Foto von Joe Biden und Sohn löst Welle der Solidarität auf Twitter aus

Das Bild zeigt den demokratischen Präsidentschafts-Bewerber Joe Biden und seinen Sohn Hunter. Der Vater drückt dem Sohn darauf einen Kuss auf die Wange. Daraufhin stellt ein rechter Hardliner die Frage: Ist das angemessen?

Der Wahlkampf in den Vereinigten Staaten von Amerika geht in die heiße Phase: In einer Woche entscheidet sich, wer für die kommenden vier Jahre Präsident der USA sein wird – entweder der republikanische Amtsinhaber Donald Trump oder sein demokratischer Herausforderer Joe Biden.

Biden liegt in den aktuellen Vorhersagen vorn, was viele Anhänger*innen Trumps in dieser Phase zu unlauteren Methoden greifen lässt. Dazu gehört auch der TV-Moderator John Cardillo. Er gilt als rechter Hardliner und hat einige Einträge auf dem Watchblog „Right Wing Watch“ vorzuweisen.

Ist dieses Foto angemessen?

Cardillo hat vergangene Woche auf Twitter ein Bild Bidens mit seinem Sohn Hunter veröffentlicht. Auf der schwarz-weiß-Aufnahme ist der demokratische Präsidentschaftskandidat mit seinem Sohn Hunter zu sehen. Der Vater drückt seinem Sohn einen Kuss auf die Wange. Cardillo fragt dazu: „Sieht das wie eine angemessene Vater-Sohn-Beziehung aus?“ Unlauter ist die Frage, weil sie einen Subtext transportiert. Der impliziert: Nein, die Beziehung ist in dieser Form nicht angemessen.

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Doch während Cardillo für seinen Beitrag von zahlreichen Menschen Beifall erntet („gruseliges Bild“) und Spott der Familie Biden gegenüber provoziert („Hunter ist vermutlich ein Opfer seines gruseligen Vaters“), stellen sich auch zahlreiche Kommentatoren gegen die implizite Unterstellung der Unnatürlichkeit.

Journalistin ruft zur Solidarität auf

Einem Aufruf der Journalistin Liz Plank folgend, posteten zahlreiche Väter und Söhne Bilder, die ihre Zuneigung zueinander zeigten. Laut Plank zeige die Reaktion Cardillos auf das Foto der Bidens nur eines: seine eigene gestörte Wahrnehmung von Männlichkeit.

Joe Biden und sein Sohn Hunter. Foto: REUTERS / Jonathan Ernst
Joe Biden und sein Sohn Hunter. Foto: REUTERS / Jonathan Ernst

„Es ist die Sicht eines Kindes auf Männlichkeit. ‚Komm schon, Dad, lass das, Jungs dürfen sich nicht küssen.‘ Aus ihm spricht nur die Unsicherheit eines Jungen, der nie gelernt hat, dass die Umarmung eines Vaters ein wichtiger Teil des Mann-Werdens ist“, schreibt die MSNBC-Kolumnistin.

Zahlreiche Antworten zeigen: Ja, es ist angemessen

Viele Geschichten in den Twitter-Kommentaren sind dabei sehr bewegend. Sie erzählen beispielsweise davon, wie ein Sohn seinen toten Vater vermisst und alles dafür geben würde, ihn noch einmal in die Arme zu nehmen – selbst ohne Shirt.

Oder davon, wie viel ein Foto von einer Umarmung für die eigene Erinnerung wert sein kann.

Oder wie ein Vater sein Neugeborenes nicht aus den Armen geben will.

Oder sich nicht vorstellen kann, seine Zuneigung in den kommenden 40 Jahren auf eine andere Weise zu zeigen.

Viele Bilder zeigen, dass ein Kuss etwas ganz Natürliches für ein Kind ist.

Egal in welchem Alter.

Selbst von republikanischer Seite erhält Biden Unterstützung. Tom Nichols vom republikanischen, allerdings auch Trump-kritischen, „Lincoln Project“ beschreibt das Biden-Foto als bewegend. Und: „Selbst Fremde würden auf den ersten Blick sehen, wie viel dieses Foto bedeutet. Wir waren alle mal Kinder. Mit dem Wissen um die Umstände sieht man außerdem ein Foto voller Schmerz, Liebe, Vergebung und Akzeptanz.“ Damit spielt Nichols darauf an, dass Biden seinem Sohn im Kampf gegen die Drogensucht beigestanden hat und ihn auch mit anderen Problemen unterstützte.

VIDEO: Joe Biden im Portrait