Wie Politiker Journalisten beschimpfen

Helmut Kohl: „Drecksblatt“ und „Schweinejournalisten“

Der Altkanzler konnte richtig aggressiv werden. Als Helmut Kohl (CDU) nach Berlin gezogen war und ihm die Bild-Zeitung seine neue Nachbarschaft vorstellte, platzte ihm der Kragen. „Ich erinnere mich noch gut an einen Nachmittag im Jahr 2000, als mich in der Redaktion plötzlich Helmut Kohl anrief und mich als ‚Schweinejournalisten‘ und die Bild-Zeitung als 'Drecksblatt' beschimpfte", postete der damalige Chefredakteur Udo Röbel auf Facebook. Und weil der wetternde Altkanzler wohl gar nicht mehr zu besänftigen war, blieb Röbel nichts anderes übrig, als aufzulegen. (Bild: ddp images)

Oskar Lafontaine: "Schweinejournalismus“

Auch bei den Sozialdemokraten mag man die Schweinemetapher. Als der Journalist Kuno Haberbusch für das Nachrichtenmagazin Panorama im Jahr 1993 recherchierte, dass Oskar Lafontaine (heute: Die Linke) in den 70er Jahren Beziehungen zu Saarbrücker Nachtklubs hatte und es diese „Rotlichtaffäre“ in die Medien schaffte, bestritt Lafontaine gar nicht, die Lokale besucht zu haben. Allerdings waren für ihn sämtliche daraus abgeleiteten Verdächtigungen Quatsch und „Schweinejournalismus“. (Bild: ddp images)

Joschka Fischer: „Fünf-Mark-Nutten“

Auf Rotlichtrhetorik steht auch Joschka Fischer (Bündnis 90/Die Grüne). Laut der Zeitung Wirtschaftswoche soll der damalige Außenminister einem Mitglied der Grünen-Fraktion erzählt haben, was Fischer von Reportern hält. „Journalisten sind nichts anderes als Fünf-Mark-Nutten.“ Sie „schrieben mal dies, mal das, vor allem aber viel Blödsinn. Sie biederten sich an, seien so eitel wie Politiker und für alles und alle zu haben.“ Klar, dass Fischer das niemals gesagt haben will. (Bild: ddp images)

Christian Wulff: „Krieg führen“ gegen die Bild

Wenn man schon das höchste Amt im Staat innehatte, dann kann man doch auch schimpfen wie ein Chef, oder? Dass dies eine Fehlannahme ist, musste der damalige Bundespräsident Christian Wulff (CDU) schmerzlich erfahren. Er rief im Dezember 2011 bei Bild-Chef Kai Diekmann an und plapperte wütend auf die Mailbox. In Gänze hat es die Nachricht nie an die Öffentlichkeit geschafft, doch Wulff sprach von „strafrechtlichen Konsequenzen“, „Krieg führen“ und einem überschrittenen Rubikon. Den hatte Wulff auch mit seinem Anruf überschritten – wenige Wochen später trat er zurück, jedoch aus anderen Gründen. (Bild: ddp images)

Johannes Rau: „Wegelagerer“

Ex-Bundespräsident Johannes Rau (SPD) war offenbar nicht damit einverstanden, wie zielstrebig die Journalisten über die Düsseldorfer Flugaffäre, eine Korruptionsaffäre in Nordrhein-Westfalen ab 1998, berichteten. Für ihn waren die Reporter nur nervige „Wegelagerer“. (Bild: ddp images)

Franz-Josef Strauß: „jubeljaulende Hofhunde“

Er hat geschimpft, provoziert und vielerlei Kämpfe gefochten. Auch mit den Medien hatte sich Franz-Josef Strauß (CDU) gerne mal angelegt und beispielsweise 1972 als „jubeljaulende Hofhunde“ beschimpft. (Bild: ddp images)

Helmut Kohl: „Gesinnungsjournalisten“

Unangenehm, dieser Untersuchungsausschuss zur CDU-Spendenaffäre. In einer Sitzung im Jahr 2000 platze Altkanzler Kohl dann der Kragen. Er beklagte, Opfer einer „beispiellosen Diskriminierungskampagne“ zu sein, beschimpfte die Presse als „Gesinnungsjournalisten“ und raunzte ARD-Reporter Werner Sonne an: „Sie sind jetzt mal still, sie sind hier nicht der Alleinunterhalter“. (Bild: ddp images)

Otto Graf Lambsdorff: „journalistisches Todesschwadron“

So richtig beliebt war der „Spiegel“ ja noch nie bei den Politikern. 1984 hat Otto Graf Lambsdorff (FDP) Reporter des Nachrichtenmagazins als „journalistisches Todesschwadron“ bezeichnet. Die Journalisten hatten ihn bei der Berichterstattung bedrängt. (Bild: ddp images)

John Bolton, ehem. US-Botschafter: „Ist Ihr Hirn leer?“

Die Beherrschung gegenüber Medienvertretern verlieren die Politiker auch anderswo auf der Welt. Der Ex-Botschafter der USA bei den Vereinten Nationen, John Bolton, bezeichnete einen BBC-Journalisten als „linksradikal“, „anti-amerikanisch“ und fragte: „Ist Ihr Hirn leer?“ Der Reporter hatte den Irakeinsatz der USA kritisiert. (Bild: ddp images/SIPA)

Nicolas Sarkozy: „Ins Gesicht spucken“

Auch Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy hat in seiner Karriere offenbar nicht die besten Erfahrungen mit Journalisten gemacht. Aus einer Wutrede vor Regierungsmitgliedern wurden später diese Zitate öffentlich: „Journalisten sind wirklich die größten Nullen, denen man nur ins Gesicht spucken kann. Alles Banditen. Aber Banditen haben wenigstens eine Moral“. (Bild: ddp images)

Nicolas Sarkozy: Pädophile Journalisten

Doch der wütende „Sarko“ sagt den Schreiberlingen auch gerne ins Gesicht, was er von ihnen hält. Im Jahr 2010 ließ er sich aus der Fassung bringen, als er zu Verwicklungen in eine Schmiergeld-Affäre befragt wurde. Am Rande des Nato-Gipfels beschimpfte er einen der Pressevertreter bei einem Hintergrundgespräch: „Und Sie? Ich habe nichts gegen Sie. Es scheint aber, als seien Sie pädophil. Wer mir das gesagt hat? Ich habe die innere Überzeugung (...) Können Sie sich rechtfertigen?", griff er einen Journalisten wegen dessen angeblich ungerechtfertigter Verdächtigungen an und verabschiedete sich: „Bis morgen, pädophile Freunde.“ (Bild: ddp images)

Jörg Haider: „Sumpf der Indiskretion“

Der bei einem Autounfall gestorbene österreichische Rechtspopulist Jörg Haider hatte seine ganz eigene Sicht auf die Presse. Wenn geheime Infos in die Medien kamen, waren dafür nach seiner Ansicht nicht die Kollegen verantwortlich, die geplaudert hatten, sondern die Medien. Die nannte er deswegen „Sumpf der Indiskretion“, den es auszutrocknen gelte. (Bild: ddp images)

Jean-Luc Mélenchon: „Spatzenhirn“

Gleich doppelt teilte Jean-Luc Mélenchon, Chef der französischen Linkspartei de Gauche, aus. Erst beschimpfte er den Journalismus allgemein als „verrottetes Gewerbe“. Dann nahm er sich einen Reporter zur Brust, der ihm unbequeme Fragen gestellt hatte. Der sei ein „Spatzenhirn“. (Bild: AFP)

Horst Seehofer: „Die müssen raus aus Bayern“

Auf zünftigem Bayerisch motzte CSU-Chef Horst Seehofer über ein Fernsehteam der ARD. Das hatte Landtagspräsidentin Barbara Stamm zur Verwandtenaffäre befragen wollen, die daraufhin ihren Beschützer Seehofer informierte. Der reagierte, nun ja, nicht gerade diplomatisch und wetterte: „Die müssen raus aus Bayern“ und meinte damit die Journalisten. Angst vor einer Abschiebung müssen die aber nicht einmal in Bayern haben. (Bild: ddp images)

Silvio Berlusconi: „Flegel!“

Einer darf in dieser Aufzählung keinesfalls fehlen: Italiens Ex-Ministerpräsident und Bunga-Bunga-Party-Veranstalter Silvio Berlusconi. Der bezeichnete einen Journalisten im Jahr 2010 als Flegel, weil der es gewagt hatte, Berlusconi eine Frage zu stellen, ohne aufgerufen worden zu sein. Dann übernahm Verteidigungsminister Ignazio La Russa: Er sprang vom Podium, ging zu dem Journalisten, beschimpfte ihn und packte ihn am Kragen. Das war eindeutig zu viel italienisches Temperament. (Bild: ddp images)