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Fledermäuse sind extrem reaktionsschnell auf Beutejagd

Fledermäuse können kurz vor dem Fang Echoortungs-Signale wesentlich schneller umsetzen als der Mensch schauen kann. Foto: Wolfgang Buchhorn/Archiv

Sie schnappen sich ihre Beute regelrecht im Bruchteil eines Augenblicks: Fledermäuse können kurz vor dem Fang Echoortungs-Signale wesentlich schneller umsetzen als der Mensch schauen kann.

Das haben Neurobiologen der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität in einer Studie herausgefunden, die in den «Proceedings» der US-nationalen Akademie der Wissenschaften («Pnas») veröffentlicht ist.

Dass Fledermäuse - wie Wale - in der Endphase der Jagd extrem schnell Ultraschall-Signale senden, war bereits bekannt. «Bisher war aber nicht klar, warum die Tiere das machen», sagte der Neurobiologe Lutz Wiegrebe.

Über die sehr schnelle Echoabfolge werden Insekten sogar im Zickzackflug registriert - es schien bisher aber kaum vorstellbar, dass die Fledermaus diese Informationen noch verwerten und auf sie reagieren kann. «Man dachte, die Tiere würden die Informationen nicht mehr in Verhaltensreaktion umsetzen können», ergänzte Wiegrebe. «Wir konnten nun aber zeigen, dass das tatsächlich der Fall ist und sie sehr kurze Reaktionszeiten haben.» Diese lägen bei 50 bis 100 Millisekunden. Die Pupillenbewegung beim Menschen funktioniert langsamer, mit Reaktionszeiten zwischen 200 und 300 Millisekunden.

Die Forscher hatten als Köder Mehlwürmer an eine Angel gehängt. Hochgeschwindigkeitskameras waren auf den Köder gerichtet - der automatisch weggerissen wurde, sobald eine Fledermaus den Wurm fangen wollte. Die Experimente erfolgten mit Wasserfledermäusen (Myotis daubentonii), die ihre Beute von der Wasseroberfläche oder aus der Luft schnappen.

Die Forscher vermuten, dass auch Wale ähnlich schnell reagieren. Denn auch bei ihnen wurden die extrem schnellen Ultraschallfolgen vor dem Beutefang gemessen. «Die Experimente wurden bisher aber bei Walen nicht gemacht», sagt Wiegrebe. Nicht zuletzt ist an die Meeressäuger schwer herauszukommen - Pottwale jagen in bis zu 2000 Metern Meerestiefe.

Die Beutejagd der Fledermaus mit dem blitzschnellen Ultraschallfeuer vollzieht sich hingegen ganz nah am menschlichen Alltag. «Wer abends an Flüssen oder stehenden Gewässern spazieren geht, der ist oft mittendrin. Aber er sieht und hört nichts davon, weil es in völliger Dunkelheit und im Ultraschallbereich stattfindet.»

Nach einer früheren Studie jagen manche Fledermäuse auch vorausschauend. Große Hufeisennasen (Rhinolophus ferrumequinum) treffen ihre Entscheidung je nach Angebot und verzichten auch mal auf einen kleinen Falter, wenn sie dafür einen großen bekommen können. Das ergab eine Studie der Universität Tübingen und des Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Seewiesen bei München. «Bei uns haben sich die Fledermäuse immer so verhalten, dass sie den Energiegewinn maximiert und gleichzeitig den eigenen Aufwand minimiert haben», sagte Erstautor Klemen Koselj vom Max-Planck-Institut. Die Studie war in den «Proceedings» der britischen Royal Society erschienen.

«Pnas»-Studie im Internet nach Ablauf Sperrfrist

Frühere Studie zur vorausschauenden Jagd