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Wie Forscher jetzt herausfanden, dass Bergleute aus der Eisenzeit schon vor 2600 Jahren Bier tranken und Käse aßen

Eine illustrierte Szene des Hallstätter Salzberges in der frühen Eisenzeit.
Eine illustrierte Szene des Hallstätter Salzberges in der frühen Eisenzeit.

Bier und Käse scheinen zeitlose Lebemsmittel zu sein: Eine neue Studie, in der sich Forschende mit den mehr als 2600 Jahre alten Fäkalien eines Salzbergarbeiters aus der Eisenzeit befassten, deutet darauf hin, dass die damaligen Arbeiter Blauschimmelkäse aßen und Bier tranken. Das wiederum bedeutet: Sie hatten wohl einen viel anspruchsvolleren Gaumen, als bisher angenommen.

Die Fäkalien, die aus dem Salzbergwerk Hallstatt-Dachstein im heutigen Westösterreich stammen, waren Teil einer Studie, die am Mittwoch im Fachmagazin „Current Biology" veröffentlicht wurde.

2600 Jahre alte menschliche Exkremente aus dem Salzbergwerk Hallstatt.
2600 Jahre alte menschliche Exkremente aus dem Salzbergwerk Hallstatt.

Für die Studie analysierte das Forschungsteam vier Kotproben: Eine aus der Bronzezeit, zwei aus der Eisenzeit und eine aus dem 18. Jahrhundert. In einer der eisenzeitlichen Proben, die mehr als 2.600 Jahre alt ist, fanden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die DNA von Penicillium roqueforti und Saccharomyces cerevisiae – Mikroben, die bis heute für die Herstellung von Bier und Blauschimmelkäse verwendet werden.

Die Milchgärung und die Käseherstellung sind älter als die Eisenzeit. Die Funde deuten jedoch darauf hin, dass die Menschen die Käsereifung weitaus raffinierter betrieben, als man das bisher für möglich hielt. „Wir haben es hier mit komplexen und stark verarbeiteten Lebensmitteln zu tun, die zur Konservierung, aber auch zur Erzielung eines bestimmten Geschmacks und einer bestimmten Textur hergestellt wurden", sagt Studienleiterin Kerstin Kowarik, prähistorische Archäologin am Naturhistorischen Museum Wien.

Ein Archäologe steht inmitten von Schichten aus angesammeltem Bergbauschutt, darunter auch Paläoexkremente.
Ein Archäologe steht inmitten von Schichten aus angesammeltem Bergbauschutt, darunter auch Paläoexkremente.

„Das ist sehr faszinierend“, betont Frank Maixner, Forscher am italienischen Eurac Research Institute for Mummy Studies – und ein weiterer Autor der Studie. „Es könnte darauf hindeuten, dass es damals bereits Traditionen in der Nahrungsmittelproduktion gab.“ Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die die Studie durchgeführt haben, identifizierten in dem Stuhl außerdem Proteine, die Spuren von Tierblut aufwiesen. Das deutet darauf hin, dass die Bergleute Dinge wie Leber oder Blutpudding zu sich nahmen.

Anspruchsvollere Ernährung als bisher gedacht

Bis zu dieser Entdeckung deutete alles darauf hin, dass sich Salzbergleute in dieser Zeit hauptsächlich von Haferschleim ernährt hatten. Im Hallstätter Salzbergwerk herrschte in der Eisenzeit rege Betriebsamkeit, und die Bergleute waren äußerst kultiviert und wohlhabend. Auch deshalb. weil sie mit anderen Stämmen in ganz Europa Salz handelten, erklärt Kerstin Kowarik.

Die Vorstellung, dass sie hauptsächlich Haferschleim aßen, scheint zu deren Mindset also nicht recht zu passen, sagt Kowarik: „Er ist sehr nahrhaft, aber scheint auch ein sehr langweiliges Essen zu sein.“ Der Nachweis, dass die Bergleute Zugang zu dieser Käsesorte hatten, ist also „eine Art Wendepunkt“, findet sie. Ob der Käse und das Bier vor Ort hergestellt oder importiert wurden, sei allerdings unklar. Bestehende wissenschaftliche Studien zeigten bereits, dass die Bergleute Zugang zu luxuriösen Lebensmitteln wie Walnüssen hatten, die aus Slowenien importiert worden seien.

Eine grafische Rekonstruktion von Salzbergwerken: Bronzezeit in grün, Eisenzeit in blau und Mittelalter bis Neuzeit in grau.
Eine grafische Rekonstruktion von Salzbergwerken: Bronzezeit in grün, Eisenzeit in blau und Mittelalter bis Neuzeit in grau.

Die Fäkalien aus der Eisenzeit waren laut den Studienautoren extrem gut erhalten, weil die kalte Luft und die geringe Luftfeuchtigkeit im Salzbergwerk Hallstatt-Dachstein die perfekten Bedingungen für die Konservierung menschlicher Fäkalien bieten.

„Manchmal riechen sie sogar, wenn sie ausgegraben werden“, sagt Kerstin Kowarik. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben bereits vor Tausenden von Jahren menschliche Exkremente untersucht. Erst jetzt ist die Technologie für Genomtests aber weit genug fortgeschritten, um auch die darin enthaltene DNA zu untersuchen, sagt Frank Maixner. In der Höhle wird aktuell noch weiter gegraben, ergänzt Kowarik. „Die Frage ist: Was werden wir noch finden?“

Dieser Text wurde von Mascha Wolf aus dem Englischen übersetzt. Das Original findet ihr hier.