Fintechs buhlen um euer Geld: Darum bieten Scalable, Trade Republic und Klarna euch derzeit so hohe Zinsen

Zwei Prozent Zinsen bekommt ihr jetzt beim Broker Trade Republic für Geld, das ihr nicht investiert. - Copyright: Ralf Liebhold/Shutterstock/Business Insider
Zwei Prozent Zinsen bekommt ihr jetzt beim Broker Trade Republic für Geld, das ihr nicht investiert. - Copyright: Ralf Liebhold/Shutterstock/Business Insider

Seitdem die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinswende eingeläutet hat, versuchen sich die klassischen Banken mit immer höheren Zinsen auf Fest- und Tagesgeld die Einlagen der Sparer zu sichern. So hohe Zinsen zahlten sie zuletzt vor mehreren Jahren. Doch seitdem hat sich in der Finanzwelt einiges getan. Neue Konkurrenten sind am Markt entstanden – und die werben aktuelle ebenfalls um euer Geld.

Dabei sind die sogenannten Fintechs, wie Neobroker oder Neobanken, auch bereit, deutlich risikoreichere und aggressivere Strategien zu verfolgen. Von dem gestiegenen Wettbewerb profitieren auch die Sparer. Denn die Zinssätze können sich sehen lassen.

Am Donnerstag verkündete der Neobroker Scalable, 2,3 Prozent Zinsen auf Guthaben, das nicht investiert ist, zu zahlen. Das ist deutlich mehr als ihr derzeit bei einer deutschen Bank aufs Tagesgeld bekommen würdet. Bis zu 100.000 Euro werden so verzinst und quartalsweise ausgezahlt. Doch: Es gibt einen Haken. Das Angebot gilt nur für "PRIME+"-Kunden, die monatlich 4,99 Euro zahlen. Für Erik Podzuweit, Gründer und Co-CEO von Scalable Capita, allerdings nur ein kleines Problem. "Wir machen die PRIME+ Mitgliedschaft so attraktiv, dass es quasi unverantwortlich ist, nicht Mitglied zu werden", sagt er.

Vor einigen Wochen kündigte bereits der konkurrierende Neobroker Trade Republic an, dass Kunden ab sofort 2,0 Prozent Zinsen für Geld auf dem Verrechnungskonto erhalten. Also Geld, das ihr zwar auf euer Trade Republic Konto einzahlt, aber nicht investiert.

"Kein zeitlich begrenztes Angebot"

Das Angebot gilt dabei nicht nur für Bestandskunden, sondern auch für Neukunden und sei "kein zeitlich begrenztes Angebot". Außerdem werden euch die Zinsen schon monatlich gut geschrieben, obwohl sich die zwei Prozent auf ein Jahr beziehen. So profitiert ihr auch vom Zinseszins-Effekt.

Damit wird das Trade Republic-Konto zu einer ernsthaften Tagesgeld-Alternative. Denn auch hier könnt ihr ähnlich schnell Geld ein- oder auszahlen. Den höchsten Zinssatz für Tagesgeld in Deutschland bietet derzeit mit 1,09 Prozent die Deutsche Skatbank an und liegt damit noch unter dem Zinssatz von Trade Republic. Einziger Haken: Das Angebot des Neobrokers gilt "nur" bis 50.000 Euro. Darüber hinaus erhaltet ihr keine Zinsen.

"PR-Effekt für die App"

Doch wie kommt es, dass ein Unternehmen, dessen Kerngeschäft Aktien und ETFs sind, mittlerweile selbst Zinsen zahlt? Hendrik Buhrs vom Verbraucherportal "Finanztip" ist überzeugt, dass es dabei vor allen Dingen um die Ausweitung des Geschäfts geht. "Mit dieser Strategie wird Trade Republic bei Sparern auf dem Radar erscheinen, die bisher nichts mit Aktien und Börse zu tun haben. Die attraktiven Zinsen haben also einen PR-Effekt für die App", sagt der Finanzexperte zu Business Insider. Sobald die Kurse an der Börse wieder nach oben gehen, könnte es dann auch den neugewonnen Kunden "in den Fingern jucken, statt zwei Prozent eine noch höhere Rendite mit Wertpapieren zu erzielen, indem sie zum Beispiel einen ETF-Sparplan starten". Ihr solltet euch aber des Risikos bewusst sein, dass im Gegensatz zu den festen Zinsen die Renditen am Aktienmarkt deutlich volatiler sind.

Peter Barkow, Geschäftsführer von Barkow Consulting, hat bereits im Juni 2022 darauf hingewiesen, dass das stark gesunkene Sparvolumen zu einem höheren Wettbewerb um Bankeinlagen führen werde. "Dies ist insbesondere in den letzten Wochen deutlich geworden, in denen zahlreiche Banken die Zinsen deutlich erhöht haben. Der Trend wird sich so wohl auch mittelfristig fortsetzen", erklärt er auf Anfrage von Business Insider.

C24 Bank zahlt 1,75 Prozent Zinsen für Tagesgeld-Einlagen

Aber nicht nur Trade Republic dreht an der Zinsschraube. Die C24 Bank, die zu dem Unternehmen Check24 gehört, hat jetzt die Zinsen für das Tagesgeldkonto auf 1,75 Prozent angehoben. Etwas weniger als bei Trade Republic, dafür werden die Zinsen auf Einlagen in Höhe von bis zu einer Million Euro gezahlt. "Wir wollen unseren Kundinnen und Kunden immer attraktive Konditionen bieten", sagt Lasse Schmid, Generalbevollmächtigter bei der C24 Bank. Einzige Voraussetzung: Ihr müsst ein kostenloses Girokonto bei der Bank eröffnen.

Klarna wirbt mit attraktiven Festgeld-Zinsen

Auch beim Thema Festgeld zeigt sich, dass die Fintechs bereit sind, hohe Zinsen zu zahlen, um die Einlagen der Sparer verwalten zu dürfen. Das schwedische Unternehmen Klarna ist eigentlich bekannt für das Geschäftsmodell "Buy now pay later", also Ratenzahlungen. Allerdings wird inzwischen auch das eigene Festgeld-Angebot deutlich stärker vermarktet.

Dabei gibt es mit Festgeld und Festgeld+ zwei verschiedene Produkte. Der Unterschied: die Zinsen und die Einlagensicherung. Das normale Festgeld-Angebot wird über die schwedische Klarna Bank abgewickelt, Festgeld+ hingegen über die deutsche Zweigstelle des Unternehmens.

Derzeit erhaltet ihr beim Festgeld+ 3,01 Prozent Zinsen auf zweijähriges Festgeld. Die Einlagensicherung beträgt dabei 100.000 Euro. Etwas niedriger sind Zins und Einlagensicherung aktuell beim Standard-Modell. 2,93 Prozent Zinsen könnt ihr für zweijähriges Festgeld einstreichen.

Einlagensicherung beim Festgeld im Auge behalten und Puffer einplanen

Da ihr in diesem Fall über die schwedische Einlagensicherung versichert seid, würdet ihr bei einem Ausfall der Bank aktuell nur rund 95.000 Euro erstattet bekommen. Der Grund ist die schwächelnde schwedische Krone. Vor ein paar Monaten hättet ihr sogar deutlich mehr als 100.000 Euro zurückbekommen.

Sebastian Schick, Chefredakteur beim Verbraucherportal Biallo.de, rät daher dazu, das Wechselkursrisiko zu beachten. "Wer Festgeld bei Klarna anlegt und auf Nummer sicher gehen will, sollte daher einen entsprechenden Puffer einbauen, falls die Krone gegenüber dem Euro weiter fallen sollte", sagt er zu Business Insider.