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Forscher wollen Jack the Ripper identifiziert haben

Eine Darstellung des letzten Tatorts, den Jack the Ripper zurückgelassen hat, abgebildet im französischen Journal “Le Petit Parisien” im Jahr 1891. (Bild: Getty Images)
Eine Darstellung des letzten Tatorts, den Jack the Ripper zurückgelassen hat, abgebildet im französischen Journal “Le Petit Parisien” im Jahr 1891. (Bild: Getty Images)

Der Autor Russell Edwards will anhand des Schals eines Opfers von Jack the Ripper die Identität des berüchtigten Serienmörders gelüftet haben. Zwei Forscher veröffentlichten eine entsprechende Studie. Doch viele Wissenschaftler halten dagegen und nehmen die Arbeit auseinander.

Russell Edwards ist überzeugt: Der polnische Barbier Aaron Kosminski war einer der bekanntesten Serienmörder aller Zeiten und ermordete als “Jack the Ripper” im London des ausgehenden 19. Jahrhunderts fünf Frauen. Im Jahr 2014 veröffentlichte Edwards das Buch “Naming Jack the Ripper” und legte seinen vermeintlichen Beweis vor: das Tuch des Opfers Catherine Eddowes. Er ersteigerte das Accessoire im Jahr 2007 und übergab es den Forschern Jari Louhelainen von der Liverpool John Moores University und David Miller von der University of Leeds.

130 Jahre alte DNA aus einem Erbstück – Beweis genug?

Louhelainen und Miller wollen aus dem Stoff DNA-Spuren von Kosminski extrahiert haben, wie sie in ihrer Arbeit schreiben, die jetzt im Wissenschaftsjournal “Journal of Forensic Sciences” veröffentlicht wurde. Der Pole galt schon seinerzeit als Hauptverdächtiger, konnte aber nicht überführt werden. Laut dem Portal “Ars Technica” bezeichneten Louhelainen und Miller ihre Arbeit als “die bisher systematischste und fortschrittlichste genetische Analyse bezüglich der Morde von Jack the Ripper”. Doch die meisten ihrer Kollegen können sie nicht überzeugen.

Schon vorher kritisierten Genetiker die bis jetzt unveröffentlichte Arbeit der beiden, die den wissenschaftlichen Standards nicht genüge. Der Wissenschaftler und Journalist Adam Rutherford wollte damals von Louhelainen wissen, ob die “Beweise”, die er und sein Kollege vorlegten, vor einem Gericht Bestand hätten? Die Antwort des Forschers: nein.

“Ich habe ihn gefragt, ob dieser Beweis vor Gericht Bestand hätte, wenn der Mord heute passiert wäre und er sagte Nein. Warum sollten wir auch nur entfernt davon ausgehen, dass er 130 Jahre später gültig wäre?”

Auch andere Wissenschaftler melden sich via Twitter und äußern sich gegenüber verschiedenen Medien kritisch hinsichtlich der Arbeit von Louhelainen und Miller.

“[Die Arbeit] ist ein absoluter Witz […]. Die Herkunft des Tuchs ist unbekannt. Der Gebrauch des Tuches hat es kontaminiert, dazu zählt das Anfassen mit bloßen Händen, und die Anwesenheit von Nachkommen der fraglichen Personen im selben Raum.”

“Ich mache mir auch Sorgen um die Nachkommen von Kosminski. Laut diesem Papier war er Jack the Ripper, eine arge Anschuldigung, zumal die präsentierten Beweise das einfach nicht bestätigen.”

Die Identität des bekanntesten Serienmörders des 19. Jahrhunderts wird wohl nie abschließend geklärt werden, auch wenn es immer wieder Leute geben wird, die behaupten, das Rätsel gelöst zu haben.

“Solche unsinnigen Studien und leichtgläubige Medien fördern nur den wissenschaftlichen und historischen Analphabetismus, der auf der grotesken Verklärung der brutalen Morde an fünf Frauen aufbaut. Und wir sollten uns alle mehr Mühe geben, das nicht mitzumachen.”