FOCUS-Briefing von Tanit Koch - Rauchfrei im Freien: Die EU-Kommission ist übergriffig

Zwei Frauen rauchen im Außenbereich eines Cafés<span class="copyright">imago</span>
Zwei Frauen rauchen im Außenbereich eines Cafésimago

Heute mal eine  gute Nachricht: Deutschland macht nicht jeden Unsinn mit. Und gleich die schlechte hinterher: die anderen diesmal schon.

Gestern stimmte die Mehrheit der europäischen Gesundheitsminister in Brüssel für die – nicht bindende – Empfehlung der EU-Kommission, Rauchen im Freien zu verbieten: an Bushaltestellen, auf Spielplätzen, in Biergärten…

Nur die Griechen sperrten sich. Und Thomas Steffen, Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium. Bei uns sind ohnehin die Bundesländer für Gesundheitsschutz zuständig, und für die ist der EU-Vorschlag zu starr: Restaurants dürften draußen nicht einmal spezielle Raucherbereiche einrichten. Warum so wenig Flexibilität?

Keine Frage: Rauchen ist schädlich . Die WHO schätzt, dass mehr als acht Millionen Menschen pro Jahr weltweit daran sterben, darunter 1,3 Millionen Passivraucher . E-Zigaretten und Vaping sind ebenfalls gefährlich, selbst wenn Schleswig-Holsteins ehemaliger Ministerpräsident Torsten Albig als Nikotin-Lobbyist versucht, uns vom Gegenteil zu überzeugen. Er glaubt wahrscheinlich auch, CocaCola sei ein Sportgetränk. Elektrolyte und so…

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Nein: Chemische Giftstoffe, Sucht, Kosten fürs Gesundheitssystem – alles richtig mies. Doch das Leben selbst ist bei genauerer Betrachtung nun mal tödlich. Und die EU-Kommission lebensfremd, sogar übergriffig. Was kommt als nächstes: Grill-Verbot im Freien? Oder Bierflaschen in braunen Tütchen, wie in manchen USA-Bundesstaaten? Und vor allem: Hat man in Brüssel wirklich nichts Besseres zu tun?

Menschen wollen auch einfach mal in Ruhe gelassen werden

Im Europarecht ist ein Prinzip fest verankert: Subsidiarität. Danach darf auf höchster Ebene nur geregelt werden, was weiter unten nicht geregelt werden kann. Kann es aber. Indem Raucher von sich aus Rücksicht nehmen, oder Nichtraucher sie dazu auffordern – das klappt in den meisten Fällen. Was nicht klappt ist hingegen, jede erdenkliche Lebenslage gesetzlich zu regulieren. Denn Menschen wollen auch einfach mal in Ruhe gelassen werden.

Trend bei Jugendlichen zum Nichtrauchen

Zum Schluss aber noch eine gute Nachricht: Der Trend bei Jugendlichen zum Nichtrauchen hält an. Bisherige Maßnahmen und Aufklärung scheinen zu funktionieren. Also mehr davon. Und weniger Unsinn.

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Vielleicht würden Sie dem Qualm im Freien aber gern auch einen Riegel vorschieben? Schreiben Sie uns an feedback@focus-magazin.de

P.S. Aus Transparenzgründen: Ich rauche seit Mai 2011 nicht mehr und habe keine Ambitionen, wieder damit anzufangen.