FOX-Reporter treibt Wladimir Putin mit nur einer Frage in die Enge

In Russland werden dem Kreml-Chef nur selten kritische Fragen gestellt. (Bild: AP Photo)
In Russland werden dem Kreml-Chef nur selten kritische Fragen gestellt. (Bild: AP Photo)

Am Rande des Treffens mit Donald Trump in Helsinki gab Russlands Präsident Wladimir Putin dem US-Sender FOX ein Interview. Dabei musste der Kreml-Chef die wohl schonungsloseste Frage beantworten, die ihm je gestellt wurde.

Ein Interview mit Wladimir Putin ist kein einfaches Unterfangen. Der 65-Jährige ist ein ausgesprochener Medienprofi und brachte in der Vergangenheit schon gestandene Journalisten wie WDR-Mann Jörg Schönenborn, ORF-Anchorman Armin Wolf oder die NBC-Reporterin Megyn Kelly aus dem Konzept. Im Interview mit FOX-Reporter Chris Wallace war es nun aber der russische Präsident, der nach den richtigen Worten suchte.

“Wie kommt es, dass so viele Leute, die Waldimir Putin ablehnen, beinah oder tatsächlich ums Leben kommen?” Wallace führte einige Beispiele an, darunter den russischen Oppositionspolitiker Boris Nemzow, der 2015 getötet wurde sowie Putin-Gegner Sergej Skripal, der im März 2018 einen Giftanschlag in Südengland knapp überlebte.

„Ansehen: Chris Wallace fragt Putin, warum Russen, die gegen ihn sind, getötet werden.“

Wladimir Putin ließ sich äußerlich keine Verunsicherung anmerken. Durch seine Antwort verriet er jedoch, dass er lieber in die rhetorische Trickkiste greift als die Frage sachlich zu beantworten. Wie bereits zu Sowjetzeiten üblich, bediente er sich einer Propagandatechnik, die man im Westen als Whataboutism bezeichnet (übersetzt in etwa: “Und was ist mit …?”).

Der Kreml-Chef windet sich aus der Situation

Putins Antwort fiel anfangs noch recht neutral aus, doch schon im zweiten Satz griff er zu der bewährten Technik und lenkte die Aufmerksamkeit von sich weg: “Vorneweg, jeder von uns hat eine Reihe von politischen Gegnern. Ich bin mir ziemlich sicher, dass auch Präsident Trump viele politische Gegner hat.”

Als Chris Wallace anmerkte, dass Trumps Gegner nicht getötet würden, erwiderte Putin in klassischer Whataboutism-Manier: “Sind in den USA nicht schon Präsidenten getötet worden? Haben Sie das schon vergessen? Wurde Kennedy etwa in Russland getötet oder in den Vereinigten Staaten? Und Mr. King? Und was ist mit den Zusammenstößen von Polizei und der Zivilgesellschaft bestimmter ethnischer Gruppen? Das sind Dinge, die auf US-Boden geschehen.”

Schließlich versuchte sich Putin dann doch noch an einer neutralen Antwort: “Ja, wir haben Kriminalität in Russland”, sagte der Kreml-Chef. In Russland würden Verbrecher auch zur Rechenschaft gezogen. Bezüglich des Giftanschlags auf Sergej Skripal behauptete Putin, es gebe bis heute keine Beweise, wer hinter dieser Tat stecke. Die Beschuldigung, dass Russland etwas damit zu tun habe, sei unbegründet.

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