Freund von Clan-Größen - Will unbedingt in Deutschland bleiben: Geheimbericht offenbart Hasswelt eines Predigers

Abdul Alim Hamza (l.) posiert auf Instagram mit Clan-Boss Arafat Abou-Chaker. Nun sitzt er in Abschiebehaft.<span class="copyright">Instagram</span>
Abdul Alim Hamza (l.) posiert auf Instagram mit Clan-Boss Arafat Abou-Chaker. Nun sitzt er in Abschiebehaft.Instagram

Leoni Hamza, alias Abdul Alim Hamza, war auf TikTok als freundlicher Prediger bekannt. Doch hinter der Fassade versteckt sich ein radikaler Salafist. Ein Bericht der Bonner Staatsschützer stellt ihn als gewalttätigen Extremisten dar, der seine Familie tyrannisiert und antisemitische Hetze verbreitetet haben soll. Nun sitzt er in Abschiebehaft – doch sein Einfluss bleibt gefährlich.

Nach außen hin verkörperte Leonis Hamza, alias Abdul Alim Hamza , den gut gelaunten, vertrauensseligen Online-Prediger aus Bonn. Der kosovarische Islamist gilt als einer der TikTok-Stars, der mit seinen Hasstiraden insbesondere sinnsuchende junge Männer für seine salafistische Ideologie zu gewinnen sucht. Ein Wolf im Schafspelz, einer jener extremistischen Influencer, die aus Sicht der Ermittler „eine Gefahr für die freiheitliche demokratische Grundordnung“ darstellen.

Predigender TikTok-Star: Bericht stellt ihn als radikal und gewalttätig dar

Dieses Fazit geht aus einem Bericht der Bonner Staatsschützer hervor, das als Grundlage diente, um den 32-Jährigen vor zwölf Tagen in Abschiebehaft zu nehmen. Am Dienstag hat der Hassprediger über seine Anwälte einen Eilantrag mit aufschiebender Wirkung beim Verwaltungsgericht Köln gestellt. „Zugleich hat er gegen die Ausreiseverfügung geklagt“, berichtete Justizsprecher Michael Ott FOCUS online auf Anfrage. Wann in dem Fall eine Entscheidung fällt, ist noch offen.

Dabei wird sicherlich die 51-seitige Analyse der Bonner Staatsschützer eine große Rolle spielen. FOCUS online konnte nun das geheime Dokument einsehen. Die gesammelten Erkenntnisse beschreiben Hamza als radikalen, gewalttätigen Demagogen, der es offenbar mit der Wahrheit bei seinen Beiträgen in den Social-Media-Kanälen nicht so genau nimmt. Am 9. Juni 2023 postete Hamza ein Bild mit einem seiner kleinen Söhne.

Der Junge sei sein Sonnenschein, ließ er wissen. Für seine Follower inszenierte sich der Islamist als fürsorglicher Familienvater – äußerst kinderlieb. Die Ermittlungen der Bonner Polizei sowie Erkenntnisse des NRW-Verfassungsschutzes ergeben ein ganz anderes Bild. Dem internen Bericht zufolge soll sich Hamza gegenüber seiner Frau und seiner Tochter wie ein Tyrann aufgeführt haben.

Ermittler: Hamza nannte seine Tochter einen Fluch

Am 27. März 2019 erfuhr die Polizei, dass die Ehefrau des Predigers „aufgrund des streng islamistischen Weltbildes“ ihres Gatten offenbar körperlich gezüchtigt werde, wenn sie seine Anweisungen nicht befolge. Also: Sie musste angeblich ein Kopftuch tragen und durfte keinen Widerspruch äußern. Auch seinen Kinder soll der Prediger Gewalt angetan haben. Laut Polizeireport soll der Salafist seiner Frau gedroht haben, ihr den gemeinsamen Sohn wegzunehmen, sollte sie ihn verlassen.

Am 11. Januar 2023 berichtete der Landesverfassungsschutz in einem Behördenzeugnis über ein abgehörtes Telefonat zwischen Hamza und seiner Schwiegermutter. Offenbar verhielt sich seine fünfjährige Tochter nicht wunschgemäß. Hamza nannte seine Tochter einen Fluch. Er habe seiner Frau gesagt, es sei besser, das Mädchen zu verschenken oder sie zu töten. „Du wirst meinen Namen in der Zeitung lesen, dass ich sie umgebracht habe“. Die Tochter gehorche ihm nicht, „dieses Mädchen ist für mich nicht normal“.

Die Staatsschützer werteten diese Worte als typisches Zeichen für ein frauenfeindliches, salafistisch geprägtes Weltbild, in dem sich das weibliche Geschlecht unterzuordnen habe, andernfalls droht Gewalt. Als die Polizei Hamza zur Rede stellt, spielte der Hassprediger seine Mordgedanken herunter, allerdings machte er keinen Hehl daraus, wie sehr er seine Tochter ablehnte. Zu diesen Vorwürfen über seine Anwälte befragt, antwortete der Hassprediger nicht.

Hassprediger versuchte offenbar Jugendliche einzuschüchtern

Im „Haus der Integration“ hielt Hamza mit einem anderen Hassprediger namens Abu Dujana etliche radikal-islamische Vorträge. Bei mancher Gelegenheit überredete er Jugendliche offensichtlich, zum Islam zu wechseln. Dabei nahm er die Konvertiten auf und stellte die Videos als Beweis für seinen Erfolg bei der Dawah (Mission) ins Netz. Das gab Ärger. Die Posts erfolgten offenbar ohne Absprache mit den jungen Männern und deren Eltern.

Am 30. April konvertierte etwa ein Jugendlicher mitten auf der Straße zum Islam. Hamza veröffentlichte den Clip. Als der Junge darum bat, dieses Video zu löschen, weigerte sich der Online-Imam. Daraufhin zeigten die Eltern des Konvertiten Hamza wegen Verletzung des Kunsturhebergesetzes an. Der Kosovare versuchte daraufhin laut der Ermittler, den Jugendlichen einzuschüchtern, damit die Anzeige fallen gelassen würde.

Ähnliches wiederholte sich wohl mit einem 13-jährigen Schüler. Auch hier soll Hamza dem Jugendlichen per WhatsApp unterschwellig gedroht haben, um eine Strafanzeige vom Tisch zu bekommen. Die Mutter des Jungen bat die Polizei um Hilfe, da ihr Sohn schwer unter Druck gesetzt worden sei. Nachdem die Vorfälle im Haus der Integration bekannt wurden, mussten Hamza und Abu Dujana gehen.

Polizeianalyse: Kontakte in Kämpferszene und Clan-Milieu

Neben Köln agitierte der Bonner Prediger laut den Staatsschützern insbesondere bei der „Deutschsprachigen Muslimischen Gemeinschaft e.V.“ (DMG) in Braunschweig. Vor drei Monaten verbot das niedersächsische Innenministerium den Extremistentreff. Hier hetzte die erste Garde der Salafisten-Prediger gegen die „Ungläubigen“ (Kuffar). Hamza zeigte sich zutiefst traurig über die Schließung. Von einer Verbindung zu Terrorismus, Volksverhetzung, Antisemitismus könne keine Rede sein, beteuerte der Agitator. Das Handeln der Behörden nannte er voreilig.

Dem Staatsschutzbericht zufolge suchte Hamza Kontakte in die Kämpferszene und in das arabische Clan-Milieu. Im Februar und März 2024 postete der Islamist ein Bild mit einem der Starkämpfer im Mixed Martial Arts (MMA), Arslan Magomedov. Mit dem Ex-Bundespolizisten, MMA-Kämpfer und Schauspieler Nick Hein zeigte er sich gut gelaunt am 18. März 2024 bei der Fight Night in Düsseldorf. Netzwerkpflege in bestimmten Kreisen fördert laut den Bonner Ermittlern das Renommee.

Ganz eng scheinen die Kontakte zum berüchtigten palästinensischen Clan-Boss Arafat Abou Chaker gewesen zu sein. Gerade durch die Berliner Milieugröße habe Hamza Verbindungen generiert, die er anderweitig nie bekommen hätte, so der Tenor der Polizeianalyse. Immer wieder veröffentlichte der Bonner Hassprediger Aufnahmen mit Abou Chaker in inniger Pose in den sozialen Medien. Best buddies quasi.

Hamza und Clan-Boss Abou Chaker

Folglich stellte sich Hamza auch hinter seinen Kumpel, als der sich unter anderem wegen versuchter schwerer räuberischer Erpressung, Freiheitsberaubung, Nötigung sowie gefährlicher Körperverletzung und schwerer Untreue vor dem Landgericht in Berlin verantworten musste. Als Kronzeuge hatte der Rapper Bushido seinen ehemaligen Manager Abou Chaker belastet. Doch die Strafkammer sprach den Clan-Boss im Februar von den Vorwürfen weitgehend frei, verurteilte ihn einzig zu einer Geldstrafe.

Sein Bonner Freund Hamza jubelte: „Allhamdulillah, mein großer Bruder @arafat wurde heute offiziell von allen unehrlichen und haltlosen Anschuldigungen frei gesprochen. Möge Allah Dich segnen mein geliebter Bruder. Der Erfolg ist auch unser.“

Solche Posts belegen den Sicherheitsbehörden zufolge vor allem eines: Da sonnt sich einer im Ruhm des anderen. Inzwischen gehört es in der salafistischen Predigerszene zum gutem Ton, sich mit muslimischen Unterweltgrößen öffentlich zu zeigen.

Bonn gilt als Salafisten-Hotspot

Solche Auftritte sorgen für Zuspruch bei den Usern unter 30. „Desto jünger, desto besser kann man diese Klientel zur nächsten Dschihadisten-Generation formen“, betonte ein verurteilter Anhänger der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) aus Duisburg, der unter anderem den Attentäter Anis Amri anlernte. Der tunesische IS-Attentäter war am 19. Dezember 2016 mit einem gekaperten Lkw auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz gerast und hatte elf Menschen getötet.

Seit Jahrzehnten gilt Bonn als Salafisten-Hotspot. Von hier aus zogen die ersten Fanatiker seit den frühen 2000er-Jahren nach Afghanistan in den Dschihad. Manche kehrten zurück und planten wie die sogenannte „Sauerland-Gruppe“ 2007 Anschläge in Deutschland. 2012 wollte der deutsche Konvertit Marco G. den Bonner Hauptbahnhof in die Luft sprengen. Weitere Terror-Anschläge wurden in NRW verhindert.

Inzwischen hat die Szene sich verändert. Gerade die sozialen Netzwerke nutzt die neue Prediger-Elite, um ihre Hassbotschaften zu verbreiten. Die salafistische Ideologie orientiert sich einzig am Koran, der Sunna (dem Leben des Propheten Mohammed im siebten Jahrhundert) und der sharia (islamische Rechtssammlung). Steinigung beim Ehebruch durch Frauen gehören genauso zu den archaischen Regeln wie die Hand abschlagen beim Diebstahl.

Hamza bezeichnet Israelis als „gottlose Monster“

Die demokratische Grundordnung lehnen Salafisten ab. Allah gilt als Souverän, dessen politische Ziele einzig ein irdischer Kalif durchsetzen kann. Die hiesige Justiz genauso wie das säkulare Verwaltungssystem hierzulande bedeuten den Fundamentalisten nichts. Laut den Bonner Staatsschützern soll Hassprediger Hamza genau für diese krude Ideologie einstehen.

Seit 2017 fällt der Kosovare zudem durch antisemitische Sentenzen auf. Nach dem rechtsterroristischen Attentat auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch mit 51 Toten, kolportierte Hamza laut der Ermittler, dass viele Zeitungen, die unter der Kontrolle der jüdischen Familie Rothschild ständen, die Champagnerflaschen geköpft hätten, als sie davon hörten, dass Menschen dort brutal getötet worden seien. Nach dem Einmarsch der Israelis im palästinensischen Gaza-Streifen sprach Hamza 2024 offenbar von „gottlosen Monstern“, heißt es in dem Bericht.

Letztlich gelangen die Ermittler zu dem Schluss, dass der Online-Prediger ein Risiko „für die öffentliche Sicherheit und Ordnung darstellt“.