FOCUS-Briefing von Tanit Koch - Joe Biden begnadigt seinen Sohn - ist das wirklich ein Skandal?

Joe Biden (l.) begnadigt seinen Sohn Hunter.<span class="copyright">imago/MediaPunch / Evan Vucci / Pool via CNP /MediaPunch</span>
Joe Biden (l.) begnadigt seinen Sohn Hunter.imago/MediaPunch / Evan Vucci / Pool via CNP /MediaPunch

Die Nachricht „Biden begnadigt Biden“ klingt nach einem Skandal . Dabei ist sie vor allem: tragisch. Nur wenige Menschen vereinen so viel Tragik auf sich wie Joe Biden.

Kurz vor Weihnachten 1972 krachte ein Sattelzug in den Familienkombi – seine Frau Neilia Hunter Biden und die einjährige Tochter Naomi starben. Biden, gerade in den US-Senat gewählt, wurde „Amtrak-Joe“ : Er pendelte mit dem Zug zwischen Washington D.C. und Delaware, um für seine Söhne Beau und Hunter zu sorgen.

Beau musste er 2015 zu Grabe tragen. Der anerkannte Generalstaatsanwalt von Delaware erlag im Alter von 46 Jahren einem Hirntumor. Wenn Beau der Kronprinz war, dann gab Hunter das schwarze Schaf – ein Lobbyist mit Drogenproblem, dessen Geschäfte einen bösen Anschein auf seinen Vater warfen.

Hillary Clinton: Wahrscheinlich die einzige Person, die 2016 verlieren konnte

Und statt ihn, Obamas Vize-Präsidenten, gegen Donald Trump in den Ring zu schicken, stellten die Demokraten lieber Hillary Clinton auf – wahrscheinlich die einzige Person, die 2016 verlieren konnte.

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Als Biden endlich zum Zug kam, hatte er vier wertvolle Jahre verloren. Alterserscheinungen besiegelten das politische Schicksal des 82-Jährigen.

 

Der jüngste tragische Akt ist, dass Papa Joe sein Präsidentenamt nutzt, um Hunter, 54, zu begnadigen. Er bricht damit nicht nur sein Wahlversprechen , sondern scheint Trump nachzueifern, der nach gusto Gnade für die Friends&Family-Fraktion walten ließ. Was gewiss bald den Kriminellen zugutekommt, die 2021 das Kapitol stürmten – Trump sprach zuletzt von „Geiseln“.

Bidens Erklärung, „rohe Politik” habe in Hunters Fall die Justiz „infiziert”, stützt fatalerweise das Opfer-Wehklagen seines Vorgängers.

Hunter hatte einen Promi-Malus

Das Dilemma war unlösbar: Hunter hatte einen Promi-Malus. Zweifelsohne hat er als Suchtkranker gegen Waffen- und Steuerrecht verstoßen. Vergehen, keine Verbrechen. Vergleichbare Fälle hätten nicht ins Gefängnis geführt. Doch eine in den USA gängige Urteilsabsprache wurde bei Hunter torpediert.

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Bidens Sohn war Spielball von Kräften, die entweder seinem Vater schaden oder den Republikanern im Wahlkampf keine Munition liefern wollten.

Diese Munition , die die Demokraten von ihrem hohen moralischen Ross runterschießt, hat Joe Biden jetzt persönlich geliefert. Aus väterlicher Überzeugung. Sein Sohn, seit fünf Jahren drogenfrei, sollte „gebrochen werden”, um ihn selbst zu brechen: „Genug ist genug.“

Nicht einmischen? Das sagt sich leicht, wenn es nicht um das eigene Kind geht. Gleichzeitig ist der Schaden für die Glaubwürdigkeit des Rechtsstaats kaum zu ermessen.

Joe Biden konnte nicht gewinnen. Oder was meinen Sie?