Freiwillige Rückkehr: Innenministerium wirbt mit fragwürdigem Plakat

Das Innenministerium versucht mit einer Werbekampagne, Geflüchtete zur Rückreise in ihre Heimatländer zu bewegen. Im Netz kommt die Aktion nicht gut an.

Dieses Plakat soll mehrfach an der U-Bahn-Station Kottbusser Tor in Berlin hängen. In der Gegend leben viele Flüchtlinge. (Bild: Twitter / zugezogenovic)
Dieses Plakat soll mehrfach an der U-Bahn-Station Kottbusser Tor in Berlin hängen. In der Gegend leben viele Flüchtlinge. (Bild: Twitter / zugezogenovic)

Auf dem fraglichen Werbeplakat steht in großen Buchstaben “Dein Land. Deine Zukunft. Jetzt!” Daneben schlängelt sich eine Spur aus mehreren Länderflaggen durch das Bild. Ganz vorne mit dabei: Die irakische, indische und die afghanische Flagge, ebenso Flaggen des Libanon der Türkei und vielen afrikanischen Ländern.

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Der weitere Text ist dementsprechend nicht auf Deutsch verfasst, das Plakat gibt es unter anderen in russischer und arabischer Sprache. Die Aufforderung sorgt im Netz für Kopfschütteln: Sie klingt wie ein Last-Minute-Urlaubsangebot, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Eine Twitter-Userin postete eines der Plakate mit arabischer Inschrift, das in Berlin zu sehen sein soll. Die Userin schreibt dazu: “Bleibe jetzt aus Trotz”.

Spiegel-Journalist Hasnain Kazim macht eine kleine grammatische Übung daraus:

“Freiwillige Rückkehr in die Heimat”, steht in der Überschrift. Im Textfeld links wirbt das Ministerium damit, für volle zwölf Monate die Wohnkosten der Flüchtlinge in ihrem Heimatland zu übernehmen. Schnell sein lohnt sich: Die Voraussetzung hierbei ist, dass sich die Flüchtlinge bis zum 31. Dezember 2018 für die freiwillige Rückkehr angemeldet haben müssen. Mittlerweile haben sich weitere Twitter-User eingeklinkt und Gegenentwürfe des Plakats gepostet. Zu sehen: Horst Seehofer mit der bayerischen Flagge und einer Modelleisenbahn so wie die, die er bekanntlich im Keller stehen hat er selbst möge dich bitte nach Bayern zurückkehren.

Gegenüber dem Online-Magazin “bento“ bestätigte das Innenministerium die Aktion. Die Plakate hängen seit Mitte November in Berlin, später sollen noch Leuchtplakate hinzukommen. Der Werbeetat hierfür liegt bei einer halben Million Euro. Auch auf Nachfragen über Twitter reagiert das Innenministerium entsprechend.

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Das Rückkehrprogramm zur freiwilligen Rückkehr mit dem Namen REAG/GARP existiert bereits seit den Neunzigern, nun wird aber wie bei einem Urlaubsangebot mit einer Bonuszahlung geworben. Das Zusatzprogramm Starthilfe Plus, das für einige Länder gilt, gibt es laut Auskunft des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge seit 2017. Das Innenministerium kooperiert dafür mit der Internationalen Organisation für Migration (IOM). Geflüchtete, die in ihre Heimet zurückkehren wollen, aber die finanziellen Mittel dazu nicht haben, sollen sich dort kostenfrei beraten lassen und finanzielle Zuschüsse bekommen können.

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