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Forscher distanzieren sich von Dieter Nuhr

Polarisiert gerne: Comedian Dieter Nuhr. (Bild: Sascha Steinbach/Getty Images)
Polarisiert gerne: Comedian Dieter Nuhr. (Bild: Sascha Steinbach/Getty Images)

Im Streit um Dieter Nuhr gibt es eine neue Entwicklung. Nachdem sie sich zunächst hinter ihn gestellt hatte, distanzierte sich die Deutsche Forschungsgemeinschaft nun deutlich von dem Comedian.

Hintergrund der Debatte um Dieter Nuhr war eine Kampagne der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Für diese hatte Nuhr ursprünglich geworben. In seiner Audio-Botschaft zeigte sich Nuhr kritisch. Er sagte, Wissenschaft sei keine Heilslehre, keine Religion, die absolute Wahrheiten verkünde. “Und wer ständig ruft 'Folgt der Wissenschaft!', hat das offensichtlich nicht begriffen.” Die DFG teilte den Beitrag für die Kampagne, an der auch andere Prominente, wie Ranga Yogehswar teilnahmen, auf ihrem Twitter-Account. Die Kritik, die darauf folgte, war heftig. In der Folge nahm die DFG den Beitrag wieder aus dem Netz. Das sei allerdings nicht nur wegen der Kritik in den sozialen Medien geschehen, sagte ein Sprecher der Forschungsgemeinschaft nun gegenüber der Bild. Insgesamt sei die Haltung gegenüber Dieter Nuhr und seinen Aussagen überdacht worden und nun eine andere. Insbesondere der letzte Satz seines Beitrages habe zu diesem Umdenken geführt.

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Der Verein sieht nun in Nuhrs Aussage einen “unnötigen Seitenhieb auf aktuelle Debatten in und um Wissenschaft und deren Akteure, den wir nicht mit den Anliegen der Kampagne für das Wissen in Übereinkunft bringen konnten”, sagte der Sprecher.

Nuhr war in den vergangenen Jahren immer wieder in die öffentliche Diskussion geraten, weil er mit polarisierenden Statements auf sich aufmerksam gemacht hatte. Unter anderem griff er Greta Thunberg, die Erfinderin der “Fridays for Future”-Bewegung an. Der Comedian sieht sich nach der Löschung des Kampagnen-Beitrages zu Unrecht attackiert. Er sprach in einem Interview mit der Welt sogar von “Denunziation”. Er sei geradezu alarmiert von der Löschung, so Nuhr: “Es gibt weltweit – Stichwort cancel culture – zunehmend mächtiger werdende Versuche, kritische Stimmen mundtot zu machen. Die DFG hat sich dem nun angeschlossen. Das ist sehr bedenklich.”

Gegen diesen Vorwurf wehrte sich die DFG vehement. Gegenüber der Bild sagte deren Sprecher man sei “grundlegend zu einer anderen Einschätzung der Haltung von Herrn Nuhr zur Wissenschaft und auch des Beitrags gekommen.” In einem Statement auf der Homepage hieß es allerdings: “Die Entfernung des Beitrags erfolgte ohne weitere Erläuterung und ohne vorherige Information an Herrn Nuhr, was die DFG ausdrücklich bedauert und wofür sie sich bei Herrn Nuhr entschuldigt. Auch möchte die DFG betonen, dass sie mit der Entfernung des Beitrags keineswegs Herrn Nuhrs persönliche Einstellung zur Wissenschaft bewerten wollte.”

Die DFG führt im laufenden Jahr anlässlich des 100. Gründungsjubiläums ihrer Vorgängerorganisation die Kampagne “DFG2020 – Für das Wissen entscheiden” durch, die mit verschiedenen Elementen und Formaten den Wert der freien und unabhängigen Wissenschaft für eine offene und informierte Gesellschaft herausstellt. Ein zentrales Element der Kampagne bleibt dabei die Online-Aktion #fürdasWissen, mit oder ohne Dieter Nuhr. Den Fall wolle man aber bei der DFG zum Anlass nehmen, eine Auseinandersetzung über die aktuelle Debattenkultur anzustoßen und sich dabei auch selbstkritisch mit dem eigenen Handeln zu befassen, hieß es in dem Statement.

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