Formel-E-Boss: Gemeinsame Rennwochenenden mit der DTM?

Überraschender Vorstoß von Formel-E-Boss Alejandro Agag: Der Spanier könnte sich laut eigenen Angaben vorstellen, dieses Jahr mit der DTM gemeinsame Sache zu machen. "Vielleicht tragen wir gemeinsam Veranstaltungen aus", sagt der Formel-E-Chef, der wegen der Coronakrise auf permanente Strecken ausweichen will, im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Wir sind für alle Optionen offen."

Gespräche mit DTM-Boss Gerhard Berger, Rennen zusammenzulegen, habe es bereits gegeben. Dies sei aber nur bis Ende September vorstellbar, da sich die Formel E danach bereits auf die folgende Saison vorbereitet, die im Dezember beginnen soll. Dass sich der Österreicher immer wieder kritisch über die Elektrorennserie geäußert hatte, scheint dem Formel-E-Boss aber nicht entgangen zu sein.

"Man muss diese Angelegenheit sehr praktisch und mit Demut sehen und darf nicht so tun, als wäre man das schönste Mädchen auf der Party", warnt Agag. "Wir sitzen alle im selben Boot, müssen zusammenarbeiten und müssen uns ansehen, welche Möglichkeiten es gibt."

Aus logistischer Sicht ein Vorteil

Aber wie realistisch ist es wirklich, dass die DTM und die Formel E gemeinsame Wochenenden veranstalten? Für die Hersteller Audi und BMW hätte das aus logistischer Sicht einen Vorteil, da man in beiden Serien am Start ist. So könnte man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.

Fahrer wie die Abt-Piloten Nico Müller und Robin Frijns, die in beiden Serien an den Start gehen, aber auch Abt-Sportdirektor Thomas Biermaier & Co. hätten zwar ein dichtes Programm, wenn die Zeitpläne der beiden Serien aber aufeinander abgestimmt sind, sollte eine Doppelbelastung absolut vertretbar sein.

Sind Formel E und DTM kompatibel?

Die Frage ist allerdings, ob sich die Formel E wirklich einem direkten Vergleich - zum Beispiel in Hockenheim - mit der DTM stellen will? Die Elektrorennserie fährt normalerweise auf winkeligen Stadtkursen, auf denen der niedrige Topspeed und der geringe Abtrieb der Boliden nicht so offensichtlich sind. Fährt man aber auf der gleichen Rennstrecke wie die DTM, dann werden die Rundenzeiten verglichen. Die Formel E würde dabei kein besonders gutes Bild abgeben.

Theoretisch könnte man dieses Problem lösen, indem man unterschiedliche Streckenvarianten wählt. Die Formel E könnte zum Beispiel in Hockenheim die Kurzanbindung nutzen, während die DTM über die gesamte Strecke mit der langen Parabolica-Gerade geleitet wird. Zudem könnte man wie bei den Formel-E-Testfahrten auf dem Circuit Ricardo Tormo in Valencia eine provisorische Schikane einbauen.

Klar ist, dass im für die Formel E vorstellbaren Zeitraum bis Ende September Rennen vor Publikum so gut wie auszuschließen sind. Dass die DTM für Rennen vor einer Geisterkulisse offen ist, obwohl sich die Traditionsserie eigentlich vor allem aus den Ticketerlösen finanziert, hat DTM-Boss Berger erst kürzlich in einer Videobotschaft angedeutet. Die Formel E befindet sich diesbezüglich in einer einfachere Situation, da man das Geld vor allem durch Sponsoren verdient.

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