Die Freitagsabrechnung - Mann, Frau und sonst nix? Was die Grünen mit Donald Trump eint

US-Präsident Donald Trump und Jette Nietzard, Chefin der Grünen Jugend<span class="copyright">dpa/imago</span>
US-Präsident Donald Trump und Jette Nietzard, Chefin der Grünen Jugenddpa/imago

Erst machen, dann denken: Der neue US-Präsident Donald Trump löst Probleme, indem er sie einfach für abgeschafft erklärt, wie etwa bei der Geschlechterfrage. Das macht unsere Welt so schön einfach. Wobei: Ein klein wenig Klärungsbedarf bleibt mir als Mann dann doch noch.

Es gibt nur noch zwei Geschlechter. Also: in den USA. Also: seit Montag. Da hat Donald Trump vor 24,6 Millionen Zuschauern in Amerika Ordnung geschaffen: Mann. Frau. Nix dazwischen.

Das ist schön. Ich mag Ordnung. Ich mag es, wenn Dinge einfach sind. Ich mag Klarheit. Ich war unter den dreieinhalb Millionen Zuschauen der Live-Übertragung im ZDF. Und ich muss es zugeben: Ich war beeindruckt, wie Donald Trump Probleme löst. Einfach. Klar. Schnell. Hier in Deutschland diskutieren wir monate-, ach was: jahrelang.

Selbstbestimmung: Geschlecht und Gesetz

Was wurde hierzulande gestritten: Wie das jetzt Behörden machen sollen mit Menschen, die sich keinem Geschlecht so richtig zugehörig fühlen. Wie wir das rechtlich lösen wollen. Seit dem 1. November 2024 haben wir ein Gesetz, dessen Name schon beim Lesen Energie verschlingt. „Gesetz über die Selbstbestimmung in Bezug auf den Geschlechtseintrag“ heißt es.

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Dieses so genannte Selbstbestimmungsgesetz macht es für „transgeschlechtliche, intergeschlechtliche und nichtbinäre Menschen einfacher, ihren Geschlechtseintrag im Personenstandsregister und ihre Vornamen ändern zu lassen. Die Änderung erfolgt durch eine Erklärung gegenüber dem Standesamt.“

Frau, Mann? Wenn Deutschland versucht, Dinge einfacher zu machen, geschieht oft das Gegenteil

Jetzt kann ich zum Standesamt gehen und sagen: Ich bin jetzt Frau. Das kann Freude machen. Außer, man sieht mir meine innere Befindlichkeit gerade nicht an, wenn ich die Frauen-Toilette betrete. Oder ich sitze zufällig gerade im Männergefängnis. Oder „Aktenzeichen XY“ fahndet in einem Cold Case nach dem Herrn XY, der jetzt aber amtlich als Frau XY lebt. Wir sehen: Wenn Deutschland versucht, Dinge einfacher zu machen, dann werden sie oft einfach schwieriger.

Da sind mir diese nagelneuen USA des recycelten 47. Präsidenten sympathischer. Donald Trump löst Probleme, indem er sie abschafft. Das ist cool. Das bekämpft schon mal die Bürokratie. Das ist einfach: Mann, Frau. Alles dazwischen? Mit dem Kingsize-Filzstift weggestrichen. Daumen hoch.

Windelpacks mit Warnhinweisen?

Wobei: Wenn ich ehrlich bin, habe ich doch noch ein wenig Klärungsbedarf. Da haben wir nun mühsam neue Männer erfunden. So Typen, die auch zu ihren weiblichen Seiten stehen. Die Gefühle haben und sogar zeigen. Wir haben Männern beigebracht, dass sie Erziehungszeiten nehmen, damit sie ihren Kindern nicht erst beim Abitur die Hand schütteln. Müssen die sich zukünftig Sorgen machen? Müssen wir Windelpacks wie Zigarettenschachteln mit Warnhinweisen bedrucken: „Wickeln gefährdet Ihre Männlichkeit!“ Und das dann noch mit Schockfotos schmücken? Muss ein echter Mann neuerdings zumindest eine Verurteilung wegen Pornodarstellerin in seiner Vita vorweisen können?

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Und wie ist das eigentlich mit den Frauen? Müssen die alle sein wie die Grüne Jugend? Wir erinnern uns: Die Grünen sind jene Partei, die gerade unter ihren Bundestagsmitglieder*Innen den   Abgeordneten Stefan Gelbhaar   entsorgt hat, weil er sexuell übergriffig geworden sein soll*te. Dann fliegt in dieser Woche die ganze Schwein*erei auf – wie’s aussieht mit allen Zutaten, die eine handfeste Intr*ige ausmachen: Vorwurf falsch, Zeugin erfunden, Eidesstattliche Erklärung erlogen.

Erst rufmorden, dann nachforschen

Doch die Frau Vorsitzende der Grünen Jugend verteidigt das Prinzip, dass erst abgestraft und dann nachgeforscht wird. Was anderswo Rufmord heißt, ist bei dieser Grünen Jugend ganz okay. Wie sagt es Jette Nietzard: „Was es aber bedeutet, in einer feministischen Partei zu sein, ist, dass Betroffenen geglaubt wird.“ Nur zur Klarstellung: „betroffen“ ist für sie die Zeugin mit den offensichtlich falschen Vorwürfen. Nicht betroffen ist der Mann vor dem Trümmerhaufen seiner Karriere. Die Unschuldsvermutung gilt für die Chefin der Grünen Jugend nicht. „Wir sind eine Organisation“, befindet sie, „wir sind kein Gericht.“ Wir sehen: Frau Nietzard hat von Herrn Trump schon gelernt. Erst machen. Dann denken. Schon okay.

Ich persönlich fände es vielleicht dann doch ganz hilfreich, bei Bedarf Frau zu werden, also vom Reich der finsteren Männlichkeit wechseln zu dürfen ins lichte Reich der feministischen Unschuld. Diese Unangreifbarkeit wirkt verlockend. Zumal das Bild vom Mann, wie es von den gerade angesagten und von stabilen Mehrheiten gewählten Männlichkeitsvorbildern geprägt wird, so richtig sexy auch nicht ist.

Poltergeist Trump in den USA. Javier Milei, Präsident von Argentinien, der jetzt mit der Kettensäge auf jede „Wokeness“ losgeht. Und dann der coole, nein: kalte Massenmörder Putin. Zur Sicherheit habe ich nachgemessen: Sein überlanger Phallus-Tisch, mit dem er so gerne Besucher auf Distanz hält – er passt bei mir einfach nicht ins Esszimmer.