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Flesh Tunnel - Bleibt das Loch ein Leben lang?

(Foto: ddp images)
(Foto: ddp images)

Flesh Tunnel waren vor allem zu Beginn der 2000er Jahre ein Renner unter Punk-Rockern, Hardcore-Anhängern und Fans der sogenannten Bodymodification. Die großen, gedehnten Piercing-Löcher in den Ohren bringen jedoch einige Risiken mit sich und wer sie zu stark geweitet hat, wird sie möglicherweise überhaupt nicht mehr los.

Mode-Trend mit langer Tradition

Das Dehnen der Haut hat eine jahrhundertelange Tradition. Bei vielen afrikanischen und südamerikanischen Stämmen gilt und galt die geweitete und mit Schmuck bestückte Haut als Statussymbol. Buddha-Figuren werden ebenfalls immer wieder mit hängenden Ohrläppchen abgebildet, und auch in Europa schmückten offensichtlich riesige Tunnel die Menschen: Steinzeitmensch Ötzi ist nur ein prominentes Beispiel.

Flesh-Tunnels, Tube und Plugs

Die großen, geweiteten Ohrlöcher tragen verschiedenen Namen und entstehen nicht einfach so von heute auf morgen. Das Haut-Stretching erfordert nämlich viel Geduld. Normalerweise geht es alle vier Wochen einen Millimeter weiter. Mit einem Dehnstab werden die Löcher geweitet: Dabei drückt der Stab das Loch auseinander, und ein anschließend nachgeschobener Stecker behält die Größe bei. Wer sein Ohrläppchen einige Millimeter geweitet hat, kann den sogenannten Flesh Tunnel “einfädeln”. Das ist ein ringartiger Schmuck aus Edelstahl oder Horn, der einen offenen Kanal bildet.

Ein Loch bis zu ca. zwölf Millimeter Durchmesser zieht sich später wieder zusammen, wenn man den Schmuck entfernt. Bei größeren Flesh-Tunnels ist das jedoch nicht mehr der Fall.

Hautärzte warnen vor Folgen

Die meisten Hautärzte sind allerdings wenig von dem Ohrschmuck begeistert. Thomas Dischke vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen für plastische und ästhetische Chirurgie erklärt: “Die Haut ist wie eine Plastiktüte, am Anfang ist sie ganz glatt, aber wenn man sie einmal überdehnt hat, kommt sie nie wieder in ihre alte Form zurück.” Das Kollagen im Bindegewebe werde beschädigt.

Wächst das Ohrloch nicht mehr selbstständig zu, kann es nur noch mit einer Operation geschlossen werden. “Wir können die Ohrläppchen mikrochirurgisch rekonstruieren. Je nach Größe des Tunnels ist eine aufwendige Operation mit örtlicher Betäubung nötig,” erklärt die Dermatologin Dr. med. Miriam Rehbein.

Narben-Tattoos: Wenn Zeit nicht alle Wunden heilt

Überhaupt warnt sie vor einer Durchtunnelung der Ohren: Risiken sind laut der Expertin eine schwache Durchblutung, ein Riss des Ohrläppchens oder sogar der komplette Verlust desselben. Darüber hinaus sind Infektionen möglich. Eine zu schnelle Weitung des Ohrläppchens kann sogenannte Keloide verursachen, diese erinnern an überschießende Narben, man behandelt sie wie einen gutartigen Tumor.

Nach der OP – alles wieder beim Alten?

Selbst nach einer Operation ist nicht alles vergessen. Eine Narbe ist nicht zu vermeiden, es kann zu Entzündungen und dauerhaftem Taubheitsgefühl kommen. Wer sich ein normales Ohrloch stechen lassen möchte, der sollte vier bis sechs Wochen nach der Operation verstreichen lassen und dieses nicht unmittelbar in der Narbe, sondern etwas daneben setzen lassen.

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