 Jahren. Eine Todesursache wurde nicht bekannt.

Bereits mit seinem ersten Spielfilm "48 Stunden bis Acapulco" (1967) feierte der in München lebende Regisseur seinen Durchbruch, der Thriller wurde mit einem Bambi als "künstlerisch wertvollster deutscher Film" ausgezeichnet. Zwei Jahre später drehte er die Milieustudie "Brandstifter", in der die damals 18-jährige Iris Berben einen ihrer ersten Leinwand-Auftritte hatte. In den 70er-Jahren feierte er mit unkonventionellen Werken, in denen er oft Laiendarsteller einsetzte, seine größten Erfolge. Filme wie "Rocker" (1972), "Arabische Nächte" (1979) und "Berlin für Helden" (2012) gelten als Kultfilme, für die Komödie "Amore" (1978) wurde Lemke mit dem Grimmepreis ausgezeichnet.

Einer von Klaus Lemkes bekanntesten Filmen:
Einer von Klaus Lemkes bekanntesten Filmen: "Amore" (1978) mit Cleo Kretschmer und Wolfgang Fierek. (Bild: BR/KLF Klaus Lemke Filmproduktion)

Kritik an Filmbranche: "Zu Tode subventionierter Kaffeeklatsch"

Lemke, der sich selbst als "Bad Boy" bezeichnete, galt als Außenseiter - weil er immer wieder Kritik an der deutschen Filmbranche äußerte: "Das System ist kaputt", schimpfte er 2018 im Interview mit der Nachrichtenagentur teleschau. "Zu Tode subventionierter Kaffeeklatsch. Brav, banal und frigide. Und selber schuld!" Grund für die Misere sei die deutsche Filmförderung. "Ein paar Megafirmen plündern den Steuerzahler - wie früher die Päpste die Kirche!"

Der Regisseur drehte seit Jahren ohne Fördergelder. "Man braucht kein Geld für Film", war er überzeugt. "Ganz egal, wie teuer ein Film ist - es geht immer nur um fehlendes Geld. Und das sollte man nicht durch Rumgeheule, sondern durch erhöhten Kampfgeist ersetzen. Nur dann kann das Erzählen zum eigentlichen Abenteuer eines Films werden." Er finanzierte seine Filme immer allein mit seinem eigenen Geld, sagte Lemke der teleschau, erst nach der Fertigstellung rede er über mögliche Koproduktionen.

Dass diese Art der Arbeit ihre Nachteile hat, nahm Lemke dabei billigend in Kauf: "Ich habe keine Lebensversicherung, kein Smartphone, kein Internet, ich habe keine Kinder und keinen Anzug. Ich drehe meine Filme nur mit Kameramann. Sonst hab ich kein Personal. Nur so kann man es sich leisten, Filme auf hundertprozentiges Risiko zu drehen. Und nur so ist Film der schönste Jungssport aller Zeiten."