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Frank Rosin nach Rettungs-Eklat tief gekränkt: "Mein Können ist hier nicht gefragt"

Chaos-Einsatz bei "Rosins Restaurants": Aus der schmuddeligen Vereinsgaststätte "SSC Stuttgart" soll ein gut laufenden Gastro-Betrieb werden. Doch diesmal erlebt Sternekoch Frank Rosin eine böse Überraschung - wohlgemerkt nach kostspieligen Renovierungsarbeiten seines Teams.

Mehr Frische, weniger Mief: Frank Rosin nimmt die Lokalbetreiberin mit zum Nachhilfe-Kochunterricht. Es gibt: überbackene Auberginen! (Bild: Kabel Eins)
Mehr Frische, weniger Mief: Frank Rosin nimmt die Lokalbetreiberin mit zum Nachhilfe-Kochunterricht. Es gibt: überbackene Auberginen! (Bild: Kabel Eins)

Der erste Schock triff Frank Rosin schon auf den ersten Metern - bevor er die heruntergewirtschaftete Vereinsgaststätte "SSC Stuttgart" überhaupt erst betreten hat. Unkraut sprießt aus den Ritzen der Bodenplatten, wo man eigentlich einen lauschigen, sommerlichen Freisitz arrangieren könnte.

Wer von der Parkplatz-Seite über das weitläufige Fußball-Platz-Gelände zum Lokal kommt, schlägt zur "Begrüßung" übler Gestank aus in der Hitze vor sich hin dampfenden Mülltonnen entgegen. Und oben auf dem Tonnendeckel türmen sich die Zigarettenstummel im achtlos abgestellten Ascher. "Eigentlich müsste der Laden hier 'Zum Aschenbecher' heißen", stöhnt der Sternekoch in der am Donnerstag gezeigten neuen Ausgabe der Reihe "Rosins Restaurants". Auch als Kabel-Eins-Zuschauer ahnt man schnell: Das wird ein besonders harter Brocken diesmal.

Tatsächlich liegt der Härtefall an einer zart, verschüchtert und fast ein wenig zerbrechlich wirkenden 54-Jährigen, die Rosin in ihrer Not zwar gerufen hat, sich aber bei den Rettungsbemühungen selbst im Weg zu stehen scheint. Wirtin Andrea hat sich mit der Übernahme der Vereinswirtschaft komplett verhoben. Eigentlich könnte die Hütte brummen - vor allem, wenn bei einem Heimspiel Horden von VfB-Stuttgart-Fans aus dem nahen Stadion getränkt und gefüttert werden wollen.

"Man denkt nicht direkt, dass sie eine Chefin ist"

"Ich wollte immer selbstständig sein", sagt die gelernte Informatikkauffrau. Jetzt ist sie Gastronomin. Kochen hat sie nie gelernt. Schlimmer noch: Sie kann nicht einmal ihre eigentlich motivierten Helferinnen angemessen führen und bei der Arbeit einteilen. "Man denkt nicht direkt, dass sie eine Chefin ist", sagt Service-Kraft Lisa. Ein Urteil, das man noch diplomatisch nennen muss.

Das Lächeln sitzt: Frank Rosin arbeitet sich mit Wirtin Andrea an der Maultasche ab - der
Das Lächeln sitzt: Frank Rosin arbeitet sich mit Wirtin Andrea an der Maultasche ab - der "Schwäbischen Currywurst". (Bild: Kabel Eins)

Im Gastraum wie in der Küche herrscht größtes Durcheinander. Kein Wunder, dass die Gäste ausbleiben. Allerdings: An der Qualität des Essens kann es nicht liegen. Sagt zumindest die Betreiberin. Angeblich habe sie bislang noch nie von einer Reklamation gehört. Sie muss an einer Art Wahrnehmungsstörung leiden. Denn nach dem schnell anberaumten Test-Essen mit rund 20 spontan zusammengetrommelten Gästen steht ein vernichtendes Urteil fest: Lediglich zweieinhalb von fünf möglichen Sternen erhält das "SSC Stuttgart".

Wenn die Maultasche innen noch gefroren ist

Über sehr lange Wartezeiten, noch halb durchgefroren serviertes Essen, fehlende kulinarische Raffinesse wird geklagt. Vom miefigen Schmuddel-Ambiente ganz zu schweigen. Lediglich die aufgeweckten Mitarbeiterinnen vom Service bekommen Lob. Und ab und an zumindest der Klassiker im Lokal: die Maultaschen.

Genau auf diese Spezialität, die der angereiste Dortmunder als "Schwäbische Currywurst" adelt, will Rosin künftig setzen. Peinliche Pannen wie eiskalt servierte Maultaschen dürfen künftig nicht mehr passieren. Und auch dass die zugehörige Brühe nicht selbstgemacht ist: unverzeihlich! Zudem erwischt Rosin Andrea sogar dabei, wie sie heimlich noch schnell Wasser in den Topf nachschüttet, als die Tütchen-Brühe auszugehen droht. "Hier fehlt das Können", schimpft Rosin. "Das schmeckt wie Spülwasser."

Was der Kabel-Eins-Gastroexperte, der gelegentlich ruppig wirkt, weil er Missstände offen benennt, über das Lokal aber auch sagt: "Das hat ein Mega-Potenzial." Aus dem angeranzten Laden könnte man mit viel Hingabe, einer neuen kulinarischen Ausrichtung - Konzentration auf Heimat-Food etwa - und natürlich einer auf Zack gebrachten Chefin viel machen. Und schon reist der liebenswert grundoptimistische Umbaumeister Flo aus Österreich an.

Schmuddel-Schuppen wird zum Wohlfühl-Wohnzimmer

Tatsächlich bewirkt er mal wieder Wunder: Mit viel frischer Farbe, neuen Gardinen, sauberen Tischdecken, ansprechendem Geschirr, einem klaren Möbel- und Lichtkonzept sowie dem einen oder anderen neuen Gerät, das die Abläufe in der Küche enorm erleichtert, verwandelt er den Siff-Schuppen in ein Wohlfühl-Wohnzimmer. "Ich bin überwältigt", jubelt Andrea, als sie nach ein paar Tagen Zwangspause ihr aufgehübschtes Lokal wieder betreten darf.

Zuvor hatte Frank Rosin sie in der Küche zur Nachhilfe-Arbeit abkommandiert. Der 56-Jährige spielte seinen Charme und sein Können aus, um Andrea Basics einer modernen, effizienten und vor allem wohlschmeckenden Regionalküche beizubringen. Schnell waren da seine ersten Ätz-Urteile im Stil von "Sieht aus wie schon mal gegessen" vergessen.

Für den Moment sieht es sogar so aus, als ob auch Andrea, die sonst meist so träge und zurückhaltend wirkte, ihr Schneckenhaus verlässt. Sie fragt interessiert nach. Lässt sich neue Maultaschen-Variationen zeigen. Und sie freut sich über die überbackene Aubergine, ein leckeres neues Vegetariergericht, das sich zudem leicht vorbereiten lässt. "Das würde ich auch bestellen", sagt sie.

Frank Rosin barsch zurückgewiesen: "Ich bin selten sprachlos"

Allerdings: Nach der Rückkehr ins renovierte Lokal ist auch die Zeit gekommen, ihre überarbeitete Speisekarte zu präsentieren. Doch als Andrea das Ergebnis ihrer "Hausaufgaben" vorzeigt, fällt Frank Rosin fast vom Stuhl - und komplett vom Glauben ab. Ausgerechnet die Maultaschen hat die Wirtin von der Karte gestrichen. Stattdessen will sie auf einen ebenso lieb- wie einfallslosen Mix aus Burger-Gerichten und Fleischüberfluss setzen. "Ich bin selten sprachlos", stöhnt der Restaurant-Retter. "Dann möchtest du jetzt Andreas Schnitzelbude aufmachen?"

Tatsächlich prallen Welten aufeinander: Rosins Vorstellungen, wie man das "SCS Stuttgart" flott und modern bewirtschaften könnte - und auf der anderen Seite Andreas komplett unverständliches Festhalten am vermeintlich Bewährten. Und ihre Unfähigkeit, Kritik auch nur zuzulassen. "Ich kann das jetzt nicht nachvollziehen", klagt Rosin. Die Lernkurve, die er bei Andrea so lange steil aufsteigen gesehen hatte, landet wieder komplett im Keller. Und das gepaart mit einer Entschlossenheit, die man nur stur nennen kann. Andrea will in der Küche plötzlich doch überhaupt nichts ändern. Rosin ist fassungslos. "Dann brauchst du mich ja gar nicht."

"Sauer und traurig": Ein Eklat zum Abgang

Es wirkt fast so, als ob ein Plan hinter Andreas überraschender Bockigkeit steckte. "Ich habe meine neuen Küchengeräte, ich habe meinen neuen Laden - das reicht doch", fasst er die Intention der Wirtin zusammen. Ein Desaster für den Mann, der eigentlich so viel mehr leisten könnte. "Mein kulinarisches Können, meine kulinarische Einschätzung ist hier nicht gefragt", sagt Rosin. "Das macht mich total traurig."

Doch alles Flehen fruchtet nicht. Und so bleibt zum Schluss nur ein harter Bruch, wie es ihn in dieser Radikalität in der "Rosins Restaurants"-Reihe noch nie gegeben hat. "Ich respektiere das, aber ich kann es nicht nachvollziehen", sagt Frank Rosin über Andreas Unwillen, in der Küche Neues zu wagen. "Leider kann ich dir dabei nicht helfen."

Plötzlich ist der Mann aus dem Pott ganz platt. "Ich gehe mit dem Gefühl, dass ich sauer und traurig bin", so Rosin. "Dass wir es nicht geschafft haben, diesem Menschen zu helfen - weil er sich einfach nicht helfen lassen will."

Im Video: Frank Rosin hört bei "The Taste" auf