Freitagsabrechnung von Josef Seitz - Esken legt einen Albtraum-Auftritt hin - und die Ampel einen Verzweiflungspakt
Die Woche startet mit einem Albtraum-Auftritt von Saskia Esken. Sie endet mit dem verzweifelten Versuch der Bundesregierung, nach den Messermorden von Solingen zu retten, was noch zu retten ist. Bevor mit dem Wochenende der Wahlsonntag droht: Denkzettel-Alarm!
Freitags-Gewinnspiel: Wer ist weiblich und schadet der SPD? Nein, Antwort A ist falsch. Wir sprechen nicht von Sahra Wagenknecht. Nehmen wir Antwort B: Es ist – Saskia Esken! Ein Name wie Knäckebrot, habe ich an dieser Stelle einmal geschrieben.
Inzwischen bröselt die Vorsitzende ihrer Partei brutalstmöglich Krümel ins ohnehin schwergängige SPD-Getriebe. Zum Start in diese Woche missachtet die 62-Jährige ausgerechnet beim Thema der Woche die vielleicht einfachste Politiker-Regel.
Merke, wenn es schlecht läuft und du trotzdem wiedergewählt werden willst: Heuchle zumindest, dass du verstanden hast, und gelobe möglichst glaubhaft Besserung.
Das tut nicht weh, kostet nichts. Macht aber gute Laune. Gute Laune war zumindest in der Öffentlichkeit aber noch nie ihr Ding. Womit wir auch schon wieder bei Saskia Esken sind.
Esken-Auftritt: Sogar die eigene Partei geht auf Distanz
Das Thema der Woche ist dieser Messerdepp von Solingen, der fröhlich feiernde Menschen ermordet oder verletzt hat. Der Tiefpunkt dieser Woche ist Saskia Esken, die sich in der Nacht zum Montag im ARD-Talk „Miosga“ vor die Kameras setzt und dem staunenden Fernsehpublikum verkündet: „Gerade aus diesem Anschlag lässt sich, glaube ich, nicht allzu viel lernen.“
Ist es gefühlte Ehrlichkeit? Ist es gefühllose Ignoranz? In jedem Fall ist es so ungeschickt, dass sich in rasendem Tempo große Einsamkeit um Saskia Esken breitmacht. Sogar die eigene Partei sieht sich genötigt, von der eigenen Vorsitzenden abzurücken und im Schnellspurt auf Distanz zu gehen.
Es ist nicht mehr als der verzweifelte Versuch von Schadensbegrenzung, wenn Tom Schreiber, der innenpolitische Sprecher der SPD sehr deutliche Worte für Esken findet: „Über ihre Äußerung bin ich mehr als entsetzt. Es sind genau diese Aussagen und Eindrücke, warum Menschen das Vertrauen insgesamt in Politik und Staat verlieren.“ Einigen fehle, so fügt Schreiber noch hinzu, „schon lange der innere Kompass“.
Unterm Druck von Solingen rotiert der Kompass wild
Wie sehr die Kompassnadel heiß läuft, weil sie unter dem Druck von Solingen ständig in neue Richtungen rotieren soll: Das hat selten ein so großes Publikum live erlebt. Der ARD-„Brennpunkt“ war die meistgesehene Fernsehsendung am Sonntag.
Sogar der oft so erfolglose Louis Klamroth holt sich am Montag bei seinem ARD-Talk „Hart aber fair“ eine Rekordquote: 2,87 Millionen Menschen wollten 75 Minuten investieren, um zu verstehen, wie die Politik vor den Landtagswahlen auf den Terror reagiert – obwohl kein Regierungsverantwortlicher für den heißen Talkshow-Stuhl zu gewinnen war.
Das „Tatmittel Messer“ und der Flug nach Afghanistan
Und dann geht es zum Ende dieser Woche plötzlich ganz, ganz schnell. Am Freitagmorgen startet eine Maschine von Qatar Airways in Leipzig.
Sie hebt mit 28 verurteilten Straftäter vom deutschen Boden ab, um sie nach Afghanistan zurückzubringen – die erste Abschiebung nach Afghanistan seit dem Jahr 2021.
Fast gleichzeitig einigt sich die Ampel-Regierung auf einen Migrations- und Asylpakt, der im Schnellverfahren Abschiebungen erleichtern und das Waffenrecht verschärfen soll – bis hin zu einem „absoluten Messerverbot“ bei Veranstaltungen und Messen.
Dazu ein Blick in die Polizeiliche Kriminalstatistik. Messerangriffe 2021, als das „Tatmittel Messer“ erstmals erfasst wurde: 10.917. Messerangriffe 2022: 12.355. Messerangriffe 2023: 13.844.
Eine Forsa-Meinungsumfrage ergab übrigens schon Mitte August ein eindeutiges Bild: 82 Prozent der Befragten stimmten dafür, dass das Tragen von Messern eingeschränkt werden sollte. Nach den Messermorden von Solingen wird das Meinungsbild noch eindeutiger sein.
Werden wir von einer Ampel der Populisten regiert?
Kommen wir also zum Freitags-Quiz, zweite Runde: Weiß Saskia Esken nicht, was sie sagt, oder hat die SPD-Vorsitzende mit der Politik ihrer Regierungspartei nichts zu tun?
Freitags-Quiz, dritte Runde: Werden wir von einer Ampel der Populisten regiert, die in größter Eile nach Solingen und vor den Landtagswahlen alle zuvor so relevanten Bedenken aufgibt, um bei Abschiebungen und Gesetzesverschärfungen zu machen, was vorher so lange unmachbar sein sollte?
Ihre Antwortzettel werden zumindest in Sachsen und Thüringen die Wähler diesen Sonntag einwerfen.