FOCUS online vor Ort - „Das ist grauenvoll“: Nach mehreren Regentagen sind Wiesn-Schausteller in Sorge

Oktoberfest 2024: Regenschauer vermisen den Schaustellern zum zweiten Wiesn-Wochenende das Geschäft.<span class="copyright">Niklas Golitschek/FOCUS online</span>
Oktoberfest 2024: Regenschauer vermisen den Schaustellern zum zweiten Wiesn-Wochenende das Geschäft.Niklas Golitschek/FOCUS online

Der Wetterumschwung trübt die Stimmung bei den Schausteller auf dem Münchner Oktoberfest. Weniger Besucher bedeuten gleichzeitig auch weniger Umsatz – bei laufenden Kosten. Der Regen und verändertes Besucherverhalten bringen weitere Herausforderungen mit sich.

Nach einem gelungenen Start mit spätsommerlichem Kaiserwetter spüren die Schausteller auf dem Münchner Oktoberfest den Wetterumschwung seit Donnerstag.

„Das ist grauenvoll für die freien Stände“, sagt die Betreiberin eines Herzerlstandes an der Schaustellerstraße im Gespräch mit FOCUS online. Schlechtes Wetter bedeute gleich mehrere Probleme für die Händler.

Denn: Bei Regen sind ohnehin weniger Menschen auf den Wiesn-Straßen unterwegs, erklärt die Frau. Wer trotzdem aufs Oktoberfest geht, sucht ihr zufolge oft unter den Vordächern der Stände Schutz. Die Menschentrauben, die sich auf diese Weise bilden, behindern allerdings den Verkauf.

Mehr Sitzgelegenheiten für ältere Menschen nötig

Außerdem steigt der Schaustellerin zufolge die Diebstahlgefahr: „Dann haben wir kaum Kontrollmöglichkeiten.“ Im Regen will sie die Wiesn-Besucher aber auch nicht stehen lassen: im wahrsten Sinne des Wortes.

Die Betreiberin des Herzerlstandes wünscht sich, dass sich die Wiesn-Veranstalter besser auf schlechtes Wetter vorbereiten. „Ein großes Manko ist, dass es keine Unterstellmöglichkeiten gibt“, sagt sie.

Auch mehr Sitzgelegenheiten für ältere Menschen sind in den Augen der Schaustellerin nötig. Die Mittelreihe werde ohnehin immer weiter ausgedünnt, also wäre genug Platz dafür, meint ihr Kollege.

Nach Auskunft des Referats für Arbeit und Wirtschaft (RAW) ist das wegen der Veranstaltungssicherheit allerdings nicht möglich. Die Straßen müssten als Flucht- und Rettungswege frei bleiben. Auch Lieferanten, Sicherheitskräfte und Sanitäter müssten gut durchkommen.

„Volksfest nicht automatisch eine Goldgrube“

Karl Hartnagel, der einen Breznstand betreibt, sieht sich wettertechnisch gut aufgestellt. „Es gibt keinen Grund, wieso man keine Brezen kaufen sollte“, sagt der Schausteller im Gespräch mit FOCUS online.

Er ist in diesem Jahr zum zweiten Mal auf der Wiesn vertreten. Sein Beruf sei ohnehin risikobehaftet und jedes Volksfest wetterabhängig, so Hartnagel. „Es hängt von vielen Faktoren ab, ob man überhaupt Geld verdient. Ein Volksfest ist nicht automatisch eine Goldgrube.“

Laut dem Brezn-Verkäufer kommt es auf mehrere Punkte an. Transportwege müssten funktionieren und finanziert werden, die Produkte ankommen und Mitarbeiter bezahlt werden.

Vor allem an den ersten Wiesn-Tagen mit mehr Sonnenstunden ist Hartnagel die gute Laune der Wiesn-Besucher aufgefallen. „Die Leute hatten Lust, es kamen viele Touristen – man merkt den multikulturellen Status des Oktoberfests“, sagt er.

Regentage sind an sich nichts Neues

In diesem Jahr liegt sein Breznstand direkt an der Schaustellerstraße. Das zahlt sich offenbar aus. „Alles auf der Wiesn ist standortabhängig“, sagt Hartnagel. 50 Meter könnten über wenig Umsatz oder das vierfache Volumen entscheiden.

Mit seiner Position ist er zufrieden: „Die Gäste nehmen das Angebot gut an.“ Wenn sich Wiesn-Besucher bei Regen bei ihm unterstellen, versucht Hartnagel, ihnen eine warme Breze anzubieten.

Grundsätzlich sind Regentage für die Schausteller natürlich nichts Neues. Darauf weist auch ein Mandelhändler hin. „Im Prinzip ist es immer gleich“, sagt er zu FOCUS online. Die erste Woche sei weitgehend „normal“ verlaufen; nicht wenig Verkehr, aber auch weit entfernt von einer Rekordwiesn.

Er hat im Gegensatz zur Betreiberin des Herzerlstandes nicht das Gefühl, dass gesonderte Unterstände oder Sitzgelegenheiten angeboten werden müssten. „Mit Kindern geht man auch nicht am schlimmsten Tag raus“, sagt der Verkäufer.

„Wir sind hier, um Geld zu verdienen“

Apropos Kinder: Die Betreiberin eines Kinderfahrgeschäfts zeigt sich am Samstag ernüchtert. Bislang laufe es „nicht gut“. Das Eröffnungswochenende und der Familientag seien noch „okay“ gewesen, sagt sie.

Aber: „Am mittleren Wochenende sind immer weniger Familien da“. erklärt die Frau im Gespräch mit FOCUS online. Nach drei Tagen mit Regenschauern trübt sich allmählich die Stimmung unter den Schaustellern.

„Wenn keiner da ist, verkaufen wir auch nichts“, sagt eine Süßigkeitenverkäuferin über den verhaltenen Auftakt am zweiten Wiesn-Wochenende, auch wenn am Nachmittag zunehmend Besucher die Theresienwiese füllen.

Schlechte Tage könnten sich die Schausteller auf dem Oktoberfest eigentlich nicht leisten, schließlich hätten sie Kosten zu decken und Mitarbeiter zu bezahlen. „Wir sind hier, um Geld zu verdienen, und nicht, um den Platz zu füllen.“