Flucht vor der Abtreibungsfrist: Hunderte belgische Frauen fahren in die Niederlande

Jedes Jahr reisen mehr als 300 Frauen aus Belgien in die Niederlande, um ihre Schwangerschaft zu beenden. Der Grund: In Belgien gilt für einen Schwangerschaftsabbruch eine gesetzliche Frist von 12 Wochen.

Die seit 1990 unveränderte Gesetzgebung schreibt außerdem eine sechstägige Bedenkzeit vor, was pratisch für viele Frauen unmöglich ist.

Frédéric Brichau, Koordinator des Familienplanungszentrums von Namur erklärt: "Wir haben also bei der zwölften Schwangerschaftswoche aufgehört, aber leider gibt es Menschen, die diesen Zeitraum aus vielen Gründen überschreiten, und nicht, weil sie es hinauszögern wollen, indem sie eine Abtreibung beantragen, wie wir manchmal hören. Und dann gibt es noch diese etwas völlig willkürliche Regel der Bedenkzeit. Die Frau, die heute darum bittet, muss also sechs Tage warten, bevor sie die Abtreibung vornehmen lassen kann, während sie vielleicht schon vierzehn Tage nachgedacht hat, bevor sie sich an uns wendet, oder andere haben heute Morgen den Schwangerschaftstest gemacht und wenden sich an uns. Was wir also brauchen, ist diese Flexibilität, um uns an jede Situation anzupassen und auf jede Situation positiv reagieren zu können."

Unterschiedliche Regeln in der ganzen EU

In punkto Abtreibung, gibt es unterschiedliche Gesetze in den EU-Mitgliedstaaten. Die Fristen für den Schwangerschaftsabbruch reichen von zehn Wochen in Portugal bis zu 24 Wochen in den Niederlanden. Mehr als die Hälfte der Mitgliedstaaten hat diese Frist auf zwölf Wochen festgesetzt. In Malta und Polen ist sie nur dann legal, wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist.

Dabei gilt: "In der Tat ist der Prozentsatz der Abtreibungen in den Ländern, die beispielsweise eine restriktivere Gesetzgebung haben, höher als in den Ländern, die normalerweise ein Fristengesetz und einen freien, kostenlosen und sicheren Zugang zur Abtreibung haben", erklärt Lina Gálvez, Vorsitzende des Ausschusses für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter.

Sie ergänzt: "Die Frage ist also nicht, Abtreibung oder nicht Abtreibung, sondern sichere oder unsichere Abtreibungen, denn Frauen, die sich aus dem einen oder anderen Grund für eine Abtreibung entscheiden werden dies auch weiterhin tun, wie sie schon immer und überall auf der Welt getan haben."

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