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Früherer Arzt aus Ruanda in Paris wegen Völkermords vor Gericht

Ein pensionierter Arzt aus Ruanda steht seit Dienstag in Paris wegen mutmaßlicher Beteiligung am Völkermord in seiner Heimat 1994 vor Gericht. (ALAIN JOCARD)
Ein pensionierter Arzt aus Ruanda steht seit Dienstag in Paris wegen mutmaßlicher Beteiligung am Völkermord in seiner Heimat 1994 vor Gericht. (ALAIN JOCARD)

Ein pensionierter Arzt aus Ruanda steht seit Dienstag in Paris wegen mutmaßlicher Beteiligung am Völkermord in seiner Heimat im Jahr 1994 vor Gericht. Der 68 Jahre alte Sosthène Munyemana steht im Verdacht, der ruandischen Interimsregierung nahegestanden zu haben, die zum Massenmord an der Volksgruppe der Tutsi aufgerufen hatte. Der frühere Gynäkologe bestreitet die Vorwürfe. Im Fall einer Verurteilung muss der Angeklagte mit einer lebenslangen Haftstrafe rechnen.

Es ist der sechste Prozess in Frankreich gegen mutmaßliche Komplizen des Völkermords in Ruanda. Bei dem Massenmord in Ruanda waren zwischen April und Juli 1994 etwa 800.000 Menschen getötet worden, die meisten von ihnen aus der Volksgruppe der Tutsi, aber auch gemäßigte Hutu.

Munyemana soll nach Darstellung der Anklage an einer Sitzung teilgenommen haben, auf der  Straßensperren beschlossen wurden, an denen Tutsi festgenommen wurden. Er soll auch über den Schlüssel eines Raumes verfügt haben, in dem mehrere Angehörige der Tutsi-Volksgruppe unter unwürdigen Bedingungen tagelang eingesperrt waren, bevor sie getötet wurden.

Bislang wurden in Frankreich sechs Männer, unter ihnen drei hochrangige Beamte, ein Militär, ein Gendarm und ein Fahrer, wegen Beteiligung am Völkermord in Ruanda zu Haftstrafen zwischen 14 Jahren und lebenslänglich verurteilt.

kol/gt