FOCUS-Briefing von Thomas Tuma - Wer AfD wählt, hilft damit SPD und Grünen
Erlauben Sie mir eine spitze These: Wer bei der anstehenden Bundestagswahl die AfD unterstützt, öffnet die Hintertüren der nächsten Regierung vor allem für SPD und Grüne.
Aber bevor ich Ihnen meinen Gedankengang dazu erkläre, vielleicht eine kurze Frage: Was macht eigentlich Björn Höcke, das Gruselmonster der deutschen Politik schlechthin? Sabbatical? Workation auf Hiddensee oder gar Krim? Man hört und liest gar nichts mehr von dem Thüringer. Aber auch wenig von seiner Partei, oder?
Es gab ja Phasen dieses Jahr, da schien die Republik kein anderes Thema mehr zu haben: Das Potsdamer Hinterzimmer-Treffen von ein paar drittklassigen Ausländerhassern galt schnell als Neuauflage der Wannseekonferenz. Nicht nur bei der inflationären Nutzung des Begriffs „Nazi“ verrutschten irgendwann die Maßstäbe. Und nun?
Ampel-Chaos treibt AfD neue Sympathisanten zu
Jüngst tauchte immerhin die Co-Parteivorsitzende und Quasi-Kanzlerkandidatin Alice Weidel wieder groß in „Bild“ auf. Aber keine Sorge: Sie hatte keine Israel-Fahne verbrannt. Das machen in Deutschland mittlerweile andere. Nein, Frau Weidel zeigte sich bei einer Veranstaltung in Zürich offenbar „ungewöhnlich emotional“ und rief von der Bühne ihrer sri-lankischen Frau zu: „Sarah, ich liebe dich!“
Nach diesem Gefühlsausbruch zurück zum politischen Tagesgeschäft, in dem die AfD ja auch noch eine Rolle spielt. Das Ampel-Chaos trieb ihr zuletzt noch mal neue Sympathisanten zu. In den Umfragen liegt sie bei 18 bis 19 Prozent.
Dafür würde die SPD wahrscheinlich sogar ihre Parteichefin Saskia Esken als Rotkäppchen verkleidet im Schwarzwald aussetzen. Nur bringen der AfD ihre Stimmen halt einfach nix.
Ob man das nun gut findet oder nicht – die anderen wollen keine Koalition mit ihr. Zuletzt weder in Sachsen, Thüringen noch Brandenburg. Und demnächst auch ganz sicher nicht im Bund. Wenn sonst nicht viel klappt im Land – „Brandmauern“ können wir.
Das bedeutet aber zugleich, dass jede Stimme, die am 23. Februar bei der AfD landet, eine verlorene ist. Und nicht nur das: Je stärker die AfD, umso eher wäre – Stand heute – die Union wieder in teils skurrile Koalitionen gezwungen.
Mit SPD, Grünen, BSW? Eben. Wenn man also mal einen einigermaßen realistischen Ruck möchte hin zu einer entscheidungsfähigen bürgerlich-liberalen Mehrheit, dann sollten vielleicht auch notorisch Politik-Enttäuschte die AfD endlich rechts liegen lassen – und stattdessen was wählen?
Wer sagt denn überhaupt, dass sich Union und FDP keine eigene Mehrheit beschaffen können?