Flugzeugabsturz in Russland mit zehn Toten: Wagner-Chef Prigoschin stand auf der Passagierliste
Die russische Staatsagentur Tass hat am Mittwochabend vermeldet, dass es einen Flugzeugabsturz in der Nähe von Moskau gab. Es seien zehn Menschen ums Leben gekommen. Darunter könnte auch Jewgenij Prigoschin sein, der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner. Dieser stand auf der Passagierliste, so die russische Flugbehörde. Es ist nicht sofort klar, ob der Söldnerchef an Bord war.
Wie die staatliche Nachrichtenagentur Tass berichtet, war Prigoschin ein Passagier des Flugzeugs, das am Mittwochabend in der Region Twer vor den Toren Moskaus abgestürzt ist. Berichten zufolge sind alle zehn Menschen, die sich an Bord des Flugzeugs befanden, tot.
"Eine Untersuchung des Absturzes einer Embraer-Maschine, der sich heute Abend in der Region Twer ereignet hat, wurde eingeleitet. Laut der Passagierliste war der Vor- und Nachname von Jewgeni Prigoschin in dieser Liste enthalten", teilte die russische Bundesagentur für Luftverkehr in einer Erklärung mit.
Die Maschine vom Typ Embraer Legacy sollte von Moskau nach St. Peterburg fliegen, wo Prigoschins Firmen ihren Sitz haben. Sie stürzte demnach im Gebiet Twer bei dem Ort Kuschenkino mehr als 200 Kilometer von Moskau entfernt ab.
Der Telegram-Kanal Grey Zone, den Prigoschin nutzte, bestätigte am Mittwochabend den Tod. Sein Internetmedium verbreitetet die Version eines gezielten Abschusses. Die Maschine sei über dem Gebiet Twer von der Flugabwehr abgeschossen worden, hieß es auf dem Telegram-Kanal. Priogoschin nutzte ihn üblicherweise, um seine Videos zu verbreiten. Überprüfbar war die Behauptung eines Abschusses nicht.
Grey Zone schrieb, es seien zwei Flugzeuge der Privatarmee Wagner in der Luft gewesen. Das zweite habe auf dem Flug nach St. Petersburg kehrt gemacht und sei im Flughafen Ostafjewo südlich von Moskau gelandet. Grey Zone zog die Behördenversion in Zweifel, wonach Prigoschin auf der Passagierliste der ersten Maschine gestanden habe und getötet worden sei. „Wo Jewgeni Prigoschin letztlich war, dazu gibt es im Moment keine genauen Informationen“, hieß es.
Putin nannte Prigoshin einen Verräter
Prigoschin (62) hatte auf den Tag genau vor zwei Monaten mit seiner Privatarmee Wagner gegen die russische Führung gemeutert, wobei die Hintergründe dieser Ereignisse bis heute unklar sind. Präsident Wladimir Putin nannte ihn einen Verräter. Die Meuterei endete damit, dass Prigoschin und Tausende seiner Bewaffneten nach Belarus gehen konnten.
Die von ihm aufgebaute Söldnertruppe hatte für Russland erst inoffizielle Spezialaufträge in Syrien, später auch in mehreren Staaten Afrikas erfüllt. Im Angriffskrieg auf die Ukraine warb Prigoschin Häftlinge aus russischen Gefängnissen an. Die Truppe erlitt schwere Verluste in den Kämpfen um die ostukrainische Stadt Bachmut. Priogoschin warf der regulären Militärführung Unfähigkeit und Korruption vor.
Der genaue Aufenthaltsort von Prigoschin seit Beginn des bewaffneten Aufstands Ende Juni ist nicht bekannt. Prigoschin tauchte Anfang dieser Woche in einem Video auf, das angeblich von einem nicht näher bezeichneten Ort in Afrika aus gedreht worden war. Er lebte im Exil in einem Militärlager in Weißrussland, zusammen mit Wagner-Söldnern, die die Armee des Landes ausbilden. Prigoschin hatte angeblich die Absicht, nach Afrika zu gehen. Business Insider konnte die Anwesenheit jedoch nicht bestätigen. Es war auch nicht sofort bekannt, ob er für den Flug, für den er am Mittwoch als Passagier aufgeführt war, nach Russland zurückgereist ist.
hr/dpa