Elfer-Klau! Bayern nach Pokal-Pleite sauer auf Schiri

Eintracht Frankfurt feiert ersten Titelgewinn seit 30 Jahren

Nach der Pokal-Pleite gegen Eintracht Frankfurt haben die Spieler des FC Bayern Vorwürfe gegen Schiedsrichter Felix Zwayer erhoben.

"Das ist eine Entscheidung, die ich nicht nachvollziehen kann. Der Schlag war eindeutig zu hören. Er trifft ihn am Fuß. Lächerlich! Dann können wir das mit dem Videobeweis auch sein lassen."

Torwart Sven Ulreich war immer noch außer sich, als er nach dem 1:3 gegen Eintracht Frankfurt in die Mixed Zone begab.

Der Schlussmann spielte auf die entscheidende Szene der Partie an: In der Nachspielzeit hatte Frankfurts Kevin-Prince Boateng Javi Martinez beim Stand von 1:2 im Strafraum eindeutig gefoult. Die Bayern forderten vehement Elfmeter.

Der CHECK24 Doppelpass am Sonntag um 11 Uhr mit Bodo Illgner und Dirk Schuster LIVE im Free-TV auf SPORT1

Bayern hadert mit Schiri Zwayer und dem Videobeweis

Zwayer lief nach einem Hinweis seines Video-Assistenten Bastian Dankert hinaus in die Review-Area, inspizierte den Zweikampf anhand von TV-Bildern - und entschied dann zur allgemeinen Verwunderung auf Eckball, anstatt auf Strafstoß.

"Er hat ihm ganz klar den Fuß weggetreten. Ich habe mir die Szene jetzt mehrfach im Fernsehen angeschaut, und es war ein klarer Elfmeter", polterte Sportdirektor Hasan Salihamidzic. (Die Stimmen zum Pokalfinale)

Sogar Boateng räumte bei Sky ein: "Ich treffe ihn ganz klar. Danach muss der Schiri entscheiden. Ehrlich gesagt, habe ich gedacht, dass er Elfmeter gibt, aber wir haben das Glück gehabt, dass er ihn nicht gegeben hat."

Auch deshalb fragte sich Thomas Müller nach der krassen Fehlentscheidung, "was der Videobeweis soll". Die Bayern, sie hatten ihren Buhmann gefunden für die Endspielpleite.

Die Pokalfeier von Eintracht Frankfurt ab 23.30 Uhr im "Volkswagen Pokalfieber" auf SPORT1

"Der Schiedsrichter hat ein Geschenk verteilt"

Für Zwayer sollte es eigentlich ein Ehrentag werden. Der Unparteiische feierte am Samstag seinen 37. Geburtstag. Zur Belohnung hatte ihn der DFB mit der Leitung des Pokalendspiels betraut - auch noch in seiner Heimatstadt Berlin.

Dort rückte Zwayer dann aber unfreiwillig in den Mittelpunkt. "Der Schiedsrichter hat an seinem Geburtstag ein Geschenk verteilt", befand Ulreich.

Die Frankfurter ließen sich ihren Sensationssieg von derlei Ereignissen allerdings nicht verderben.

Ein überwältigter Niko Kovac vergoss Freudentränen und war dann mittendrin in der wilden Jubelparty seiner Spieler.

Kovac bescherte der Eintracht zum Abschied hingegen den ersten Titel seit 30 Jahren. (Frankfurts Pokalsieger-Empfang am Sonntag im LIVETICKER)

Rebic ebnet Frankfurt den Weg

Die Hessen bejubelten ihren fünften Pokalsieg und den ersten seit 1998. Matchwinner war der goldene Doppel-Torschütze Ante Rebic (11./82.). Mijat Gacinovic (90.+6) sorgte für die Entscheidung. Robert Lewandowski (53.) hatte für schwache Bayern zwischenzeitlich ausgeglichen. (Das Spiel zum Nachlesen im Ticker)

"Ein Kompliment an diese Mannschaft. Alle haben gesagt, dass wir aus dem Stadion geschossen werden. Aber wir haben Herz gezeigt und die Bayern aus dem Stadion geschossen", sagte Kevin-Prince Boateng.

Es war das von Sportvorstand Fredi Bobic ersehnte "Hollywood-Ende" für Kovac nach etwas über zwei Jahren in Frankfurt. Zudem zogen die Hessen damit in die Europa League ein.

"Wenn du gegen die Bayern spielst, brauchst du auch ein bisschen Glück. Ich glaube, dass wir ein richtig gutes Spiel gemacht haben. Unser Trainer hat eine taktische Meisterleistung vollbracht. Heute hat die Mannschaft ein Stück Geschichte geschrieben. Für Eintracht Frankfurt ist es etwas ganz Besonderes", sagte Sportdirektor Bruno Hübner.

Ganz anders die Stimmung bei den Münchnern: Nach der Pleite verabschiedete sich Heynckes ohne das erhoffte und fest eingeplante Double in den Ruhestand.

Er verlässt die große Bühne trotz der 28. Meisterschaft damit als Verlierer, wie zuvor bereits im Halbfinale der Champions League. Für die Bayern, die erstmals seit März 2010 gegen die Hessen verloren, war es im 22. Cup-Finale erst die vierte Niederlage nach 1985, 1999 und 2012.

"Wir hätten die Tore machen müssen. Frankfurt hat versucht, unser Spiel zu zerstören und dann zu kontern", sagte der enttäuschter Salihamidzic. Als David Abraham und Alexander Meier um 22.23 Uhr den Pokal in die Höhe reckten, waren die Münchner schon in der Kabine verschwunden.

Der große Heynckes dagegen verließ die große Bühne trotz der 28. Meisterschaft als Verlierer, wie zuvor bereits im Halbfinale der Champions League. Für die Bayern, die erstmals seit März 2010 gegen die Hessen verloren, war es im 22. Cup-Finale erst die vierte Niederlage nach 1985, 1999 und 2012.

Lewandowski scheitert an der Latte

Die Eintracht versuchte dem Favoriten mit giftiger Zweikampfführung den Schneid abzukaufen. Die erste große Chance aber hatten die Bayern, als Lewandowski mit einem Freistoß von der Strafraumgrenze die Latte traf (8.).

(Bayerns Meisterfeier am Sonntag, ab 15 Uhr LIVE im TV und im LIVETICKER)

Nur drei Minuten später der Schock für die Roten: Rebic, der schon im Vorjahresfinale gegen Dortmund (1:2) getroffen hatte, luchste dem schlampigen James den Ball ab und sprintete in Mittelstürmer-Position. Dort bediente ihn Boateng mustergültig, Bayern-Torwart Sven Ulreich war beim satten Abschluss ohne Abwehrchance.

Eintracht hilft bei Bayerns Ausgleich

Kurz vor der zweiten Halbzeit brannten beide Fanlager umfangreich Pyrotechnik ab, der Anpfiff verzögerte sich dadurch um einige Minuten. Im Berliner Feuer-Nebel drängten die Bayern weiter auf das 1:1, bis Lewandowski sie nach Kimmichs Hereingabe und Müllers klugem Durchlassen erlöste. Der Pole hatte Glück, dass Omar Mascarell den Ball abfälschte.

Wer geglaubt hatte, dass die großen Bayern die Eintracht jetzt überrennen würden, sah sich getäuscht. Frankfurt steckte den Rückschlag schnell weg und traute sich weiter was zu, Ulreich hatte gut zu tun.

Bei den Bayern köpfte Mats Hummels an die Latte (80.), dann schockte Rebic nach der ersten Videobeweis-Entscheidung in einem DFB-Pokalfinale mit seinem zweiten Treffer den Favoriten und schoss die Eintracht ins Glück.