Frankreichs Präsident wirbt bei Besuch auf Großmarkt für Rentenreform
Zwischen frisch zerteilten Rinderhälften hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bei den Beschäftigten auf dem weltgrößten Frischwarenmarkt für seine Rentenreform geworben. "Im Grunde wissen doch alle, dass wir im Schnitt ein bisschen länger arbeiten müssen, weil wir sonst unsere Renten nicht finanzieren könnten", sagte Macron am Dienstagmorgen bei einem Besuch des Großmarktes in Rungis bei Paris.
Es war das erste Mal seit der Vorstellung der Rentenreform, dass Macron den Kontakt zur Bevölkerung suchte. In jüngster Zeit war er vor allem auf der internationalen Bühne präsent gewesen, zuletzt bei der Münchner Sicherheitskonferenz.
Es sei eben eine "Wahrheit, die schmerzt", sagte Macron mit Blick auf die Rentenreform. "Es funktioniert einfach nicht, wenn wir das Rentenalter beibehalten", erklärte er. "Wenn wir keinen Wohlstand produzieren, dann können wir auch nicht verteilen", fügte er hinzu und verwies auf die finanziellen Schwierigkeiten von Krankenhäusern und Schulen. Er sei überzeugt, dass es eine Frage des "gesunden Menschenverstands" sei.
Macron zeigt sich zugleich überzeugt, dass die Arbeitsbedingungen verbessert werden müssten. "Wir müssen die Berufswege anpassen", sagte er. "Für Menschen, die nachts arbeiten oder schwere Lasten tragen, muss sich von einem gewissen Alter an der Berufsweg anpassen können, dass sie entweder weniger arbeiten oder sich umschulen lassen", erklärte er.
Die französische Nationalversammlung hatte die Debatte zur Rentenreform am Freitag beendet, ohne über den zentralen Artikel, nämlich die Anhebung des Rentenalters von 62 auf 64 Jahre, abzustimmen. Das liegt daran, dass die Reform Teil eines Haushaltsgesetzes ist, für das eine begrenzte Debattenzeit gilt. Vom 1. März an befasst sich der Senat mit dem Gesetzentwurf.
Opposition, Gewerkschaften und die Mehrheit der Bevölkerung lehnen die Reform ab. Für den 7. März ist erneut ein Protesttag geplant. Die Gewerkschaften schließen einen länger anhaltenden Streik nicht aus.
kol/mid