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„Über Barbarossaplatz“: ARD-Film verleiht Kölner Schandfleck ein wenig Ruhm

Am Dienstagabend ist der vom WDR produzierte Fernsehfilm in der ARD zu sehen.

Der Barbarossaplatz ist nicht der schönste Fleck Kölns. Will man ihn überqueren, kann das schon mal eine Viertelstunde dauern. Immerhin fährt hier die Stadtbahn überirdisch und trifft aus vier Richtungen auf eine riesige Kreuzung, an der Ampeln versuchen, die schlimmsten Unfälle zu vermeiden. Umrahmt ist das Ganze von grauen Nachkriegsbauten, in denen sich Kiosk an Bäckerei an Kiosk an Dönerladen reihen. An diesem Ort, an dem sich Alltagshektik und Alkoholrausch treffen, spielt der Fernsehfilm „Über Barbarossaplatz“, der am Dienstag um 22.45 Uhr im Ersten läuft. Es geht um Greta Chameni, gespielt von Bibiana Beglau, eine Psychotherapeutin mit Praxis an eben jenem titelgebenden Platz. Chameni ist eigentlich eine gute Therapeutin, hat in der Vergangenheit vielen Menschen geholfen. Doch den Selbstmord ihres Mannes, der gemeinsam mit ihr in der Praxis arbeitete, hat sie noch nicht richtig verarbeitet. Entscheidung für die Therapie Chameni lernt Stefanie Wagner (Franziska Hartmann) kennen, eine junge Frau, deren Sucht nach sexueller Erniedrigung ihr Leben gefährdet. Wagner war lange Zeit bei Chamenis Mann in Behandlung und möchte nun nach seinem Tod weiter therapiert werden. Chameni hadert mit sich, weiß nicht, ob sie die alte Patientin ihres Mannes aufnehmen soll, doch entscheidet sich dazu, ihr zu helfen. Eine weitere wichtige Rolle in dem Drama spielt Benjamin Mahler, dargestellt von Joachim Król. Er war einmal eine Koryphäe der Psychotherapie, hat aber nach dem Tod seines Vaters den Beruf nicht mehr ausgeübt. Greta Chameni zählte einst zu seinen Studierenden. Jetzt hilft Mahler ihr, mit dem Selbstmord ihres Mannes klarzukommen. Die Geschichte stammt von der Drehbuchautorin Hannah Hollinger und lebt von einer Grundspannung, die 90 Minuten lang ansteigt, und bei der man sich zu jeder Sekunde fragt, wie sich die Beziehung zwischen Chameni und Wagner weiterentwickelt. Doch leider sind viele Dialoge schwach, sollen wie so oft bei deutschen Fernsehfilmen besonders natürlich sein, und klingen dadurch letztendlich eher gestelzt. Nicht überzeugend Auch die schauspielerische Leistung mancher Nebendarsteller überzeugt nicht. Besonders Shenja Lacher, der Chamenis Kollegen Adrian spielt, macht keine gute Figur. Dafür macht es umso mehr Spaß, Bibiana Beglau, Franziska Hartmann und Joachim Król zuzusehen, die ihre vielschichtigen Charaktere vor allem in den emotionalen Momenten authentisch darstellen. Doch das eigentliche Highlight in „Über Barbarossaplatz“ ist der Barbarossaplatz selbst. Regisseur Jan Bonny versucht gar nicht erst, schöne Ecken in der Tristesse zu finden und schafft so eine melancholische Atmosphäre, die jeder Kölner, der schon mal bei wolkenbedecktem Himmel den Ring entlang gelaufen ist, kennt....Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta